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Nun Sicherheit über alles im Radsport

causasportnews.com – 54/2025, 12. Juni 2025

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(causasportnews / red. / 12. Juni 2025) Über die Sicherheit im Radsport ist seit Monaten viel gesprochen worden. Vor allem der Tod der 18jährigen Muriel Furrer anlässlich der Rad-Weltmeisterschaften im Raum Zürich im September des letzten Jahres hat die Szene nicht nur aufgewühlt, sondern auch dafür gesorgt, dass in punkto Sicherheit nun einiges getan wird. Als geradezu unerträglich ist der Umstand eingestuft worden, dass die hoffnungsvolle Fahrerin in einer Abfahrt in einem Waldstück bei Küsnacht ZH von der Strasse abkam, wahrscheinlich in einen Baum prallte und dann eineinhalb Stunden schwer verletzt oder sterbend unauffindbar war. Die genaue Unfallursache ist immer noch Gegenstand der rechtsmedizinischen Untersuchungen sowie der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Unklar ist zudem, ob Muriel Furrer allenfalls hätte gerettet werden können, falls sie früher entdeckt worden wäre (vgl. dazu auch causasportnews vom 12. Mai 2025).

Die Organisatoren der Tour de Suisse haben nun vor der diesjährigen Austragung der Schweizer Landes-Rundfahrt (Frauen vom 12. bis 15. Juni; Männer vom 15. bis 22. Juni) eine Weltneuheit im Sicherheitsbereich angekündigt, die auch umgesetzt wird: Ein umfassendes Fahrer- und Konvoi-Tracking (auch «GPS-Tracking» genannt) zur Überwachung von Aktivitäten von Fahrerinnen und Fahrern. Damit soll verhindert werden, dass sich Vorkommnisse, wie diejenigen, die zum Tod von Muriel Furrer geführt haben, wiederholen. In den Knochen sitzt den Verantwortlichen Tour-Organisationen auch immer noch der Horror-Sturz des damals 26jährigen Gino Mäder, der an der Tour de Suisse 2023 am Albulapass zu Tode kam. Für ihn soll am 19. Juni anlässlich der diesjährigen Tour de Suisse an der Unfallstelle am Albula eine Gedenkstätte eingeweiht werden.

Insbesondere in der Schweiz hat der Radsport seit den Todesfällen von Muriel Furrer und Gino Mäder merklich an Bedeutung und Aufmerksamkeit verloren. Kein Wunder: Wenn der Tod mitfährt, ist dies alles nur noch tragisch und traurig. Zukunftsgerichtet soll nun mehr und alles Mögliche vorgekehrt werden, um die Sicherheit von Fahrerinnen und Fahrern bei Radsportveranstaltungen zu gewährleisten. Das umgesetzte «GPS-Tracking» anlässlich der Tour de Suisse 2025 ist zweifelsfrei ein wichtiger und unerlässlicher Schritt in die richtige Richtung. Das Thema «Sicherheit» im Radsport beherrscht dann auch die Diskussionen, die sportliche Ebene tritt in den Hintergrund. Kaum jemand hat bis jetzt zur Kenntnis genommen, und dies interessiert auch nicht vordergründig, dass die drei «Grossen» des Radsports an der diesjährigen Schweizer Landesrundfahrt nicht dabei sein werden: Tadej Pogacar, Jonas Vingegaard und Remco Evenepoel.

Ein Organisations-Chaos anlässlich der Rad-Weltmeisterschaften 2024 und ein Finanz-Desaster danach

causasportnews.com – 18/2025, 23. Februar 2025

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(causasportnews / red. / 23. Februar 2025) Mit Sportanlässen ist es oft so wie mit einem Hausbau: Es herrschen chaotische Organisationsverhältnisse vor, und zu guter Letzt explodieren die Kosten.- So geschah es anlässlich der Rad-Weltmeisterschaften, die in der Stadt Zürich und in der Agglomeration Zürich vom 21. bis zum 29. September 2024 durchgeführt wurden. Der sportliche Gehalt der Radrennen war durchwegs ansprechend, und dass ein tragischer Todessturz den Grossanlass überschattete, muss als äusserst schmerzhaftes Ereignis angesehen werden. Diesbezüglich ist es allerdings unverständlich, dass die Ursachen des Renn-Unfalls der jungen, erst 18jährigen Schweizerin Muriel Furrer, die einen Tag nach ihrem Unfall am 26. September 2024 verstarb, noch immer nicht bekannt sind. Die Klärung des Unfallhergangs und die Eruierung der Todesursache könnten durchaus rechtlich-relevante Bedeutungen aufweisen. Das Schweigen der WM-Organisatoren zu diesem dramatischen und traurigen Ereignis bis zum heutigen Tag ist jedenfalls unverständlich.

Generell war die Veranstaltung, die vor allem von linken und grünen Kreisen in der Stadt Zürich, der sog. «Velo-Lobby», gefördert wurde, für viele Menschen im Ballungsraum Zürich mehr ein Ärgernis denn ein Radsport-Fest. Vor allem das Gewerbe, das sich während der Rennen mit massiven Beschränkungen konfrontiert sah, macht, sekundiert von bürgerlichen, politischen Parteien, derzeit Druck und tritt offen an die Öffentlichkeit mit der Forderung, dass künftig keine derartigen Gross-Veranstaltungen mehr im Raum Zürich stattfinden sollen. Auch namhafte Kreise in allen Bevölkerungsschichten sprechen sich konkret etwa gegen eine zweite Rad-WM aus. Moniert wird retrospektiv die eingeschränkte Bewegungsfreiheit während der neun Tage dauernden Weltmeisterschaft 2024. Die verschiedensten Einschränkungen für das Gewerbe im Bereich der Rennstrecken werden als unverhältnismässig, unakzeptabel und umsatzschädigend gegeisselt. Jedenfalls herrschte während der neun WM-Tage ein vielschichtiges Organisations-Chaos. Berührt vom Anlass wurden diverse Gemeinden beispielsweise um den Zürichsee. Bauliche Massnahmen auf den befahrenen Strassen waren kostenintensiv, und aufgrund der Streckenführungen bei den Rennen wurden teure Absperr- und Sicherungsmassnahmen notwendig. Offensichtlich fehlte es an einer seriösen Budgetierung dieser Kostenfaktoren, weshalb sich nun die Organisatoren der Weltmeisterschaft mit diversen Gemeinden darüber zanken, wer für diese teils ansehnlichen Extrakosten aufkommen muss. Das Organisationskomitee, meinen diverse mit WM-Extrakosten belastete Gemeinden; die Gemeinden, ist das Organisationskomitee überzeugt. Kommunen, wie Oetwil am See, Zumikon (hier geht es um jeweils 50’000 Franken) und Erlenbach (die Gemeinde verlangt 25’000 Franken) liegen mit den WM-Organisatoren wegen der angefallenen WM-Zusatzkosten im Streit. Zollikon hat das pekuniäre Kriegsbeil begraben und verzichtet auf die Geltendmachung von angefallenen Kosten in der Höhe 17’600 Franken gegenüber den WM-Organisatoren. Nicht wegen der «Geringfügigkeit» des Betrages, sondern weil man sich nicht in einen langwierigen Rechtsstreit einlassen will.

Ein Organisations-Chaos während der Rad-Weltmeisterschaften im letzten September, und ein Finanz-Desaster nach den WM-Rennen sind wohl kaum die Vertrauensbasis, um auch künftig derartige Grossanlässe im Raum Zürich zu organisieren und durchzuführen. Da tritt das grundsätzlich positive, sportliche Fazit nach den WM-Rennen in Zürich und Umgebung tendenziell in den Hintergrund.

Forderungen nach Muriel Furrers Tod

causasportnews / 1206/11/2024, 29. November 2024

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(causasportnews / red. / 29. November 2024) Über zwei Monate sind vergangen, seit die junge Schweizer Radsportlerin Muriel Furrer anlässlich der Rad-Weltmeisterschaften in Zürich ums Leben gekommen ist. Als ob der Vorfall nicht schon an sich tragisch wäre, belastet die immer noch unbekannte Unfallursache vor allem die Familie und die Radsport-Szene: Was geschah am 26. September auf der Abfahrt auf nasser Strasse vom Pfannenstiel in Richtung Küsnacht ZH? Seit Wochen wird untersucht, ermittelt und spekuliert, wie die 18jährige Nachwuchshoffnung zu Tode gekommen sein könnte. Geradezu mysteriös mutet der Umstand an, dass Muriel Furrer von der Strecke abgekommen ist und dann im Wald verschwand. Sie blieb während eineinhalb Stunden unentdeckt. Ihr Verschwinden ist unerklärlich. Vor allem befeuert dieses Faktum die Spekulationen, dass das Leben der hoffnungsvollen Athletin vielleicht hätte gerettet werden können, wenn der Unfall sofort bekannt und die verunfallte Sportlerin hätte geborgen und allenfalls umgehend medizinisch versorgt werden können. In der Tat ist es unglaublich und unverständlich, dass die Menschen zum Mond fliegen können, Drohnen erfolgreich für alle möglichen Belange einsetzen und die Menschheit aktuell das Heil in der sog. «Künstlichen Intelligenz» sucht und offenbar findet, eine Sportlerin in einem WM-Rennen aber während eineinhalb Stunden in einem Wald verschwindet und dieses Verschwinden von niemandem bemerkt wird. Diesen Umstand möchten die Verantwortlichen der Rad-WM bestmöglichst ausblenden, denn auch ihnen ist der tragische Vorfall im Küsnachter Wald nicht mehr geheuer, zumal sich hier durchaus auch Fragen der zivil- und strafrechtlichen Verantwortlichkeit stellen könnten. Jedenfalls präsentieren sich die Verhältnisse derzeit wie in der Politik, wenn bei Missständen und tragischen Impakten Forderungen an wen auch immer gestellt werden. Das ist im Rahmen des Internationalen Radsport-Verbandes (UCI) mit Sitz in Aigle im Wallis nicht anders. Einer der Hauptverantwortlichen der WM-Rennen in und um Zürich, der Schweizer Oliver Senn, fordert zur Überwachung und Kontrolle der Fahrerinnen und Fahrer während der Radrennen ein GPS-Tracking. Dadurch soll verhindert werden, dass Akteure, wie Muriel Furrer, während eines Strassenrennens lange Zeit wie vom Erdboden verschluckt bleiben. Vielleicht hat die «Forderung» von Oliver Senn, der u.a. auch als Direktor der Tour de Suisse tätig ist, etwas für sich. Ein Thema wird den Strassen-Radsport jedenfalls in Zukunft beschäftigen, nämlich, wie dem Umstand abgeholfen werden kann, dass die Rennen immer schneller und gefährlicher werden. Da nützen auch die Strassenhindernisse, die nach der WM in Zürich wieder flächendeckend und geradezu ideologisch getrieben aufgebaut werden, nichts – im Gegenteil. Diese Gefahrenquellen werden kaum zu neutralisieren sein, und auch die staatlich verordnete Unsitte, dass öffentliche Strassen immer mehr zu Parkplätzen «umgenutzt» werden, fördert die Sicherheit im Radsport nicht.

Das traurige Leben von Sir Bradley Wiggins «danach»

causasportnews / Nr. 1175, 29. August 2024

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(causasportnews / red. / 29. August 2024) Vom 21. bis 29. September 2024 werden in Zürich die Rad- und Para-Cycling-Weltmeisterschaften ausgetragen. Dass mit Blick auf diesen Grossanlass eitel Freude am Austragungsort Zürich herrschen würde, wäre eine zu optimistische Einschätzung. Vor allem wird moniert, dass diese Weltmeisterschaften den privaten Verkehr tangieren bis verunmöglichen, was für viele Menschen in Zürich und in den Agglomerationen bereits jetzt ein Problem darstellt. Die bevorstehenden, sportlichen Höhepunkte werden ausgeblendet oder marginalisiert.

Zeit also, um sich mit Vergangenem aus dem Strassen-Radsport zu befassen und auseinanderzusetzen. Dazu gehört Historisches; vor den Weltmeisterschaften in Zürich und nach den beiden Höhepunkten der internationalen Radsportsaison 2024 (Giro d’Italia und Tour de France) geben die aktuellen und ehemaligen Helden der Landstrasse spannende Themenbereiche ab, welche das Publikum zu Hause und an den Strassenrändern faszinieren und fesseln. Was gibt es beispielsweise Attraktiveres, als mittelbar die Hochs (von Aktivkarrieren) und Tiefs (im Leben von Sportlerinnen und Sportlern nach den aktiven Laufbahnen) mitzuerleben? Die Medien tun alles dafür, um diesen Mix von Triumph, Not und Elend am Leben zu erhalten. Wie sagte es einst der ehemalige Deutsche Bundespräsident Christian Wulff aufgrund selber gemachter Erfahrungen trefflich: «Die Medien fahren mit dir hoch, wie in einem Lift; sie begleiten dich dann aber auch, wenn es nach unten geht.».

Einer der aktuell in den Medien figuriert und ebenfalls erlebt hat, was es heisst, ganz oben zu sein, um dann wieder unten anzukommen, ist der ehemalige britische Rad-Star Bradley Wiggins. Der Gewinner der Tour de France (2012), von fünf Olympischen Goldmedaillen und acht Weltmeistertiteln ist obdachlos; «couchsurfen» bei Verwandten und Bekannten nennt er das ironisch. Beim Rücktritt vom aktiven Sport 2016 war der 44jährige Ex-Champion mehrfacher Millionär; 13 Millionen Pfund sollen es gewesen sein, die sich nun verflüchtigt haben. Innerhalb von acht Jahren implodierte das ehemals geordnete Sportlerleben des Briten, dem aufgrund seiner Erfolge die Ehre zuteil wurde, sich «Sir» nennen zu dürfen. Den Tritt, den er auf dem Rennrad oft perfekter fand als seine Gegner, fand er im Sportlerleben «danach» nicht mehr. Schulden in Millionenhöhe sollen ihn als Geschäftsmann erdrückt haben, seine Familie mit Kindern zerbrach, eine weitere Beziehung endete im Desaster. Bradley Wiggins spricht über seine Situation mit turbulenter Kindheit und Jugend ehrlich und ohne Mitleid erwecken zu wollen. Nur über einen Punkt in seinem doch traurigen Leben spricht er nicht: Über die immer wieder aufgetretenen Doping-Anschuldigungen. Hätte der ehemalige Rad-Star sein turbulentes Leben gegen ein einfacheres eintauschen wollen? Seine typische Antwort: «Ja, aber es hat mich dafür zu einer besseren Person gemacht». Dem Radsport hat er definitiv den Rücken gekehrt, auch nachdem er sich erfolglos mit einem eigenen Radsport-Team versucht hat. So wird Bradley Wiggins in Zürich Ende September kaum dabei sein, weder als Zuschauer noch als TV-Kommentator. Wer will sich schon die (Radsport-)Welt von einem gefallenen Helden erklären lassen? Im Moment verscherbelt der Brite übrigens seine Markenrechte – oder versucht es zumindest.

Der Sport frisst seine Kinder

causasportnews / Nr. 1164/07/2024, 26. Juli 2024

(causasportnews / red. / 26. Juli 2024) Man weiss, wie es sich mit den Revolutionen verhält. Sie sind ab und zu und immer wieder prädestiniert, ihre eigenen Kinder zu fressen. Manchmal ist es im Sport ähnlich, wobei die Ebenen vielfältiger sein können. Es gibt den Sport auf und neben dem Platz, wobei im Rahmen der ersten Konstellation die Aktiven (damit sind auch die Frauen gemeint) im Zentrum stehen, in der zweiten Situation diejenigen Personen, welche den Sport ermöglichen, organisieren und verwalten; unter diese Spezien sind insbesondere die Funktionäre (damit sind ebenfalls die Frauen gemeint) zu subsumieren. Zwei Beispiele aus den beiden Bereichen haben in den letzten Tagen für Schlagzeilen gesorgt. Beiden Menschen hat der Sport viel gegeben und für sie im Aktiv- und im weniger aktiven Bereich eine bedeutende Plattform abgegeben. Bevor alles anders wurde.

Zu beginnen ist mit dem passiven Bereich. Jetzt sitzt er endlich ein, frohlockten die Geschädigten von Franz A. Zölch, der rechtskräftig wegen Betrugs verurteilte, ehemalige Eishockey-Top-Funktionär (vgl. auch causasportnews vom 19. Juni 2024). Der Tausendsassa, der sich gewandt und souverän auf dem gesellschaftlichen Parkett bewegte, der gefeierte Medienjurist, der (Miliz-)Offizier im Generalsrang, der Vorzeige-Sport-Funktionär, usw., rutschte nach seiner blendenden Karriere ausserhalb der Eishockey-Felder allmählich mit seinen geschäftlichen Aktivitäten in ein finanzielles Desaster und versuchte sich fieberhaft in Geldbeschaffungs-Massnahmen. Letztlich resultierte dennoch die Pleite. Unbefriedigte Darlehensgeber, vor allem Freunde aus seinem Umfeld, sahen sich vom Strahle-Mann betrogen, und die Strafjustiz sah es letztlich auch so. So wurde der gefeierte, heute 75 Jahre alte Überflieger von gestern, zum verurteilten, gefallenen Straftäter von heute, der zu einer unbedingten Gefängnisstrafe verurteilt wurde, jedoch aus welchen Gründen sich bis jetzt dem Strafvollzug entziehen konnte. Dem korrupten Filz im Kanton Bern sei Dank, wurde gemunkelt. Wahrscheinlicher ist, dass ein Grund für den Strafvollzugs-Nichtantritt mit dem verschlechterten Gesundheitszustand der Verurteilten zusammenhing. Seit ein paar Tagen sitzt der massiv Gestrauchelte trotz allem. Es ist dies der Schlusspunkt einer auch traurigen Geschichte, bezüglich der man sich innigst wünschen würde, sie wäre nicht geschehen.

An Schulden zerbrach (auch) ein ganz Grosser des Radsports. Bradley Wiggins im Velo-Sattel entzückte bis 2012 die Massen. Als 32jähriger gewann er als erster Brite die berühmteste Rundfahrt der Welt, die Tour de France. Im Zeitfahren sicherte er sich danach Olympisches Gold; weitere Erfolge an Olympia folgten. Der Umstand, dass derzeit die Sport-Community auf die Olympischen Spiele nach Paris schaut, mag ein Grund dafür sein, dass von den grandiosen Erfolgen von Bradley Wiggins, der hierfür als «Sir» geadelt wurde, im Moment gerade wieder viel gesprochen wird. Nach seinem Rücktritt vor acht Jahren stellten sich geschäftlichen Erfolge für Sir Bradley Wiggins nicht so ein wie die vormals sportlichen. Sein erstrampeltes Vermögen von geschätzten 13 Millionen Pfund löste sich gleichsam in Luft auf, und es resultierten sogar Schulden. Bei Freunden und Bekannten soll er dezeit «couchsurfen». Der heute 44jährige Sir Bradley Wiggins wäre jedoch nicht Bradley Wiggins, wenn er nicht auch dieser Situation etwas Positives abgewinnen würde. Sein zuvor turbulentes Leben habe er gegen ein Einfaches eingetauscht. Das weise den Vorteil auf, dass ihn dies zu einer besseren Person gemacht habe, sagte der ehemalige, gefeierte Radsport-Held gegenüber Journalisten.- Dem ist wohl nichts beizufügen…

Citius, altius, fortius – oder darf’s doch ein bisschen langsamer sein?

causasportnews / Nr. 1129/04/2024, 9. April 2024

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(causasportnews / red. / 9. April 2024) Seit im Jahr 1844 Michel Bréal die Schlagworte «citius – schneller, «altius» – höher, «fortius» – stärker, worunter auch «weiter» verstanden wird», als Motto für den Sport der Neuzeit vorschlug und die entsprechende Idee dannzumal auch verabschiedet worden ist, wird dieser trilogische Slogan bei jeder sich bietenden Gelegenheit thematisiert. Zwischenzeitlich hat der amtierende Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOK), Thomas Bach, noch einen draufgegeben: Der Sport soll neben schneller, höher und weiter auch «communiter» (gemeinsam) sein, wobei diesbezüglich die Steigerungsform wohl bewusst weggelassen worden ist; gemeinsamer geht denn doch nicht. Seit 2021 bedeutet der Sport nach dem Willen des höchsten Olympioniken also nicht nur Leistungssteigerung, sondern bildet vor allem eine Wohlfühloase der Menschen, die sich bekanntlich auch ausserhalb des Sportes lieben, achten und schätzen (sollen).

In traditioneller Hinsicht bleibt der Sport jedoch ein Leistungsmessen. Etwa im Radsport. In dieser Sparte ist schneller und schneller angesagt. Oder anders: Wer bremst, verliert. Bremsen ist nicht das Ding des Radstars Mathieu van der Poel. Der Holländer ist bei Radrennen das Mass aller Dinge. Beim Rad-Klassiker von Paris nach Roubaix am letzten Sonntag trat der 29jährige Ausnahmekönner plötzlich unwiderstehlich an und beendete das berühmte Eintagesrennen nach einer 60 Kilometer-Soloflucht als Erster. Er fuhr letztlich schneller (eben citius) als die Konkurrenz; so einfach ist das Erfolgsrezept im Radsport. Doch seit dieser noch jungen Strassen-Saison 2024 ist klar, dass der Radsport immer gefährlicher wird. Furchterregende Stürze, schwere Verletzungen und immer wieder «Massaker auf der Strasse», so beschreiben die Medien den Zustand des aktuellen Radsports. Es hat aber aktuell nicht nur «Mitfahrer» erwischt. Auch Remco Evenpoel, Promoz Roglic und Jonas Vingegaard gehören zu den Sturzopfern, die teils schwere Verletzungen erlitten haben. Der Internationale Radsportverband (UCI), Tour-Organisatoren und Sportler selber sehen nur eine Lösung, um den gefährlich gewordenen Radsport zu entschärfen: Weg vom «citius», will heissen: Verlangsamung der Rennen um jeden Preis. Die Entschärfung von Rennstrecken, etwa durch den Einbau von Schikanen, gestaltet sich aber auf gegebenen Strassen nicht so einfach, wie dies wünschenswert wäre. Das Problem ist letztlich bei den Fahrern selber zu orten, welche immer höhere Risiken einzugehen bereit sind.

Das Geschwindigkeits-Risiko ist nicht nur zum Problem im Radsport geworden. Auch der alpine Skisport erlebte 2023/24 eine geradezu dramatische Selektion von teils Top-Fahrerinnen und -Fahrern durch brutale Stürze und Unfälle. Der Norweger Aleksander Kilde, um nur einen Namen zu nennen, kämpft sich nach einem schweren Rennunfall in Wengen anfangs dieses Jahres zurück an die Spitze; es ist derzeit nicht sicher, ob er künftig und bereits in der nächsten Ski-Saison an seine bisherigen Erfolge wird anknüpfen können. Häufig wie nie mussten im vergangenen Winter Speed-Rennen unterbrochen werden, um Helikopter-Bergungen von schwer gestürzten Fahrerinnen und Fahrern zu ermöglichen. In der kommenden Saison sollen die Speed-Rennen bei den Frauen und bei den Männern nun verlangsamt werden. Freiwillig werden Fahrerinnen und Fahrer keine Konzessionen an die Risikobereitschaft machen.

Im Rad- und im Skirennsport lässt sich das «citius» nicht einfach durch eine Vernunftmaxime ersetzen. Den Akteurinnen und Akteuren müssen wohl durch andere Mittel Grenzen gesetzt werden, um ihre Risikobereitschaft einzudämmen. In beiden Sparten muss es letztlich einfach ein bisschen langsamer werden.

Schockierendes, Tragisches und Ungeklärtes

causasportnews / Nr. 1110/02/2024, 16. Februar 2024

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(causasportnews / red. / 16. Februar 2024) Nicht nur die Leichtathletik-Welt ist geschockt: In der Nacht auf den 12. Februar 2024 verstarb im Alter von erst 24 Jahren der Marathon-Weltrekordhalter Kelvin Kiptum. Der Kenianer kam bei einem Autounfall ums Leben. Vor ein paar Monaten stellte der begnadete Langstreckenläufer anlässlich des Chicago-Marathons am 8. Oktober 2023 mit 2:00:35 einen Fabel-Weltrekord auf. Nun ist der Kenianer mit noch Lauf-Potential ohne Ende tragisch von dieser Welt geschieden. Sein Ableben löste in Kenia eine Staatstrauer aus, nachdem sich die Todesnachricht in Windeseile verbreitete. Der Marathon-Weltrekordhalter sass selber am Steuer seines Autos mit dem Kelvin Kiptum mit einem Baum kollidierte. Der Trainer des Weltrekordhalters, Gervais Hakizimana, der mit Kelvin Kiptum im Auto sass, verstarb mit seinem Schützling. Eine weitere Person wurde schwer verletzt.

Nur zwei Tage später wurde eines Radstars gedacht, der vor genau zwanzig Jahren starb: Marco Pantani. Die Leiche des 34jährigen Italieners wurde am 14. Februar 2004 in einem Hotel in Rimini gefunden. Um den Tod des Ausnahmeathleten, den sie nicht nur in Italien den «Piraten» nannten, entbrannten Diskussionen, und es wurden Mutmassungen und Spekulationen zuhauf angestellt. Das tragische Ende des Giro-Siegers und Dominators der Tour de France, der die härtesten Radrennen der Welt im gleichen Jahr, 1998, gewann, war gemäss offizieller Version auf Drogen- und Medikamenten-Konsum zurückzuführen. Dies ist eine Version für die Ursache des Ablebens von Marco Pantani, der die Berge so rasch und mit Leichtigkeit mit seinem Rad zu erklimmen pflegte wie zu seiner Zeit kaum ein anderer Pedaleur. Vor allem seine Mutter glaubt nicht daran, auch nicht an die Theorie, ihr Sohn habe seinem Leben mit Drogen und Medikamenten selber ein Ende gesetzt. Suizid sei für ihren Sohn nie eine Variante gewesen, um aus dem Leben zu scheiden, hält Tonina Pantani bis heute fest. Sie glaubt vielmehr, der tragische Tod ihres Sohnes sei ein eiskalter Mord gewesen. Die Mafia habe ihre schmutzigen Hände im Spiel gehabt. Ungeklärtes und Unerklärliches trug sich in der Tat im Jahr 1999 zu, als der überlegene Bergkletterer Marco Pantani in einer verwegenen Fahrt in der Endphase der Italien-Rundfahrt die Führung im Giro übernommen hatte. Dann wurde er zur Dopingprobe aufgeboten, die einen zu hohen Blutwert ergab. Zum eigenen Schutz wurde Marco Pantani sodann umgehend gesperrt und musste den Giro gleichsam durch die Hintertür, niedergeschlagen und gedemütigt, verlassen. Weil sein Arzt am Tage zuvor beim Athleten noch normale Blutwerte festgestellt hatte, macht die Theorie auch heute noch die Runde, die Camorra habe im Wett-Geschäft Millionen gegen einen Sieg von Marco Pantani gesetzt, der deshalb auf diese Weise aus dem Rennen eliminiert wurde. Wie die anderen, genannten Todesursachen lässt sich auch eine aufgestellte Mord-Theorie bis heute nicht beweisen. Nachvollziehbar ist die These, der Fahrer habe die Demütigung des Ausschlusses aus dem Giro zufolge des festgestellten Dopingwertes nie verwunden und sei in Depression verfallen. Es könnte durchaus sein, dass Medikamente gegen Depressionen und der gleichzeitige Drogenkonsum zum Tod des «Piraten» im Hotelzimmer in Rimini geführt hat. Die Todesursache wird wohl nie schlüssig geklärt werden können. Sicher ist, dass der temporäre Held des italienischen Sportes, Marco Pantani, einen einsamen Tod starb und so ein verrücktes Leben im gleissenden Scheinwerferlicht des Sportes auf tragische Weise zu Ende ging.

TdS 2023: Nach den Cyclisten die Juristen

causasportnews / Nr. 1028/06/2023, 19. Juni 2023

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(causasportnews / red. / 19. Juni 2023) Die diesjährige Schweizerische Radrundfahrt Tour de Suisse (TdS) ist beendet. Gott sei Dank, wäre man geneigt zu sagen. Seit dem Unfalltod des Schweizers Gino Mäder, der in der Abfahrt vom Albulapass (causasportnews vom 16. Juni 2023) stürzte und verschied, war der Sport kein Thema mehr; das konnte und durfte er auch nicht mehr sein. Die Kernfrage lautete seit dem Drama um den Schweizer, ob eine Weiterführung der Tour de Suisse noch zu verantworten sei; aus sport-ethischer und aus sportlicher Sicht. Eher unverständlicherweise entschieden sich die Organisatoren für eine Weiterführung des Rennens. Nachdem aber zwei Teams und mehrere andere Fahrer den Rückzug von der Rundfahrt erklärt hatten, wurde das Radrennen allerdings so oder so ein sportlicher Wettbewerb ohne jeglichen Wert. Nur mit Bezug auf die Statistik ist anzumerken, dass der eher unbekannte, bald 23 jährige Däne Mattias Skjelmose Jensen die diesjährige Schweizer Rundfahrt, die in der letzten Phase zur Tour der Trauer wurde und an der niemand mehr Spass haben oder etwas abgewinnen konnte, als Gesamtsieger beendete.

Der Tod des 26jährigen Gino Mäder in der Schussabfahrt am Albulapass ist so unbegreiflich wie unverkraftbar. Die Trauerbewältigung wird weitergehen. Allerdings rücken nun nach dem Abschluss der Tour 2023 die juristischen Folgen des Unfalls, den der allseits beliebte und geschätzte Schweizer tragischerweise nicht überlebte, ins Zentrum der Abklärungen und Diskussionen. Da die Umstände der Todesfahrt noch nicht schlüssig nachvollzogen werden können, hat die Staatsanwaltschaft des Kantons Graubünden Untersuchungen aufgenommen. Nun müssen unter den vorliegenden Umständen die Juristen den Cyclisten folgen. Die Abfahrt der Pedaleure am Albula in hoher Geschwindigkeit vor der Zielnähe, die Gino Mäder zum Verhängnis wurde, ist ein Kritikpunkt, dem sich die Veranstalter des Rennens ausgesetzt sehen. Im Vordergrund der Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden dürften die Tatbestände der fahrlässigen Tötung (Art. 117 des Strafgesetzbuches, StGB) sowie allenfalls der Gefährdung des Lebens (Art. 129 StGB) stehen. Unfälle im Zusammenhang mit Radrennen haben immer wieder zu strafrechtlichen Beurteilungen der Vorkommnisse geführt. Im Vordergrund standen meistens Fragen der ungenügenden Sicherheitsvorkehrungen (mangelhafte Absperrungen der Rennstrecken).

«Tour de Suisse 2022»: Ende gut, (fast) alles gut

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(causasportnews / red. / 20. Juni 2022) Noch vor wenigen Tagen war es eine reale Gefahr, dass die «Tour de Suisse 2022» nicht würde zu Ende geführt werden können. Etwa ein Drittel des Teilnehmerfeldes wurde durch das «Corona» eliminiert. Weil das Virus nicht nur unter den Fahrern wütete, sondern auch der Begleittross von ihm befallen wurde, musste das Schlimmste befürchtet werden: Ein Rennabbruch (vgl. auch causasportnews vom 19. Juni 2022). Dass es nicht soweit kam, war so unerklärlich wie der Umstand, dass die Schweizer Rundfahrt plötzlich doch noch bis zum Ende durchgezittert werden konnte. Das lag vielleicht daran, dass die «Tour de Suisse» am Wochenende im Ausland, im Fürstentum Liechtenstein, beendet wurde. Der Brite Geraint Thomas liess sich in Vaduz als sicherer Gesamtsieger feiern. Ende gut, und, trotz «Corona», (fast) alles gut, könnte ein aktuelles Fazit gezogen werden. Die im internationalen Verhältnis bescheidene Tour, die 2020 wegen «Corona» nicht durchgeführt werden konnte, ist nun nicht mehr viel mehr als Geschichte. Nicht nur die Randsport-Community hat den Fokus bereits auf das berühmteste und auch härteste Radrennen auf dem Planeten gerichtet: Auf die «Tour de France 2022», die am 1. Juli 2022 in Kopenhagen beginnen soll. Die «grande boucle» soll zum Radsport-Leckerbissen dieses Jahres werden, doch hängt das «Corona»-Damoklesschwert bedrohlich über der Tour. Die steigenden Fallzahlen in weiten Teilen Europas haben die Organisatoren der «Tour de France» dazu bewogen, die Massnahmen im Kampf gegen das Virus mit allen seinen Mutationen zu verstärken. Das Damoklesschwert «Corona» wird ab 1. Juli 2022 über dem Peloton schweben, verbunden mit der Hoffnung, dass es bis zum Ende der Tour am 24. Juli in Paris nicht plötzlich heruntersausen möge…

«Tour de Suisse» wird zur «Tour de Covid»

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(causasportnews / red. / 19. Juni 2022) Das war vorauszusehen und ist nun nicht mehr zu ignorieren: Die Schweizer Radrundfahrt «Tour de Suisse» wird von der neuen «Covid-Welle», die immer heftiger wird, überrollt. Zur Etappe am Freitag von Locarno (TI) nach Moosalp (VS) mussten gegen 30 Fahrer wegen akut gewordenen Infektionen auf eine Weiterfahrt verzichten; einige Akteure gaben wegen Magen-Darm-Beschwerden auf. «COVID-19» grassiert überdies im Tour-Tross. Von «Corona»-Kranken entlang der Strecke gar nicht zu sprechen. «COVID-19» ist zurück, und die Lage wird immer dramatischer. Diese wird zwar sonst in der Bevölkerung ignoriert (schliesslich soll die Urlaubszeit nicht durch diese Seuche negativ beeinträchtigt werden), doch die Fallzahlen sprechen für sich. Für die am Wochenende in Vaduz (Liechtenstein) zu Ende gehende «Tour de Suisse 2022» könnte es zu einem dramatischen Finale kommen, falls das Radrennen weitere Ausfälle im Teilnehmerfeld und im Begleit-Tross verzeichnen sollte. Die Rede ist sogar davon, die Rundfahrt nun nicht mehr zu Ende zu führen. Das wollen die Tour-Organisatoren selbstverständlich mit allen Mitteln verhindern und den grössten Sportanlass der Schweiz «durchzittern», wobei die Mittel insbesondere bezüglich der Bekämpfung der Seuche nicht unbedingt der Logik entsprechen. Es wird vor allem kommuniziert, es werde intensiv und ausreichend getestet; entscheidender wäre allerdings, die vorbeugenden Massnahmen zu verstärken und sich an die allgemein empfohlenen Schutzkonzepte zu halten. Aktuell haben sich nicht nur Fahrer aus dem Teilnehmerfeld wegen «Corona» verabschiedet. Das holländische Team «Jumbo Visma» musste sich wegen vier «Corona»-positiver Fahrer gleich als ganzes Team zurückziehen. So verwundert es nicht, dass bei dieser Ausgangslage die Regularität des Rennens zum Thema wird; es wird auch von einer «Farce» gesprochen. Als exogener Impakt muss derzeit mit «COVID-19»-Ansteckungen gerechnet werden, weshalb die Seuche, die sich wiederum stärker ausbreitet, im Sport als einzukalkulierender Unwegsamkeits-Faktor gewertet werden muss. Die aktuelle «Tour de Suisse» ist nur eine Sportveranstaltung, die von «COVID-19», bzw. von Mutanten, beeinflusst ist. Der Sport wird sich auch in Europa darauf einrichten müssen, dass ihn jetzt die nächste, grosse Seuchen-Welle überspült.