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Bringt der Weihnachtsmann der FIS 400 Vermarktungs-Millionen in Euro?

causasportnews / 1209/12/2024, 9. Dezember 2024

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(causasportnews / red. / 9. Dezember 2024) Seit einigen Tagen brennt Feuer im Dach des Hauptquartiers des Internationalen Skiverbandes (FIS) im beschaulichen Oberhofen am Thunersee. Der Grund ist, wen wundert’s: Geld! Die sog. «Ski-Familie» tut sich schwer damit, umgehend ein Angebot des Luxemburgers Finanzunternehmens CVC Capital Partners (kurz CVC), das 400 Millionen Euro in die Vermarktung der FIS einspeisen will, talis qualis anzunehmen. Nach Angaben des Unternehmens werden im Rahmen von CVC 186 Milliarden Euro verwaltet. Im Verhältnis sind 400 Millionen Euro, die man in den Skisport investieren will, ein Klacks. Das sieht der umstrittene FIS-Präsident Johan Eliasch differenziert. Seit ruchbar wurde, dass der schwedisch-britische Geschäftsmann in der Milliardenliga dem CVC-Angebot kritisch gegenübersteht (der Fluch des René Benko ist omnipräsent), ist die Ski-Welt in Bewegung. Eine absolute «Null-Nummer» kann Johan Eliasch also nicht sein, und er dürfte einige Gründe haben, den CVC-Protagonisten nicht nur den roten Teppich auszurollen. Ein Angebot ist oder war da, nur weiss offenbar niemand, welches die markantesten Vertrags-Punkte, die Juristen reden von «essentialia negotii» (notwendiger Inhalt eines Vertrages), sind. Das stört die Skifahrerinnen und Skifahrer allerdings nicht gross. Ihnen ist die Vermehrung der Aktiven wichtiger als die Verminderung der Passiven. Sie wollen also einfach mehr Geld, was selbstverständlich nicht a priori verwerflich ist. Die FIS, so präsentiert sich derzeit die Vermarktungs-Ausgangslage, ist bestrebt, im Bereich der Zentralvermarktung des Verbandes einige Pflöcke einzuschlagen. Derzeit ist offenbar der Zuger Vermarkter «Infront» daran, das Ei des Columbus in der Ski-Vermarktung zu legen, im Auftrag der FIS. «Infront» ist ein bewährter Player, aber immer wieder sind Vorbehalte gegenüber dem Sport-Vermarktungskonzern spürbar. Jedenfalls scheint die FIS-Führung bestrebt zu sein, die alten Sport-Vermarktungs-Seilschaften mit und um «Infront» zu revitalisieren. Das passt den Fahrerinnen und Fahrern des alpinen Ski-Zirkus’ gar nicht. Sie möchten lieber hic et nunc die in Aussicht gestellten 400 Millionen Euro. Die Hoffnung stirbt zuletzt, vor allem kurz vor dem Eintreffen des Weihnachtsmannes. Dass sich die FIS mit Präsident Johan Eliasch für den Vermarktungs-Deal nicht einfach so begeistern kann, wird nicht verstanden. «Die spinnen, die FIS-Funktionäre, dass sie dieses Angebot und die 400 Millionen Euro nicht einfach (an)nehmen», tönt es seitens der Aktiven. Es ist allerdings nicht nur das lockende Geld, das zählt; es sind vielmehr auch die Rahmenbedingungen in der konzentrierten Vermarktung des Skisports. Der Vorschlag von CVC scheint in der Tat weder griffig noch nachvollziehbar zu sein. Das spricht gegen einen Abschluss mit CVC. Johan Eliasch ist nicht nur ein gradliniger Sport-Funktionär, sondern er wäre auch in der Lage, im gravierendsten Fall ein paar Millionen oder mehr aus seiner Privat-Schatulle in den Skisport zu werfen. Immerhin beherrscht er als CEO und Vorstandsvorsitzender der renommierten Skimarke «Head» einen bedeutenden Teil der Ski-Vermarktungsindustrie.

Sicher ist, dass der Skisport mit seinen prävalierenden, regionalen Schwerpunkten nicht mit dem globalen Fussball oder der Formel 1 verglichen werden kann. In diesen beiden Disziplinen war und ist dieser Vermarktungs-Typus ein wesentliches Element in der gebündelten Sport-Vermarktung.

Aus der Balance geratenes Sport-Dreigestirn

causasportnews / Nr. 1100/01/2024, 16. Januar 2024

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(causasportnews / red. / 16. Januar 2024) Ob es ein Zufall war, dass das berühmteste, alpine Dreigestirn der Schweiz den Hintergrund abgab für das bedeutendste Ski-Dreigestirn des Landes? Am Lauberhorn stieg vom 11. bis 13. Januar 2024 das mit allen Superlativen bedachte Sport-Event vor der Bergkulisse mit Jungfrau, Mönch und Eiger. In Wengen wurden innerhalb von drei Tagen drei Speed-Rennen abgehalten, und auch wenn der Schweizer Ski-Held Marco Odermatt bewies, dass Siege nur über ihn führen, wurde der Drei-Tages-Event, dem am Sonntag noch der Slalom folgte, zu einer sportlich fragwürdigen Angelegenheit. Jedenfalls wurde das Dreigestirn des Sportes, das Sport, Event und mediale Verbreitung umfasst, regelrecht aus der Balance geworfen.

Sport wurde in Wengen auf höchstem Niveau geboten. Doch war es des Schlechten zuviel? Jedenfalls trübte ein regelrechtes Sturzfestival die Freude an den gebotenen, sportlichen Top-Leistungen. In der Tat war es nicht mehr mitanzusehen, wie in jedem Rennen gestürzte, meist schwer verletzte Athleten mit Helikoptern ins nahe gelegene Spital geflogen werden mussten. Als es in der Abfahrt das norwegische Kraftpaket Aleksander Kilde zusammenstauchte und die Zuschauerinnen und Zuschauer zum dritten Mal in drei Tagen einen Rennunterbruch mit Heli-Flug ins Spital miterleben mussten, schlug dies mehr als nur auf die an sich gute Stimmung des Publikums. Übermüdete Fahrer, welche sich in den Rennen schwer verletzen, ist in der Tat nicht das, was Freude am Rennsport, eine Ideal-Werbeplattform, auslösen soll. Offenbar wurde von den Athleten zuviel abverlangt, die Medien trugen die Negativ-Botschaften in alle Welt, und der als fröhlicher Event gedachte Anlass verkam zum Pflichtkonsum des Publikums, das diesem Sport regelrecht huldigt.

Nun haben die schweren Stürze von Wengen Folgen. Die Athleten bemängeln die Rücksichtslosigkeit und das Gewinnstreben des Internationalen Ski-Verbandes (FIS), nota bene mit Sitz in Oberhofen am Thunersee, 30 Kilometer vom Ort des sportlichen Geschehens vom vergangenen Wochenende entfernt. Der Wettkampfkalender sei zu gedrängt, wird moniert. Die FIS wolle aus wirtschaftlichen Gründen möglichst viele Rennen zur Austragung bringen; die Durchhaltefähigkeiten der Athleten werde ignoriert. Dies sei insbesondere die Philosophie des seit zweieinhalb Jahren im Amt befindlichen Präsidenten, Johan Eliasch, einer der reichsten Briten im Milliardenbereich, dessen oberste Maxime in allen Lebenslagen die Geldvermehrung, auch im Skisport, sei. Der FIS-Präsident setze die Gesundheit der Athleten rücksichtslos auf’s Spiel, meinen die Fahrer, vor allem der Speed-Disziplinen. Unbefangene Betrachter sehen in diesen Wettbewerben immer mehr eine sinnlose Raserei, und die Werbewirtschaft bangt um das hehre Image des Skisports, das mit schwer-verletzten Athleten nicht wirklich den Konsum anzukurbeln in der Lage ist. Die Situation fühlt sich ähnlich an wie früher im Radsport, als gedopte Radfahrer regelmässig tot von den Rädern fielen – ein Super-GAU für die Werbewirtschaft.

Zumindest zwischen Athleten und der FIS ist ein Auffassungsdissens unüberseh- und -hörbar. Geradezu einfältig reagierte die FIS, als Marco Odermatt nach dem Horror-Sturz von Aleksander Kilde die zunehmende Anzahl von Rennen monierte, welche die Gefahr von Verletzungen spürbar erhöhe. An die Adresse des Schweizer Super-Stars gerichtet verlautete aus Oberhofen, Marco Odermatt müsse halt auch bereit sein, einmal auf ein Rennen zu verzichten. Unterschwellig wurde ihm gleichsam Raffgier unterschoben. Die Reaktion des Nidwaldners liess nicht auf sich warten: «Das sind diese Clowns, die das so locker vom Büro aus sagen können und keine Ahnung haben, was das bedeutet». – Wahrlich, Dreigestirns-Harmonie im Sport sieht effektiv anders aus…

Rechtliche Turbulenzen um Macht, Animositäten und Geld im Skisport

causasportnews / Nr. 1041/07/2023, 28. Juli 2023

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(causasportnews / red. / 28. Juli 2023) Obwohl noch Hochsommer herrscht, ist in Teilen der Alpenländer in Europa auf den höchsten Berggipfeln bereits Schnee gefallen; was Vorfreuden auf den nicht mehr allzu fernen Wintersport weckt, trotz Ängste und Befürchtungen aufgrund der gerade speziell auch für den Skisport negativen Klimaentwicklungen. Diesbezüglich könnte erwartet werden, dass sich insbesondere der Internationale Skiverband (FIS) mit Sitz im beschaulichen Oberhofen am Thunersee primär der Vielzahl von Herausforderungen stellt, was die Zukunft des organisierten, globalen Skisports anbelangt. Vor allem der Umstand, dass der Ski-Tross, der rund um den Globus tingelt und dank der Viel-Fliegerei einen nicht unwesentlichen Teil zur Klima- und Umweltbelastung beiträgt, verlangt nach Lösungen, um den Skisport klima- und umweltadäquat in die Zukunft zu führen.

Doch auch in dieser Disziplin sorgt die weltumspannende, zuständige Organisation, ein Verein i. S. von Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, für Wirbel auf anderen Ebenen. Wie viele Sportverbände ist die FIS vor allem mit sich selbst beschäftigt, bzw. geht es auch dieser Sport-Funktionärskaste um Macht, persönliche Animositäten und um Geld. Die Zukunft des Skisports unter den gegebenen Verhältnissen und mit Blick auf die Zukunft scheint von sekundärer Bedeutung zu sein.

So ist bekannt geworden, dass es in der FIS wieder einmal richtig rumpelt. Dafür die Schuld nur beim aktuellen Präsidenten, Johan Eliasch, zu suchen, ist wohl zu kurz gegriffen. Aber wohl auch. Seit der 61jährige schwedisch-britische Geschäftsmann, der u.a. auch als CEO der renommierten Skimarke «Head» fungiert, 2021 als Nachfolger des legendären Schweizers Gian Franco Kasper, zum FIS-Präsidenten gewählt worden ist, herrscht einigermassen Unruhe im internationalen Skisport. Das mag auch damit zusammenhängen, dass die Verlierer der Präsidentenwahl, dazu gehört auch der Schweizer Ex-Weltmeister von 1993 in der Abfahrt, Urs Lehmann, sich mit Johan Eliasch nicht gerade auf Schmusekurs befinden. Doch die personen-bezogenen Machtverhältnisse in der FIS scheinen trotz vorherrschender Animositäten unter den Funktionären im Moment solide zu sein; schliesslich ist Johan Eliasch verbands-demokratisch zum obersten Verbands-Repräsentanten gewählt worden. Somit bleibt die pekuniäre Dauer-Baustelle im Rahmen des Weltverbandes. Zwischenzeitlich bekämpfen sich verschiedene Parteien zum Thema «»FIS Marketing AG» mit Sitz in Pfäffikon SZ. Diese Gesellschaft kümmert sich um die Werbe- und Vermarktungsaktivitäten der FIS. Die Idee und die Gründungsphase der Gesellschaft gehen noch auf den vor zwei Jahren verstorbenen Gian Franco Kasper zurück. Die Gesellschaft teilten sich der Verband (50%) sowie die Agentur Tridem Sports AG und Infront (je 25%); Ideengeber des Projektes war damals der Deutsche Christian Pirzer, Eigner der Tridem Sports AG, der als Projekt-Initiator mit dieser Beteiligung belohnt wurde. Seit geraumer Zeit herrscht bezüglich der Aufteilung des FIS-Werbekuchens im Rahmen der «FIS Marketing AG» Feuer im Verbands-Dach. Vor allem möchte Präsident Johan Eliasch dem Weltverband die gesamte Marketing-Gesellschaft einverleiben. Die diesbezüglichen Streitereien unter den Parteien sind in den letzten Monaten eskaliert. Involviert sind die Bezirksgerichte Schwyz und Zürich, und auch die Staatsanwaltschaft des Kantons Schwyz (Sitz der Tridem Sports AG) ist aktiv, weil Vorwürfe der ungetreuen Geschäftsbesorgung erhoben wurden. Eine unappetitliche, unangenehme und unnötige Angelegenheit, die auch für entsprechendes Anwaltsfutter sorgt – und in diesem Fall muss damit gerechnet, dass der Rechtsunfrieden nicht sofort wird wieder hergestellt werden können – Anwälte sind nicht dafür bekannt, Problem-Erledigungen zu favorisieren; sie leben schliesslich von den Pendenzen. Affaire à suivre also auch in dieser «Causa».

Ökologisch motivierter Ablasshandel im organisierten Sport

causasportnews / Nr. 1015/05/2023, 10. Mai 2023

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(causasportnews / red. / 10. Mai 2023) Eigentlich wäre es angezeigt, nebst dem Gerede über Umweltschutz, ökologische Fussabdrücke und Empörungen bezüglich Umwelt-Belastungen, den Worten und den Pseudo-Aktivitäten aller Art Taten folgen zu lassen. Dass der belastete und malträtierte Planet, der wärmer und wärmer wird und die Menschen sehenden oder nicht sehenden Auges der von Auguren und Experten prophezeiten Öko-Katastrophe entgegenschlittern, ist offensichtlich und nicht mehr abwendbar. Jedes vernunftbegabte Wesen kann sich der Tatsache nicht erwehren, dass die Rettung von Mutter Erde nur mit Verzicht möglich ist. Allerdings geschieht das Gegenteil: Noch nie war die Mobilität der Massen derart intensiv wie heute, noch nie wurde soviel gereist und dadurch der Planet neuen, intensiveren und nicht abschätzbaren Belastungen ausgesetzt, noch nie hinterliessen Menschen in der mobilen, globalen Welt unbekümmert oder bewusst derartige ökologische Fussabdrücke wie derzeit, und über die Umweltkatastrophe, welche der Krieg zwischen Russland und der Ukraine verursacht, mag schon gar niemand reden; Gewissensberuhigung durch Ignorieren wird das dann genannt.

Verzicht wäre also angesagt, doch niemand hört oder sieht hin. Niemand handelt auch entsprechend. Die Verzichtsforderungen, werden sie dann und wann erhoben, betreffen stets die anderen. Auch im organisierten, globalen Sport gilt das Prinzip «Wegschauen und Ignorieren statt Handeln». Wenigstens hat der Sport ein Mittel gefunden, um zumindest in der bisherigen Form weiter kutschieren zu können. Die Zirkusse des Weltsports wollen und müssen weiter am Leben erhalten werden – «the show must go one»; und wie! Zum Beispiel der Formel 1-Zirkus, der während einer Renn-Saison von Kontinent zu Kontinent und zurück hetzt. Oder der Ski-Weltcup-Zirkus, der ohne belastende Fliegerei nicht funktioniert. Oder der Tennis-Zirkus, der die Akteurinnen und Akteure durch die Welt reisen lässt. Oder der Radsport-Zirkus: In bedeutenden Rennen ist der Auto-Begleittross jeweils weit grösser als das Fahrerfeld. Auch dieser Zirkus hetzt – nicht auf Fahrrädern – um den Globus.

Doch wenigstens spielt die Gewissensberuhigung im globalen Sport. Das geschieht vorwiegend durch Öko-Belastungskompensationen. Kein Verzicht also, aber wenigstens das Verzichtsmanko kompensieren. Zum Beispiel mit der Pflanzung von Bäumen und Sträuchern. Der internationale Fussball macht’s vor, die andern Vielflieger-Athletinnen und -Athleten haben den Ball aufgenommen. Man pflanze, so das aktuelle Credo, pro Athletin oder Athleten etwa pro geflogene 1000 Kilometer einen Baum, dann ist der die Umwelt belastende Mensch mit sich im Reinen. Der ökologisch motivierte Ablasshandel liegt voll im Trend. Für alle Nicht-Katholikinnen und -Katholiken: Unter «Ablass» wird der Erlass von Sünden gegen Entrichtung einer Sündenstrafe verstanden. Ob im Fussball, in der Formel 1, im Skisport oder in anderen Sport-Disziplinen: Dem Ablasshandel im Sport kommt vergebende und gewissensreinigende Kraft zu. Statt Flugmeilen-Bonus heisst es nun: Pro Flugkilometer ein Stück Baum pflanzen. Das Traumpaar aus dem Skisport macht es vor und legt noch einen drauf: Mikaela Shiffrin und Alexander Kilde haben soeben einen offenen Brief der Umweltorganisation Greenpeace, der an den FIS-Präsidenten Johan Eliasch und an den Ski-Verband mit Sitz im Kanton Bern gerichtet ist, unterzeichnet. Darin wird unter anderem eine Einschränkung der Reiseaktivitäten im Ski-Zirkus verlangt, eine Forderung, die natürlich verpuffen wird, die aber beim Publikum gut ankommt. Auch soll, wegen der Schneemangellage, später in die kommende Ski-Saison gestartet werden. Das wird sich heuer zweifelsfrei bis zum 11. November richten lassen, wenn am Matterhorn zu den Weltcup-Rennen gestartet werden soll. Vor allem der Skisport ist in punkto Umweltthematik seit jeher unter Beobachtung, spätestens, seit der damalige, inzwischen verstorbene FIS-Präsident Gian Franco Kasper erklärt hat, in Diktaturen sei es einfacher als in Demokratien, mit dieser Thematik umzugehen…

Gereist, geflogen und Auto gefahren wird auch im kommenden Winter. Letztlich reisen die Sportlerinnen und Sportler aller Schattierungen bekanntlich nur deshalb, um den umweltschonenden Heimaktivistinnen und Aktivisten den globalen Sport trotz allem in die guten Stuben zu zaubern. Derartiger Philanthropismus kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das Publikum klatscht Beifall bei derart verantwortungsbewusstem Handeln. Der moderne Ablasshandel hat es in sich: Statt für die Vergebung der Sünden zu bezahlen heisst es nun: Pflanzt Bäume und Sträucher, liebe Sportlerinnen und Sportler; oder lässt es die Verbände richten. Auf dass sich das Sport-Publikum zu Hause trotz Krisen aller Art noch lange an den sportlichen Höchstleistungen, die rund um die Welt er- und vollbracht werden, ergötzen kann.

Nun ein juristischer Kampf um das FIS-Präsidium

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(causasportnews / red. / 22. Juni 2022) In den nationalen und internationalen Sportverbänden und -organisationen stehen die Präsidenten (und wenige Präsidentinnen) immer wieder im Fokus auch einer breiten Öffentlichkeit. Präsidenten gebärden sich durchwegs als Sonnenkönige und Alleinherrscher, denen die Macht so wichtig wie die Omnipräsenz auf den verschiedensten Bühnen dieser Welt. Das Präsidentenamt ebnet den Zugang zu den Honigtöpfen, die materiellen Belange sind den Präsidenten oft so wichtig wie der Lobbyismus, der die Türen zur Politik, zur Wirtschaft und Gesellschaft öffnet. Oft geht das Präsidentenamt einher mit Verflechtungen und Korruption. Nicht selten stehen Präsidenten synonym für Pleiten, Pech und Peinlichkeiten. In keinem Amt wird die Vertrottelung der obersten Chefs der Verbände und Organisationen ab und zu so manifest wie in den höchsten Ämtern im organisierten Sport. Kein Wunder, dass es bei der Besetzung von Präsidentenämtern immer wieder zu Dissonanzen, Reibereien und zu einem Hauen und Stechen kommt; wenn nicht in dieser Wahl-Phase, dann ist das Präsidentenamt stets nach dem Amtsantritt des Gewählten meist mehr als nur eine Diskussion wert. Das oben Erwähnte weist selbstverständlich keinen direkten Zusammenhang mit Johan Eliasch, dem Ende Mai gewählten Präsidenten des Internationalen Skiverbandes (FIS) mit Sitz in Oberhofen am beschaulichen Thunersee in der Schweiz, auf.

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Eigentlich weiss niemand so genau, weshalb der schwerreiche britische Geschäftsmann vielerorts in Ungnade gefallen ist. Vielleicht ist es das Problem, dass sich der 60jährige Milliardär ziemlich unabhängig gebärdet und sein Amt so ähnlich wie eine Axt im Wald versieht. Demnach dürften es die Machtgelüste und die individuell geprägte Ausübung dieser Macht sein, welche Johan Eliasch zum Buhmann des Skisports gemacht haben. Jedenfalls ist die erneute Wahl des damaligen Nachfolgers von Gian Franco Kasper (Schweiz) ein Desaster geworden. Zwar wurde der Brite mit 100 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt. Einen Gegenkandidaten für den Briten gab es nicht, doch das Wahlprozedere ist umgehend in die Kritik geraten. Offensichtlich war es in der geheim durchgeführte Wahl nicht möglich, mit «Nein» abzustimmen. Diese vereinsrechtliche Nuss wird nun das Internationale Sport-Schiedsgericht (TAS) in Lausanne zu knacken haben. Die Verbände Deutschlands, Österreichs und Kroatiens sowie der Schweiz haben die Wahl zwischenzeitlich angefochten. Nicht ganz ohne Hintergrund gilt der Umstand, dass der Schweizer Verbandspräsident, Urs Lehmann, damals Nachfolger des verstorbenen Gian Franco Kasper werden wollte, in der Kampfwahl gegen Johan Eliasch aber scheiterte. Der juristische Kampf um das FIS-Präsidium wird nun also in der Schweiz entschieden (das TAS urteilt als echtes Schiedsgericht an Stelle des an sich für Anfechtungsklagen, Art. 75 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, zuständigen ordentlichen Gerichts). Eine Erfolgsprognose bezüglich der Aussichten der Wahl-Anfechtung fällt derzeit schwer. Aufgrund der bekannten Fakten scheinen die Chancen, den ungeliebten ehemaligen CEO der Skimarke «Head» aus dem Präsidentenamt zu kippen, durchaus intakt zu sein. Da im Moment keine gegenteiligen, vorsorglichen Massnahmen erwirkt worden sind, amtet Johan Eliasch im Moment weiterhin als FIS-Präsident.