Archiv für den Monat Juni 2025

Fussball-(Vor-)Freuden

causasportnews.com – 60/2025, 29. Juni 2025

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(causasportnews / red. / 29. Juni 2025) Nächste Woche geht es los mit der Fussball-Europameisterschaft der Frauen in der Schweiz. Vom 2. Juli bis zum 27. Juli 2025 wird in 31 Spielen in diesem Turnier des Europäischen Fussball-Verbandes (UEFA) das beste Frauen-National-Team des Kontinents ermittelt. 16 National-Mannschaften nehmen an dieser Europa-Meisterschaft teil. Die Spanierinnen wollen den EM-Titel-verteidigen und treten als Favoritinnen an; auch Deutschland und Frankreich werden Titel-Chancen eingeräumt. Kämen die Schweizerinnen zu Titelehren, dürfte das als Sport-Sensation des Jahres zu werten sein. Apropos Spanierinnen: Kurz vor dem EM-Anpfiff in der Schweiz ist das Berufungs-Urteil in der «Kuss-Affäre» des früheren Spanien-Fussballpräsidenten gegen die ehemalige Spielerin Jennifer Hermoso bekannt geworden: Luis Rubiales’ Kuss auf den Mund der mit ihrer Mannschaft 2023 erfolgreichen Jennifer Hermoso – Spanien gewann in Australien die Frauen-Fussball-WM – wurde auch im Berufungsverfahren als sexueller Übergriff qualifiziert. Die Tathandlung (Kuss auf den Mund ohne Einverständnis) wurde, wie von der Vorinstanz, zwar als einigermassen «milde» eingestuft, doch für diese abgeschwächte Form eines sexuellen Übergriffes wird Luis Rubiales nun eine höhere Geldstrafe bezahlen müssen. Bestätigt in der Berufung wurde das in erster Instanz ebenfalls verhängte Kontaktverbot. Auch für die Rekord-Torschützin im Spanischen Team hat die «Kuss-Affäre» offensichtlich Folgen. Sie wird an der EM in der Schweiz nicht dabei sein. An ihrem Alter (35 Jahre) dürfte es nicht unbedingt liegen…

Im Moment und vor dem Beginn der Spiele ist das EM-Turnier der Frauen in der Schweiz kein «Aufreger». Medien-Kommentatoren registrieren zwar eine «dezente Vorfreude» auf das Turnier. Ob alle Stadien beim Anpfiff der 31 Partien voll besetz sein werden, wird sich weisen. Die Spiele dürften mit Blick auf die zu erwartenden TV-Einschaltquoten zumindest teilweise keine «Strassenfeger» sein. Männiglich befürchtet sogar den «Skirenn-Effekt» früherer Jahre, als Schulklassen an die Weltcup-Rennstrecken gekarrt wurden, um den Eindruck grosser Zuschauer-Begeisterung bezüglich der Skirennen zu suggerieren. Heute ist vor allem die von den Medien geförderte Ansicht relevant, dass «man» den Frauen-Fussball einfach gut zu finden hat.

Ähnlich liegen die Dinge auch bei den kickenden Männern, die derzeit und innerhalb eines Monats in den USA den Fussball-Klub-Weltmeister in 63 Partien erküren. Die Männer (32 Klubs) tragen also in ihrem Turnier mehr als doppelt soviele Spiele aus wie die Frauen an der EM in der Schweiz. Nach wie vor ist das öffentliche Interesse an diesem FIFA-Wettbewerb in den Vereinigten Staaten nicht gerade überbordend. Die Freude am Turnier hält sich in Grenzen. Im Moment versuchen der die Klub-WM organisierende Welt-Verband FIFA und die dem Weltfussballverband gegenüber wohlwollend gestimmten Medien hedonistisches und teils auch opportunistisches Gegensteuer zu geben und die Kritiker, Zweifler und Nörgler des Klub-Wettbewerbs mit allen Mitteln zum Schweigen zu bringen. Hierzu werden auch Prominente und Fussball-Legenden aller Art eingespannt. Mit dem Brustton der Überzeugung lässt es beispielsweise der Schweizer Nationalcoach Murat Yakin die (mediale) Welt wissen: «Die Klub-WM ist ein Fussballfest». Natürlich weiss er, dass nicht alle Festivitäten auf der Welt freudvoll sind. Aber ein Fest ist ein Fest. So legt der rührige Trainer nach und äussert sich noch wie folgt zur Klub-Weltmeisterschaft: «Die FIFA riskiert und bewegt etwas». Ein bewegender Verband für bewegte Männer – das ist das Fussball-Rezept für die Allgemeinheit. Bald wird es die Welt gemerkt haben.

Die Ächtung Russlands und der Ausnahme-Tatbestand «Sport»?

causasportnews.com – 59/2025, 27. Juni 2025

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(causasportnews / red. / 27. Juni 2025) Angesagt war (lediglich) eine «Spezialoperation», als Russland am 24. Februar 2022 die Kriegsmaschinerie gegen die Ukraine richtete. Ganz schnell hätten die aufmüpfigen Ukrainerinnen und Ukrainer zur Räson gezwungen werden sollen, doch daraus wurde nichts. Seit über drei Jahren tobt der von den Russen angezettelte Krieg, der kein Ende zu nehmen scheint. Die «Spezialoperation» wird zur Dauerschlacht, die seitens Russlands in Verletzung des Völker- und des Kriegsvölkerrechts geschlagen wird. Russland hat sich mit diesem rechtswidrigen und menschenverachtenden Verhalten international mehrheitlich in die Isolation manövriert. Irgendwie scheint sich die Menschheit jedoch an diese brutale Schlächterei, für die es keine Entschuldigung gibt, gewöhnt zu haben. Oder der Fokus wird durch die Staatengemeinschaft in Richtung Israel gerichtet, das im Gaza Krieg führt und völkerrechtswidrig ein Volk vertreibt und aushungert. Doch die kriegerischen Ereignisse jagen sich. Aktuell bekämpfen sich auch noch Israel und der Iran. Da treten die anderen Auseinandersetzungen schon einmal, zumindest temporal, in den Hintergrund.

Dennoch sei der Blick nochmals zurück auf den Krieg zwischen Russland und der Ukraine gerichtet. In diesem Zusammenhang tut sich in sportlicher Hinsicht Unglaubliches: Da hat der Meistermacher des FC Basel, Fabio Celestini, der für die Basler auch den Cup-Sieg realisiert hatte, angekündigt, sein sportliches Glück künftig in…Russland zu suchen und zu finden. Im fast von der ganzen Welt geächteten Russland? Ja! Was den bald 50jährigen Schweizer dazu bewegt hat, die Trainerstelle des russischen Militärklubs ZSKA Moskau zu übernehmen, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Aber er tut es. Dieser Schritt des besten Trainers der Schweizer Fussball-Liga 2024/25 war eine Trainer-Transfer-Bombe. Es ist müssig festzuhalten, dass die Stimmen zu dieser Entscheidung weitgehend negativ klingen; viele Menschen bekunden jedoch auch Verständnis für den Schritt von Fabio Celestini. Fast wie ein schlechter Karnevals-Scherz mutet es an, dass der Ex-FC Basel-Trainer nun zu einem russischen Aushängeschild wird und so auch indirekt die russische Brutalo-Aggression gegen die Ukraine zumindest ideell mitträgt. Falls er rausfliegen sollte, kann er wenigstens auf den Klub-Hauptsponsor von ZSKA Moskau zurückgreifen – die bekannteste, russische Airline «Aeroflot», witzeln die Menschen, welche für den Schritt des Schweizers wenig Verständnis haben. Bei der Beurteilung der Frage, ob Fabio Celestini mit diesem Transfer nach Moskau klug und besonnen entschieden hat, scheiden sich die Geister. Auch deshalb, weil Sport bekanntlich nichts mit Politik zu tun hat, die Ethik ebenso nichts mit Politik und die Moral bekanntlich so oder so nach dem «Fressen» kommt (im Sinne von Bertold Brecht in der «Dreigroschenoper»).

Das von der Staatenwelt weitgehend geächtete Russland ist aber auch sonst für Protagonisten aus dem Sport ausserhalb Russlands interessant. Für den FC Sion aus dem Wallis zum Beispiel. Es ist der Klub des streitbaren Präsidenten Christian Constantin, der sich in der Boulevard-Presse in grossen Lettern so äussert: «Ich habe keine Skrupel, in Russland zu spielen». Was ist geschehen? Russland bemüht sich um Teilnahmen im internationalen Fussball, obwohl das Land der Kriegstreiber im Kreml praktisch aus dem internationalen Fussballgeschäft ausgeschlossen ist. Da winkt z.B. der Klub Zenit St. Petersburg mit viel Geld Vereine zu Testspielen nach Russland. Also genau das Richtige für den FC Sion, der sich offenbar diese Einnahmequelle nicht entgehen lassen will und ethische Bedenken bezüglich solcher Aktivitäten locker wegsteckt. «Ich habe es immer so gehalten und halte es auch heute so: Sport und Politik soll man sauber trennen», so FC Sion-Präsident Christian Constantin. Sport ist ja auch nur die Fortsetzung von Kriegshandlungen mit friedlichen Mitteln…Schön wäre es! Schliess darf Opern-Star Anna Netrebko auch bald wieder im Zürcher Opernhaus singen. In den Opern stehen Metzeleien aller Art bekanntlich auch meistens im Zentrum. Entscheidend sind saubere Trennungen von was auch immer. Es gibt schliesslich nicht nur den Ausnahme-Tatbestand «Sport».

Jakob Ingebrigtsen: Gestählt durch Gewalt in der Familie zu Olympia-Gold?

causasportnews.com – 58/2025, 25. Juni 2025

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(causasportnews / red. / 25. Juni 2025) Norwegen ist ein Vorzeige-Land bezüglich erfolgreicher Sportlerinnen und Sportler. Zu diesen Top-Akteuren gehört auch der Mittel- und Langstreckenläufer Jakob Ingebrigtsen, der an den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio über 1’500 Meter und an den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris über 5’000 Meter die Goldmedaille gewann. Zudem ist der heute 24jährige Weltklasse-Athlet zweifacher Weltrekordhalter über 2000 und über 3000 Meter. Diese sportlichen Erfolge werden durch familiäre Impakte getrübt, und es verwundert, dass der junge Läufer trotz der unverschuldeten, dunklen Seiten in seinem (Familien-)Leben im Sport derart souverän auftritt. Der Leichtathlet soll unter seinem Vater, Gjert Ingebrigtsen, zumindest keine fröhliche Jugend erlebt haben. In einem Aufsehen erregenden Strafprozess wurde dem Vater von Jakob Ingebrigtsen vorgeworfen, diesem und den andern sechs Kindern dann und wann Gewalt angetan zu haben. Von Schlägen war die Rede und auch von anderen Gewalttaten im Rahmen von Verletzungen der physischen und psychischen Integrität in der Familie Ingebrigtsen. Von Gewalttaten gegenüber mehrerer seiner Kinder ist Gjert Ingebrigtsen kürzlich in Norwegen freigesprochen worden. Konkrete Gewalt durch Vater Ingebrigtsen gegenüber seinen Kindern liess sich fast durchwegs nicht nachweisen, auch nicht Gewalttaten gegenüber Jakob Ingebrigtsen. Weitgehend und vollumfänglich wurde er von den eingeklagten Gewaltvorwürfen freigesprochen. «Lediglich» wegen eines vorsätzlichen Schlages mit einem Handtuch ins Gesicht seiner zur Zeit der Tat 15jährigen Tochter während eines Streites erfolgte ein Schuldspruch; eine Verurteilung wegen des schwereren Vorwurfs der Misshandlung enger Angehöriger erfolgte nicht. Wegen des Schlages ins Gesicht seiner Tochter wurde der 59jährige Angeklagte immerhin zu 15 Tagen Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Auch wenn die strafrechtlichen Folgen bezüglich der Gewaltakte in der Familie Ingebrigtsen eher bescheiden blieben, zeigte sich in diesem Verfahren doch, dass Gewalt in dieser Familie offenbar fast an der Tagesordnung war. Ein Prozessthema bildeten auch angebliche Gewaltakte gegen den erfolgreichen Sportler und Sohn, Jakob Ingebrigtsen. Diesbezüglich blieb der beschuldigte Vater jedoch ohne Schuld und Strafe. Offenbar litt und leidet der Top-Sportler nicht an den Folgen, die er im Elternhaus mit seinen Geschwistern erleben musste. Jakob Ingebrigtsen scheint als Mensch und überragender Sportler keine Schäden davon getragen zu haben. In Norwegen wurden sogar Stimmen laut, welche dahin gingen, dass der sympathische Athlet durch dieses gewaltsame, familiäre Umfeld irgendwie gestählt schon zweimal zu Olympia-Gold lief. Gewalt kann betroffene Menschen zerstören – sie kann sie aber (vielleicht) auch stark machen. Wie dem auch sei: Der «Kriminalfall Ingebrigtsen» ist eine menschliche Tragödie.

Das erstinstanzliche Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Es kann noch vor einer höheren Instanz Berufung eingelegt werden. Vom Staatsanwalt, der zweieinhalb Jahre Gefängnis gefordert hatte, oder von der Verteidigung, die einen vollständigen Freispruch für Gjert Ingebrigtsen verlangte, verlautete in dieser Hinsicht bis dato noch nichts.

Das Spannendste an der Klub-WM geschieht ausserhalb der Stadien

causasportnews.com – 57/2025, 23. Juni 2025

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(causasportnews/red./23. Juni 2025) Seit rund einer Woche plätschert die Klub-Weltmeisterschaft der Fussballer in den USA dahin. Ausserhalb der Sportstätten wird das Turnier, das noch bis zum 13. Juli 2025 dauern wird, kaum wahrgenommen. Auch im Austragungsland läuft das Turnier im Rahmen eines sportlichen «courant normal» ab. Für die teilnehmenden Klubs ist einzig von Interesse, wieviel Geld letztlich an jeden der 32 teilnehmenden Klubs ausgeschüttet wird. In den Stadien sehen die mehr oder weniger gelangweilten Zuschauerinnen und Zuschauer erwartungsfroh dem Ende der Veranstaltung entgegen, wenn feststeht, wie die rund eine Milliarde Dollars an Antritts- und Preisgeldern verteilt werden.

Das Spannendste im Rahmen der aktuellen Klub-WM geschieht nicht in den Stadien, sondern ausserhalb der Fussball-Felder. Zum Glück gibt es noch den US-Präsidenten Donald Trump, der für Farbtupfer ausserhalb des Turnierbetriebs sorgt. Der Mann, der unberechenbar ist und ab und zu verwirrt agiert, irritiert mitunter auch die an der Klub-WM aktiven Fussballspieler. So wähnten sich die Kicker von Juventus Turin wohl eher in den Verwirrten als in den Vereinigten Staaten von Amerika, als der US-Präsident zur Audienz bat. Weil Donald Trump so gut wie nichts von Fussball versteht und ihn dieser Sportart auch nicht sonderlich interessiert, klammerte er beim Besuch der Juventus-Kicker harte Fussball(er)-Tatsachen aus und fragte die Spieler des italienischen Top-Klubs, ob im Team von Juventus Turin nicht auch Frauen spielen könnten. Betretenes Schweigen seitens der Juve-Akteure und blamable Berührtheit waren die Folgen dieser präsidialen Frage. Ein Staff-Mitglied der Italiener rettete die Situation und erklärte, Juventus Turin habe ein hervorragende Frauen-Mannschaft. Donald Trump doppelte nach und meinte: «Aber Juventus Turin sollte mit Frauen spielen, korrekt?». Auf diese Frage hatten die Turiner nur ein müdes lächeln übrig. Was den US-Präsidenten zur Konklusion veranlasste: «Sie sind sehr diplomatisch.». Hintergrund dieser verbalen Bigotterie war natürlich Donald Trumps jahrelanger Feldzug gegen transsexuelle Personen im Sport. Per Dekret verfügte der Präsident schon kurz nach seinem Amtsantritt, dass transsexuelle Sportlerinnen aus dem Frauensport auszuschliessen seien. Logisch, dass sich Donald Trump im Kreise der anwesenden Juventus-Spieler auch noch zur Einwanderungsthematik äusserte; wohl (auch) deshalb, weil seit Jahrzehnten viele Italienerinnen und Italiener in die USA eingereist sind. Die «Leute» kämen, aber sie müssten legal kommen, meinte er. «Wie diese Jungs hier, aus Italien». Mit dem Thema «Iran» ging es dann weiter.-

Der ganze Auftritt bei Donald Trump und die vom Präsidenten angesprochenen Themen kamen den Spielern aus Turin etwas gar «spanisch» vor. Auch dem US-Amerikaner Timothy Weah, der irritiert meinte, es sei komisch gewesen, dass politische Vorgänge thematisiert worden seien. «Ich will ja einfach nur Fussball spielen», sagte der Stürmer-Star in den Diensten von Juventus Turin. Im Gegensatz zu Donald Trump hat sein kickender Landsmann verstanden, dass der Sport apolitisch ist, bzw. sein sollte.

Die Hintergründe zur FIFA-Klub-Weltmeisterschaft

causasportnews.com. – 56/2025, 17. Juni 2025

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(causasportnews / red. / 17. Juni 2025) Seit dem vergangenen Wochenende ist die Klub-Weltmeisterschaft (WM) der FIFA gemäss neuem Format im Gang. 32 Teams spielen in Amerika um eine Milliarde US-Dollars Antrittsgelder und Prämien. Das Turnier präsentiert sich heterogen; einzig das Geld bildet ein Anreiz für die Teilnahme der Teams, welche bis zum 13. Juli um den Titel eines «FIFA-Klub-Weltmeisters 2025» spielen werden. Der Weltmeister wird gesamthaft einiges über 100 Millionen US-Dollars für den Titel kassieren. Über den sportlichen Wert des Turniers scheiden sich die Geister. Das Fussball-Steinzeitresultat des FC Bayern München gegen Auckland City (10 : 0) zum Auftakt des Turniers sagt einiges, aber selbstverständlich nicht alles.

Eine Weltmeisterschaft der Fussballklubs unter der Ägide des Welt-Fussballverbandes FIFA? In der Tat bedeutet dies ein Anachronismus. Die FIFA ist ein Verband der Nationalverbände (ein Verein gemäss Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, ZGB), der Klub-Fussball findet höchstens indirekt unter der Ägide der FIFA statt, im internationalen Kontext jedoch im Konföderationsrahmen. In organisatorischer, struktureller Hinsicht ist ein Wettbewerb der Klubs unter dem Dach der FIFA als Anachronismus zu qualifizieren. Der Nationalmannschafts-Fussball ist eine Angelegenheit des internationalen Fussball-Verbandes FIFA mit Sitz in Zürich, der Klub-Fussball steht unter der Ägide der Konföderationen (Kontinentalverbände). Mitglieder der FIFA sind denn auch einzig 211 Nationalverbände. Die Klubs stehen zur FIFA in keinem Mitgliedschaftsverhältnis und können vereinsrechtlich lediglich als mittelbare oder indirekte Mitglieder des Weltverbandes bezeichnet werden. Die FIFA hat sich somit bezüglich der Klub-WM eine nicht konforme Organisationshoheit angeeignet. Aber so genau will dies offensichtlich niemand sehen, denn das jetzt aufgeblähte Klub-WM-Turnier lässt eben immerhin eine Milliarde US-Dollars über die teilnehmenden Klubs regnen. Diese sind für diese Millionen äusserst dankbar. Denn auch im Fussball auf höchster Ebene gilt: «Zuerst das Fressen, dann die Moral» (nach Bertold Brecht in der «Dreigroschenoper»).

Der Ursprung der «Klub-WM» nach altem Format geht auf das Jahr 2000 zurück. Der Wettbewerb wurde damals anfangs Januar in Brasilien mit acht Teams ausgetragen. Ab 2005 bis 2023 fand die Klub-WM jeweils im Dezember, kurz vor den Weihnachtstagen, statt. Initiator war Joseph Blatter, der 1998 zum FIFA-Präsidenten gewählt wurde. Als Präsident des Weltverbandes war der heute 89jährige Walliser während des ganzen Jahres aktiv und engagiert an allen Fronten aktiv. So gegen Weihnachten und Neujahr hat sich die Agenda des FIFA-Präsidenten jedoch stark gelichtet. Joseph Blatter soll jeweils buchstäblich in ein Inaktivitätsloch gefallen sein. Deshalb habe er mit seinen engsten FIFA-Getreuen die Idee der Klub-WM insbesondere in der Weihnachtszeit ersonnen haben. Dieses Turnier soll vor allem dazu gedient haben, die Einsamkeit des FIFA-Präsidenten in der weitgehend fussball-losen Vorweihnachtszeit und zum Jahreswechsel zu überbrücken. Ab 2005 bis 2023 bestritten jeweils die besten Konföderationsteams sowie der evaluierte Klub aus dem Turnier-Austragungsland die Klub-WM. Joseph Blatter, bis 2016 FIFA-Präsident, hätte sich wohl nie vorstellen können, dass seine ursprüngliche Idee zu einem Milliarden-Geschäft für Klubs mutieren würde. Um den Klub-WM-«Kuchen» balgen sich derzeit vier Mal soviele Klubs wie zum Versuchs-Start des Wettbewerbs anfangs 2000. Damals gab es als Teilnahme- und Rangprämien insgesamt etwas mehr als 5 Millionen US-Dollars zu verdienen. Heute bietet die Klub-WM einen starken, finanziellen Anreiz für die 32 teilnehmenden Teams.

Bei der Klub-WM in den USA klingeln wenigstens die Team-Kassen

causasportnews.com – 55/2025, 16. Juni 2025

(causasportnews / red. / 16. Juni 2025) Am Tag, als das aktuelle Heft des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» auf dem Cover die Frage betreffend USA in den Raum stellte: «Will man da noch hin?», begann gleichzeitig ebenda das vom Weltfussballverband FIFA angekündigte und organisierte Top-Fussballereignis dieses Jahres: Die Klub-Weltmeisterschaft 2025. Simplifiziert ausgedrückt und auf den Sport gemünzt würde das «Spiegel»-Titelblatt (Nr. 25, 14. Juni 2025) dieser Konklusion entsprechen: «Niemand hat ‘Bock’ auf die USA». Auf die Verhältnisse in Deutschland fokussiert sei noch der Untertitel aus dem «Spiegel» zitiert: «Wie die Deutschen sich von den USA abwenden». Das alles hat wohl einen Zusammenhang mit dem kürzlich erfolgten Besuch des Deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz beim US-Präsidenten Donald Trump. In Form einer Geburtsurkunde aus dem Hause Trump belegte der clevere Regierungschef, dass Donald Trump seine Wurzeln in der Pfalz in Deutschland hat. Das alles hielt ihm Bundeskanzler Friedrich Merz, den Urkunden-Beweis edel in Gold gerahmt, vor die Nase. Donald Trump ist also ein deutsch-stämmiger US-Einwanderer; «einer von uns» also, zeigte ihm der kluge Taktiker aus Brilon im Sauerland auf. Das kam nun offenbar an beim offensichtlich geschockten US-Haudegen, der seither mit Deutschland pfleglich zurückhaltend und angepasst umgeht! Sicher keine schlechte Voraussetzung für die soeben in den USA begonnene Klub-Weltmeisterschaft (WM), die am 13. Juli mit dem Finalspiel zu Ende gehen wird. Organisiert wird dieses Klub-Turnier zwar vom Schweizer Verein FIFA und nicht etwa von Deutschen, was für Donald Trump kaum einen Unterschied macht. Schweiz oder Schweden – Hauptsache Westindien…

Mit der FIFA kann es der US-Präsident schon seit seiner ersten Präsidentschaft gut. Der aktuelle FIFA-Präsident Gianni Infantino gilt als einer seiner besten Freunde. Die Schweiz mögen Donald Trump und die USA vor allem deshalb gut, weil sich die Schweiz auf verschiedenen Ebenen trefflich ausnehmen lässt, nicht nur im Banken-Business; dabei ist zu sagen, dass der träge Opportunismus der Schweizer nicht den Amerikanern anzulasten ist. Der Schlag der USA gegen die FIFA und deren Funktionäre im Jahre 2015, als auf Ersuchen der Amerikaner reihenweise Fussball-Funktionäre im Zürcher Nobel-Hotel «Baur au Lac» verhaftet wurden, wird heute von allen Seiten so totgeschwiegen wie die, je nach US-Präsident, angekündigte, jedoch bis dato nicht realisierte Schliessung des US-Gefangenenlagers Guantanamo.

Jetzt freuen sich also Donald Trump und Gianni Infantino zusammen, dass im Vorfeld der Fussball-WM-Endrunde im kommenden Jahr in den USA, in Kanada und in Mexiko, nun eine Art WM-Hauptprobe während eines Monats in Amerika stattfindet, in einem Land, das tendenziell zu den Fussball-Entwicklungsländern gehört. 32 Klub-Teams machen bis zum 13. Juli 2025 den Klub-Weltmeister unter sich aus. Sportlich interessiert dieses Turnier kaum, die Stadien müssen geradezu auf listige Weise gefüllt werden. Bereits jetzt sprechen die Medien von «Zuschauerdebakel» und von einer «Flop-Veranstaltung». Das TV-Publikum mag gar nicht hinsehen, was sich in diesem Land auch in dieser sportlichen Hinsicht abspielt. Den Spielern «stinkt» die Teilnahme an der Klub-WM weitgehend. Einzig die teilnehmenden Klubs finden das Fussball-Ereignis in den USA «great». Immerhin spielen die 32 Teams um insgesamt eine Million US-Dollars, die in der Klub-WM-Kasse auf die Verteilung warten; Saudia-Arabien und die Rechteverwertung machen es möglich (Saudia-Arabien wird die Fussball-WM-Endrunde 2034 ausrichten). Die Hälfte des Geldes wird im Rahmen von Startprämien ausgeschüttet (an die Klubs aus Europa werden 13 bis 38 Millionen US-Dollars ausbezahlt, nach dem Motto: Mehr bekommt, wer bereits viel hat). Der Sieger kann über 100 Millionen US-Dollars einstreichen. Jeder Sieg an der Klub-WM zahlt zwei Millionen, der Achtelfinaleinzug ist rund acht Millionen wert, für das Erreichen des Viertelfinals werden 13 Millionen ausgeschüttet, usw.

Anmerkung: In der nächsten Meldung von «causasportnews» (56/2025) wird kurz erörtert, weshalb die Klub-WM ein Anachronismus darstellt und weshalb der damalige FIFA-Präsident Joseph Blatter überhaupt die Klub-WM ins Sportleben rief.

Nun Sicherheit über alles im Radsport

causasportnews.com – 54/2025, 12. Juni 2025

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(causasportnews / red. / 12. Juni 2025) Über die Sicherheit im Radsport ist seit Monaten viel gesprochen worden. Vor allem der Tod der 18jährigen Muriel Furrer anlässlich der Rad-Weltmeisterschaften im Raum Zürich im September des letzten Jahres hat die Szene nicht nur aufgewühlt, sondern auch dafür gesorgt, dass in punkto Sicherheit nun einiges getan wird. Als geradezu unerträglich ist der Umstand eingestuft worden, dass die hoffnungsvolle Fahrerin in einer Abfahrt in einem Waldstück bei Küsnacht ZH von der Strasse abkam, wahrscheinlich in einen Baum prallte und dann eineinhalb Stunden schwer verletzt oder sterbend unauffindbar war. Die genaue Unfallursache ist immer noch Gegenstand der rechtsmedizinischen Untersuchungen sowie der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Unklar ist zudem, ob Muriel Furrer allenfalls hätte gerettet werden können, falls sie früher entdeckt worden wäre (vgl. dazu auch causasportnews vom 12. Mai 2025).

Die Organisatoren der Tour de Suisse haben nun vor der diesjährigen Austragung der Schweizer Landes-Rundfahrt (Frauen vom 12. bis 15. Juni; Männer vom 15. bis 22. Juni) eine Weltneuheit im Sicherheitsbereich angekündigt, die auch umgesetzt wird: Ein umfassendes Fahrer- und Konvoi-Tracking (auch «GPS-Tracking» genannt) zur Überwachung von Aktivitäten von Fahrerinnen und Fahrern. Damit soll verhindert werden, dass sich Vorkommnisse, wie diejenigen, die zum Tod von Muriel Furrer geführt haben, wiederholen. In den Knochen sitzt den Verantwortlichen Tour-Organisationen auch immer noch der Horror-Sturz des damals 26jährigen Gino Mäder, der an der Tour de Suisse 2023 am Albulapass zu Tode kam. Für ihn soll am 19. Juni anlässlich der diesjährigen Tour de Suisse an der Unfallstelle am Albula eine Gedenkstätte eingeweiht werden.

Insbesondere in der Schweiz hat der Radsport seit den Todesfällen von Muriel Furrer und Gino Mäder merklich an Bedeutung und Aufmerksamkeit verloren. Kein Wunder: Wenn der Tod mitfährt, ist dies alles nur noch tragisch und traurig. Zukunftsgerichtet soll nun mehr und alles Mögliche vorgekehrt werden, um die Sicherheit von Fahrerinnen und Fahrern bei Radsportveranstaltungen zu gewährleisten. Das umgesetzte «GPS-Tracking» anlässlich der Tour de Suisse 2025 ist zweifelsfrei ein wichtiger und unerlässlicher Schritt in die richtige Richtung. Das Thema «Sicherheit» im Radsport beherrscht dann auch die Diskussionen, die sportliche Ebene tritt in den Hintergrund. Kaum jemand hat bis jetzt zur Kenntnis genommen, und dies interessiert auch nicht vordergründig, dass die drei «Grossen» des Radsports an der diesjährigen Schweizer Landesrundfahrt nicht dabei sein werden: Tadej Pogacar, Jonas Vingegaard und Remco Evenepoel.

Keine Ängste der Päpste bei Elfmetern

causasportnews.com – 53/2025, 10. Juni 2025

(causasportnews / red. / 10. Juni 2025) Mit seinem Paradewerk «Die Angst des Tormanns beim Elfmeter» schrieb sich der österreichische Nobel-Preisträger Peter Handke in die literarische Ewigkeit; die prestige-trächtige Auszeichnung ist ihm 2019 verliehen worden. Der Titel seines bekannten Buches hat zwar in inhaltlicher Hinsicht wenig mit Sport und den allgemein nachvollziehbaren Ängsten des Torhüters beim Elfmeter zu tun, aber das Werk des heute 82jährigen Österreichers war zugleich ein literarischer Steilpass aus dem Raum des nicht-intellektuellen, sportlichen Umfeldes in die Sphären der schönen und global beachteten Literatur.

Das Pontifikat des beliebten Papstes Franziskus ging am Ostermontag mit seinem Tod zu Ende. Auch der Sport wurde in diesem Zusammenhang zum Thema. Nicht weil die Schlussetappe des Giro d’Italia 2025, zwar zeit-neutralisiert, am 1. Juni, wie vor Wochen noch mit Papst Franziskus abgesprochen, durch den Vatikan führte und der Sport auf diese Weise zur Hommage gegenüber dem am 21. April verstorbenen Würdenträger der katholischen Kirche wurde, sondern weil allmählich durchsickerte, dass der neu gewählte Papst Affinitäten zum Sport aufweist; insbesondere zum Tennis-Sport. Die Weltranglisten-Nummer 1, den Italiener Jannik Sinner, soll Leo XIV. noch als Kardinal Robert Francis Prevost in den Vatikan eingeladen haben; zwar nicht zu einem Tennis-Match, aber immerhin zum sportlichen Gedankenaustausch. Der neue Papst hatte bis kurz vor seiner Wahl regelmässig Tennis als Ausgleichssport betrieben. Er dürfte sich über die spektakuläre French Open-Niederlage des 23jährigen Südtirolers am Pfingstsonntag nicht allzu stark geärgert haben. Zu einem Match Leo XIV. gegen Jannik Sinner dürfte es jedoch wohl nicht kommen. Ein solches Spiel wäre mit der Würde des Papstamtes wohl nicht zu vereinbaren und würde wohl jeglicher Etikette im Vatikan widersprechen. Leo XVI. wird sich jedoch zweifelsfrei weiterhin in den Fitnessräumen in den päpstlichen Gemächern in Form halten.

Nicht alle Päpste vor Leo XIV. hatten Freude oder Bezugspunkte zum Sport. Abneigungen mit Blick auf den Sport seitens der Päpste in der modernen Zeit sind allerdings eher selten. Im eingangs angetönten, übertragenen Sinne herrschen also bei den Päpsten keine Ängste gegenüber den Fussball-Elfmetern! Nichts mit Sport am Hut hatte offenbar Benedikt XVI., immerhin entfernt verwandt mit der Fussball-Ikone Paul Breitner. Anlässlich des Weltjugendtages 2005 in Köln soll der Papst die Fussball-Legende Pelé gefragt haben: «Sie kommen also aus Brasilien?».

Schon bevor dem Argentinier Jorge Mario Bergoglio 2013 die Tiara aufgesetzt wurde, outete sich Papst Franziskus auch während seines Pontifikats als Fussballfan. Nicht nur argentinische Top-Spieler, wie Diego Armando Maradona oder Lionel Messi, waren gern gesehene Besucher im Vatikan, Papst Franziskus war beispielsweise auch ununterbrochen Vereinsmitglied von Atlético San Lorenzo in Buenos Aires. Der beliebte polnische Papst Johannes Paul II. war nicht nur in seinen Jugendjahren ein begeisterter Berggänger und vor allem ein leidenschaftlicher Skifahrer. Weil ihm der Schwimmsport viel bedeutete, liess er während seines Pontifikats in Castel Gandolfo einen Swimmingpool bauen. Die diesbezügliche Kritik, vor allem betreffend der Kosten, konterte er schlagfertig mit dem gesundheitlichen Totschläger-Argument: Der Bau des Schwimmbads zwecks körperlichen Ertüchtigung sei günstiger als die Durchführung eines kostenintensiven Konklaves (Papstwahl in der abgeschlossenen Sixtinischen Kapelle), soll er trocken gekontert haben. Der sportlichste Papst der moderneren Zeit soll Pius XI. gewesen sein, der von 1922 bis 1939 der oberste Kirchenfürst der Katholiken war. Vor seinem Amtsantritt gelang ihm die erste Überschreitung der Dufourspitze von Macugnaga aus über die Ostwand und den Zumsteinsattel nach Zermatt. Die italienische Normalroute auf den Montblanc («Papstweg») wurde von ihm eröffnet.

(Quellenhinweise: Verschiedene Agenturen; «Neue Zürcher Zeitung» vom 3. Juni 2025)

Ex-Fussball-Schiedsrichter Robert Hoyzer – Täter und Opfer zugleich

causasportnews.com – 52/2025, 6. Juni 2025

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(causasportnews / red. / 6. Juni 2025) Es sind rund 20 Jahr her, doch die Geschichte, die sich damals zugetragen hat, bewegt die (Fussball-)Welt noch immer. Am 21. August 2004 trug sich in Paderborn im Deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen geradezu und (vermeintlich) Sensationelles zu. Im Pokal empfing der Heimklub SC Paderborn 07 e.V. den renommierten Hamburger SV (HSV). Aufgrund der Stärkeverhältnisse eine klare Sache. Fast alle Wetten gingen in die Richtung, mit welchem klaren Resultat der HSV die Paderborner aus dem Pokal-Wettbewerb eliminieren würde. Elfmeter-Entscheide, ein Platzverweis gegen den HSV-Spieler Emile Mpenza und weitere merkwürdige Schiedsrichter-Entscheide sorgten allerdings dafür, dass der Regionalligist Paderborn den Bundesligisten HSV mit 4:2 aus dem Pokal-Wettbewerb warf. Wer auf einen Erfolg der Paderborner gewettet hatte, konnte sich über satte Gewinne freuen. Der Cup hat seine eigenen Gesetze, doch die Sensation vom August 2004 war bald einmal von Gerüchten umrankt. Am 22. Januar 2005 vermeldeten Medien-Agenturen, der damals hoffnungsvolle Schiedsrichter Robert Hoyzer stehe im Verdacht, von ihm geleitete Spiele «verpfiffen», also manipuliert, zu haben – so auch das Pokalspiel zwischen Paderborn und dem HSV -, um der Wettmafia im Zusammenhang mit Sportwetten zu ermöglichen, pekuniäre Gewinne zu erzielen; falls auf ein Sieg von Paderborn gewettet wurde! So war es denn auch: Von der Berliner Sportwetten-Mafia wurde Robert Hoyzer mit einem TV-Flachbildschirm und ein paar tausend Euro dafür geschmiert, dass er u.a. dieses Spiel «verpfiff», was dem Wett-Syndikat ermöglichte, entsprechend hohe Gewinne zu erzielen, weil auf das manipulierte Resultat gesetzt wurde. So hatte sich der talentierte Schiedsrichter dem organisierten Sportwetten-Betrugssyndikat ausgeliefert und so auch seine Funktionärs-Karriere ruiniert. Der heute bald 46jährige Ex-Fussball-Schiedsrichter war sowohl Täter als auch Opfer. Er wurde strafrechtlich sanktioniert und sass bis 2008 wegen Beihilfe zum Betrug ein. Mit dem Auffliegen des Wett-Skandals war auch die Karriere von Robert Hoyzer als Fussball-Funktionär zu Ende. Bei den Wörtern des Jahres 2005 landete das Wort «hoyzern» (gemeint: vermeintliche, bewusste Schiedsrichter-Fehlentscheidungen) auf dem 7. Platz. Aktuell soll Robert Hoyzer bei der Preisvergleichsplattform «Idealo» tätig sein, wie Medienberichten zu entnehmen ist.

Der «Fall Robert Hoyzer» erschütterte den Fussball vor 20 Jahren nicht nur in Deutschland, aber nicht allein wegen der Manipulationen durch Schiedsrichter Hoyzer; aber auch. Mit Blick auf die 2006 stattfindende WM-Endrunde in Deutschland kehrte beispielsweise der Internationale Fussballverband (FIFA) alles vor, um das Turnier mit Blick auf Sportwetten «manipulationsfrei» zu halten. Auch wenn ein WM-Finalspiel kaum durch betrügerisches Verhalten auf dem Platz beeinflusst werden kann, wäre es ein «Super-GAU» gewesen, wenn grundsätzlich 2006 WM-Spiele im Zusammenhang mit Sportwetten manipuliert worden wären. Heute wird das Thema «Spielmanipulationen» im Kontext von Sportwetten eher marginal behandelt. Doch Experten sind sich einig: Unbedeutende Spiele oder spezielle Spielpaarungen, wie etwa in Pokal-Wettbewerben, können jederzeit von der Wettmafia zu Manipulationszwecken missbraucht werden. Es braucht dafür willige Schiedsrichter, für Manipulationen anfällige Spieler, usw.

«Gaga-Duell», «Gaga Challenge», und Geld schiesst eben doch Tore

causasportnews.com – 51/2025, 2. Juni 2025

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(causasportnws / red. / 2. Juni 2025) Das Duell war an sich entschieden, als es der amerikanische Extrem-Bergsteiger Tyler Andrews nochmals versuchte: Den Mount Everest ab Basislager und zurück und ohne Atemhilfe in weniger als 20 Stunden zu bezwingen. Der Amerikaner und der Schweizer Karl Egloff wollten im Mai, im Parallel-Duell und in verschiedenen Anläufen, den Speed-Rekord am höchsten Berg der Welt (8’848 Meter) knacken. Vor allem die Wetterverhältnisse verunmöglichten das ambitionierte Unterfangen (vgl. auch zuletzt causasportnews vom 25. Mai 2025). Als der letzte Versuch von Tyler Andrews am Berg der Berge scheiterte (über 8’400 Meter ging nichts mehr), sass sein Antipode aus der Schweiz bereits im Flugzeug zurück nach Europa. Ob die beiden Bergsteiger neue Speed-Versuche unternehmen werden, um diesen Rekord zu brechen, ist noch nicht klar. Der Geschwindigkeits – Versuch am Mount Everest war erwartungsgemäss ein Thema für die Weltpresse. Diese zeigte teils wenig Verständnis für das Unterfangen, das zweifelfrei eine sportliche Leistung darstellt, auch wenn heuer alle entsprechenden Rekord-Versuche scheiterten. Die Rede war unter anderem auch vom «Gaga-Duell» zwischen Karl Egloff und Tyler Andrews. Eine Problematik im Bergsport besteht darin, dass die Romantik von Berg-Erstbesteigungen in unserer Zeit fehlt. Die Berge sind alle längst bestiegen, sie rufen heute nicht mehr wie zur Zeit von Luis Trenker (sie kommen von selbst, wie der Bergsturz im Lötschental aktuell zeigt); seine Herz-Schmerz-Filme in schwarz-weiss aus der Bergwelt mit den Titeln «Hurra, der Rucksack brennt» und dergleichen, sind in keinen Videotheken mehr zu finden. Es bleiben heute die Derivate des zentralen Bergsteigens. Dazu sind auch Speed-Rekorde zu zählen. So gesehen sind wohl einzig die sportlichen Leistungen, die heute in anderer Form als früher erbracht werden, zu gewichten. Das Duell der beiden Extrem-Sportler war deshalb keinesfalls einfach «gaga» (im Sinne von «verrückt»), sondern eine ausserordentliche, sportliche Tat; auch wenn das Wettkampfziel (rasend schnell nach oben und wieder runter) von keinem der beiden Athleten erreicht wurde.

Undiskutabel «gaga» ist hingegen eine neue Sportart, die in Australien und Neuseeland unter «run it straight» («renn gerade darauf zu») -Challenge praktiziert wird. Die für hochstehende Sprachakrobatik bekannte «Neue Zürcher Zeitung» beschreibt diesen gefährlichen Unfug am 30. Mai 2025 wie folgt: «Zwei Männer nehmen Anlauf, rennen so schnell sie können aufeinander zu – und prallen mit voller Wucht aufeinander, oftmals kopfvoran, wie Schafböcke. Wer umfällt, hat verloren, wer dominiert, gewinnt.». – Soeben ist ein 19jähriger Mann den bei der Ausübung dieser Sportart zugezogenen Kopfverletzungen erlegen. Das Gaga-Treiben erlebt in den sozialen Netzwerken einen Boom. Kein Zweifel, dass dies alles auch der US-Präsident gut finden wird.

Aktuell ist in einer anderen Sportart, im Fussball, soeben eine Grundweisheit entkräftet worden, nämlich, dass Geld keine Tore schiesst. Paris Saint-Germain hat mit einer mit Geld aus Katar finanzierten Mannschaft die Champions League gegen Inter Mailand souverän gewonnen und somit bewiesen: Der globale Fussball-Nabel der Welt liegt nicht mehr in Europa, sondern im arabischen Raum (und der Fussball-Weltverband FIFA hat mit der Vergabe der WM-Endrunde 2034 an Saudi Arabien den Nagel auf den Kopf getroffen). Vor allem ist aber das Bonmot vom Geld, das keine Tore schiesst, entkräftet: Geld schiesst eben wirklich Tore! Vgl. Paris Saint-Germain. Immerhin waren es im CL-Final 2025 fünf an der Zahl gegen das deroutierte Team von Inter Mailand.