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Ein Sport(ler)-Drama geht ins zwölfte Jahr

causasportnews / 1215/12/2024, 29. Dezember 2024

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(causasportnews / red. / 29. Dezember 2024) Jeweils zum Jahresende rückt er wieder in die Schlagzeilen, und das seit dem 29. Dezember 2014, nachdem sich ein Jahr zuvor, am 29. Dezember 2013, ein Drama ereignet hatte, das die Sport- und die restliche Welt noch immer erschüttert. An jenem 29. Dezember 2013 verunfallte der ehemalige Formel 1-Champion Michael Schumacher in Méribel in den französischen Alpen beim Skifahren. Nach sieben Weltmeistertiteln in der Königsklasse, 91 Renn-Siegen und 155 Podest-Platzierungen wurde ihm beim Skifahren ein unpräparierter Pistenabschnitt zum Verhängnis: Er zog sich bei einem Sturz irreversible Kopfverletzungen zu. Welcher Zynismus – welch’ ein Drama! Von 1991 bis 2012 überstand der wohl charismatischste und resultatmässig (zusammen mit Lewis Hamilton) erfolgreichste Formel 1-Fahrer der Neuzeit die bekanntlich nicht ungefährlichen Rennen, beim Freizeit-Skifahren schlug das Schicksal unbarmherzig zu. An jenem 29. Dezember 2013 nahm das Drama um den Sport-Star seinen Anfang. Seither ist der Deutsche, der sein Leben seit geraumer Zeit am Genfersee verbringt, der Öffentlichkeit entrückt. Das Drama um Michael Schumacher, der am 3. Januar 2025 56 Jahre alt wird, geht jetzt dann ins zwölfte Jahr. Ein Ende dieser Tragödie ist nicht abzusehen. Die Spekulationen um den Gesamt- und insbesondere den Gesundheitszustand des ehemaligen Stars auf allen Formel 1-Pisten werden weitergehen.

Das Drama um den Deutschen ist auch eine (betrübliche) Medien-Geschichte. Die Familie des Sportidols schirmt den verunfallten Champion konsequent von der Aussenwelt ab. Eine Vorgehensweise, welche natürlich im Medien-Business, das heute weitgehend auch voyeuristische Züge aufweist, schlecht ankommt; wobei man sich insbesondere die Trilogie des Sportes, nach dem er funktioniert, zu vergegenwärtigen hat. Einen Teil des Sport-Business’ machen die Medien aus – neben dem realen Sport und dem Kommerz; im vergleichbaren, professionellen Fussball werden immer wieder als Basis-Elemente pointiert genannt: Fussball ist eben Fussball (Sport), Fernsehen (Medien) und Flaschenbier (Kommerz). Das mag in der «Causa Michael Schumacher» eine Erklärung dafür sein, dass die Öffentlichkeit einen Anspruch darauf zu haben glaubt, am Schicksal um den Verunfallten und Verletzten permanent teilhaben zu dürfen. Selbstverständlich kann ein solches Recht auf öffentliche Anteilnahme an dem Schicksal dieses Sport-Idols nicht damit begründet werden, Michael Schumacher sei eine «relative Person der Zeitgeschichte» (vgl. hierzu etwa die Ausführungen im «Basler Kommentar», 7. Auflage, 2022, Rz. 20 zu Art. 28 ZGB), weshalb die Öffentlichkeit, vor allem repräsentiert durch die Medien, auch ein Recht habe, den aktuellen Werdegang des verunglückten Sportlers mitzuverfolgen. Was völlig verfehlt ist, da hier der Persönlichkeitsschutz (Art. 28 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, ZGB) zum Tragen kommt, z.B. hier vordergründig das Recht des ehemaligen, herausragenden Sportlers am eigenen Bild (bezüglich des Verunglückten) und somit jede Wiedergabe von Fotos verhindert werden kann. Nur wenige wissen, wie sich der Gesundheitszustand von Michael Schumacher derzeit präsentiert. Nicht mehr der strahlende Renn-Sieger steht nun im Zentrum des Interesses, sondern die nach der brillanten Karriere vom Skiunfall malträtierte Person. Es geht also (auch) um die Privat-, Geheim- und Intimsphäre («Basler Kommentar», Rz. 23 ff. zu Art. 28 ZGB), die es zu wahren und zu sichern gilt, falls dies die Familie des Sportlers so wünscht. Dies heisst vor allem, dass verhindert werden darf, dass Bild-Aufnahmen des verunfallten Sportlers in die Öffentlichkeit gelangen. In dieser Hinsicht geht die Familie Schumacher rigoros gegen alle Versuche vor, dass aktuelle Bild-Aufnahmen von Michael Schumacher nach aussen getragen werden. Sie geht hier, falls notwendig, gegen natürliche und juristische Personen, die an solchen Persönlichkeitsverletzungen mitwirken (Art. 28 Abs. 1 ZGB), konsequent, auch zivilrechtlich, vor. Diese Situation «motiviert» auch immer wieder Ganoven und halbseidene Gestalten dazu, z.B. Bilder und Informationen über den Zustand des Verunglückten öffentlich zu machen; vor Erpressungen wird nicht zurückgeschreckt. Es scheint fast an der Tagesordnung zu sein, dass die Familie mit entsprechenden Erpressungsversuchen (Geld gegen Veröffentlichungsverzicht) behelligt wird. Eine Zeitung sprach in diesem Zusammenhang kürzlich von «Jagdszenen am Genfersee»; im Artikel («Tages-Anzeiger», Zürich, 21. Dezember 2024) wird beschrieben, wie Erpresser mit dem Drama und mit der Situation um Michael Schumacher durch angedrohte Bild-Veröffentlichungen Kasse machen wollen. Demnach muss geradezu von einer mehr als betrüblichen Perpetuierung des Dramas auf anderer Ebene nach dem Unfall vom 29. Dezember 2013 auf anderer Ebene gesprochen werden.

Ein «Super-Hirn» ausserhalb des Schachsports?

causasportnews / Nr. 1135/04/2024, 28. April 2024

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(causasportnews / red. / 28. April 2024) Ist von der Kombination von Hirn und Sport die Rede, steht das Schachspiel im Vordergrund. Zwischenzeitlich ist unbestritten, dass «Schach» ein Sport ist und auch rundherum als solcher qualifiziert wird. Als 1996 der IBM-Computer «Deep Blue» aufgrund gewaltiger Rechenleistungen gegen das Schach-Genie Garry Kasparow ein solches Spiel gewann, bedeutete dies keine Entzauberung der Schachkunst, die neben der Spiel-Technik von Bluff, Taktik, Überraschung, Unberechenbarkeit und Ideenvielfalt geprägt ist, mithin also mehr als nur eine Unterart von künstlicher Intelligenz bildet. Dem legendären, 1941 verstorbenen Deutschen Emanuel Lasker, der während 27 Jahren Schach-Weltmeister war, haftete etwas Geniales, Übermenschliches, Surreales an. Auch der erwähnte, 61jährige Garry Kasparow wird dieser Kategorie zugeordnet wie natürlich das Genie aller Genies, Bobby Fischer, ein Mensch, der sich auch zwischen Genie und Wahnsinn bewegte und 2008 verstarb. Der aktuelle Weltmeister Magnus Carlsen gehört ebenfalls in diese Kategorie. Ein guter Schachspieler (oder eine Spielerin) ist zweifelsfrei einer anderen Sphäre zuzuordnen als Menschen konventioneller Prägung.

Wer in der Sparte «Schach» zuoberst mitwirkt, gehört in die Kategorie der «Super-Hirne», auch «Super-Gehirne» (Lateinischen «Cerebrum») genannt. Diese Spezies wird nun auch in wenigen, anderen Sportarten geortet – überraschenderweise in der Formel 1, welche gemeinhin als «Krone des Motorsports» bezeichnet wird. Kaum zu glauben, denn das Wichtigste in dieser Kategorie bildet das Sportgerät «Auto». Auch dem Piloten kommt entscheidende Bedeutung zu, denn er hat dieses Sportgerät Auto möglichst schnell ins Ziel zu bringen. Der ehemalige Rennstall-Besitzer Peter Sauber hat die Auto- / Piloten-Diskussion auf den Punkt gebracht, als er meinte, sogar ein Schimpanse könne in einem Top-Auto Weltmeister werden. In der Formel 1 gibt es allerdings nur einen Mann, der ein solches weltmeisterschafts-taugliches Fahrzeug und Sportgerät konstruieren kann: Der Brite Adrian Newey, aktuell im Weltmeister-Team von «Red Bull» tätig. Der 65jährige Ingenieur gilt seit jeher als Garant für Weltmeistertitel, was er in seiner Karriere mehrmals bewiesen hat, eben auch aktuell wieder. Wie ein Schachspieler bewegt er sich teils zwischen Genialität und Wahnsinn und wirkt überdies etwas schusselig und soll oft sogar Mühe haben, den Weg von der Rennstrecke ins Hotel zu finden. Dafür sind seine Auto-Konstruktionen eben genial. Adrian Newey ist nicht nur das Non plus ultra in der Formel 1, sondern ihm ist offenbar auch Harmonie nicht unwichtig. Seit sich im Weltmeister-Team von «Red Bull» nach dem Tode der Integrationsfigur und «Red Bull»-Mit-Eigner Dietrich Mateschitz die Querelen und Machtkämpfe mehren, scheint sich nun auch das Ende des Weltmeister-Machers Adrian Newey im österreichisch-britischen Team abzuzeichnen. Der Garant auf WM-Titel wird zweifelsfrei im kommenden Jahr wohl zu Ferrari oder Mercedes wechseln – nur weg vom Querelen-Stadel «Red Bull», wird sich das Ingenieurs-Genie sagen. Es bestehen keine Zweifel, dass «Red Bull» mit Max Verstappen in diesem Jahr den vierten Titel im Auto, (noch) konstruiert von «Superhirn» Adrian Newey, einfahren wird. Danach wird mit grösster Sicherheit dasjenige Team den Fahrer-Weltmeister stellen, für das sich der Brite entschieden hat.

Wurde Felipe Massa 2008 um den Formel 1-WM -Titel betrogen?

causasportnews / Nr. 1122/03/2024, 18. März 2024

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(causasportnews / red. / 18. März 2024) Im Formel 1-Rennzirkus ist am Schluss einer Saison ein Fahrer der grosse Held. Der Wettbewerb heisst den auch «Fahrer-Weltmeisterschaft», obwohl es in der Königsklasse des Motorsports auch eine Konstrukteurs-Wertung gibt. Sitzt der Fahrer allerdings im «Ferrari» und gewinnt, läuten in Maranello, wo sich das «Ferrari»-Werk befindet, die Glocken in der Stadtkirche. Wer in einem Auto mit dem springenden Pferd siegt, gewinnt für die Marke – es sei denn, er heisse Michael Schumacher, welcher der «Scuderia Ferrari» während Jahren Titel um Titel bescherte. Der verunglückte, heute 55jährige Deutsche, wird in Italien immer noch verehrt wie ein Held, weil er insbesondere die Marke «Ferrari» auf die Siegesstrasse zurückgeführt hat. Wichtig(er) war jedoch letztlich auch in der Ära von Michal Schumacher die Merke «Ferrari».

Zuvor gab es für die Italiener und Italien über Jahre Enttäuschungen, Pech und Pleiten. Eine derartige Pleite ereignete sich 2008, als Ferrari-Pilot Felipe Massa, heute 43jährig, zum Saisonende den WM-Titel nur um einen Punkt verpasste und den Titel dem damaligen Mc Laren-Piloten Lewis Hamilton überlassen musste; derselbe Sir Lewis Hamilton, der im kommenden Jahr von Mercedes zu «Ferrari» wechseln wird! Felipe Massa findet, dass ihn damals eine Trickserei im Renault-Rennstall anlässlich des Rennens in Singapur die Punkte zum WM-Titel gekostet hätte. Die Geschichte hat etwas für sich, denn involviert war federführend in dieser Sache der damalige Renault-Teamchef Flavio Briatore, u.a. Ex-Partner von Model Heidi Klum, ein Mischler und Mauschler nicht nur im Formel 1-Zirkus. Um damals dem Renault-Fahrer Fernando Alonso alle Titelchancen zu ermöglichen, wurde der andere Renault-Fahrer Nelson Piquet jun. angewiesen, zu crashen, also absichtlich in die Boxenmauer zu fahren. Das so provozierte Rennunterbruch im Chaos-Rennen führte dann dazu, dass der in Führung liegende Felipe Massa, im Gegensatz zu seinem Konkurrenten Lewis Hamilton, in Singapur letztlich ohne Punkte blieb, und im dramatischen, letzten Rennen 2008 in Brasilien Lewis Hamilton mit einem einzigen Punkt Vorsprung Fahrer-Weltmeister wurde. Dem Brasilianer Felipe Massa fehlten vor allem die Punkte des Singapur-Rennens. Seither, und weil Formel 1-Impresario Bernie Ecclestone, heute bald 94jährig, vor kurzer Zeit praktisch offiziell und öffentlich eingestand, dass das Rennen von Singapur 2008 nicht reglementskonform verlief und der ehemalige «Ferrari»-Pilot quasi betrogen worden sei, hat Felipe Massa «Blut geleckt» und will nun vor Gericht um Gerechtigkeit und um den Formel 1-WM–Titel 2008 kämpfen. Die Vorkommnisse von Singapur waren allerdings längst bekannt.

In London hat Felipe Massa nun wegen Unregelmässigkeiten im «Crash-Rennen» 2008 in Singapur eben Bernie Ecclestone sowie das Formula One Management (FOM) eingeklagt. Beklagter ist auch der Automobil-Weltverband (FIA), dieser wegen Reglementsverletzungen, weil aus der Sicht des Klägers das Rennen in Singapur nicht hätte gewertet werden dürfen. Felipe Massa will den Titel 2008 nun also gerichtlich erstreiten. Falls er obsiegt, wird der WM-Titel Lewis Hamilton, der 2025 zu «Ferrari» wechselt, ab-, und dem damaligen «Ferrari»-Piloten Felipe Massa zuerkannt. Neben sportlichem Ruhm geht es natürlich bei dieser Klage auch um (viel) Geld. 82 Millionen US-Dollar lautet die Forderung von Felipa Massa im Moment – unter Vorbehalt des Nachklagerechts.

Objektiv ist der Klage eher keine grosse Chance einzuräumen, es sei denn, dass Felipe Massa auf diese Weise eine gute Vergleichsbasis schaffen will. Nicht gerade prozessual vorteilhaft für den Brasilianer dürfte sich der Umstand auswirken, dass mit der Anhebung des Prozesses derart lange zugewartet worden ist. In der Formel 1 ist es allerdings ähnlich wie in der katholischen Kirche: Unappetitliches wird jahrelang vertuscht, unter den Teppich gekehrt, ausgesessen oder erst unter Druck thematisiert und ernsthaft behandelt. Dass Felipe Massa ohne die Wertung des in der Tat unglaublichen «Chaos»-Rennens von Singapur Formel 1-Weltmeister geworden wäre, ist aus juristischer Sicht ein kaum zu erbringender, schlüssiger Beweis. Auch wenn allenfalls eine natürliche Kausalität anzunehmen wäre, würde es wohl an der für eine erfolgreiche Klage notwendigen Adäquanz (also an einem adäquaten Kausalzusammenhang) fehlen. Klar und notorisch ist auch: Von einem Gericht erhält man keine Gerechtigkeit, sondern eine Entscheidung. Oft decken sich Urteil und Gerechtigkeit eben nicht.

Ein Sportwetten-Thema: Wer fliegt zuerst – Thomas Tuchel oder Christian Horner?

causasportnews / Nr. 1118/03/2024, 4. März 2024

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(causasportnews / red. / 4. März 2024) Die Sportwetten-Brache boomt, und bekanntlich werden in diesem Segment die wildesten Wett-Themen angeboten: Welcher Fussballspieler kassiert in einem bestimmten Match in welcher Minute eine «rote Karte»? Gibt es in der nächsten Skiabfahrt einen Renn-Unterbruch zufolge eines Sturzes? Welcher Trainer verliert in der Fussball-Bundesliga demnächst seinen Job?

Apropos Fussball-Trainer. Ein ganz heisses Wett-Thema dürfte der sich anbahnende, vorzeitige Abgang des Trainers des FC Bayern München, Thomas Tuchel sein. Obwohl die Zusammenarbeit zwischen dem Münchner Nobelklub und Thomas Tuchel zum 30. Juni 2024 offiziell und vorzeitig beendet sein wird, dürfte der Trainer in der aktuellen Situation kaum mehr lange überleben. In der Bundesliga lassen die Bayern permanent Federn, sprich Punkte (aktuell sind es 10 Punkte Rückstand auf Bayer Leverkusen), und die Saison kann nur noch auf europäischer Ebene gerettet werden. So lautet die aktuelle Frage, welche nicht nur die Wett-Industrie interessiert: «Wann fliegt Thomas Tuchel – noch vorzeitiger als vorzeitig»?

Etwas komplizierter präsentiert sich die «Causa Christian Horner» in der Formel 1: Nach dem Saisonstart in Bahrain und dem erwarteten Auftakt-Sieg von Weltmeister Max Verstappen interessiert vor allem das nicht so ganz transparente Thema um den Red Bull – Teamchef Christian Horner. Der Ehegatte von Ex-Spice-Girl Geri Halliwell sieht sich unappetitlichen Vorhalten ausgesetzt: Ist Kollege Christian Horner als Ober-Bulle einer Team-Kollegin an die Wäsche gegangen – oder noch mehr? Who knows?, wäre das interessierte Publikum geneigt zu fragen. Genaues weiss natürlich nur der erfolgreiche Teamchef von der britischen Insel selber, doch kürzlich hat ihn eine Anwaltskanzlei reingewaschen. Anwaltskanzleien werden heute zuhauf beigezogen und beauftragt mit «unabhängigen Untersuchungen», die natürlich alles andere als unabhängig sind. Wo geschmuddelt, betrogen, gelogen und betrogen wird, kommen heute Anwälte zum Zug, die sich mit «unabhängigen» Untersuchungen die Taschen füllen und ihren Auftraggebern moralische Feigenblätter verschaffen (sollen). So ist es in der katholischen Kirche, in der Politik, in Sportvereinen und Sportverbänden (wenn es um Übergriffe aller Art geht), wenn Missbräuche in Staat und Gesellschaft untersucht werden sollen, und natürlich in der Formel 1, wenn abgeklärt werden soll, ob die Moralkeule geschwungen werden kann oder darf. So kam es, dass sich auf Vermittlung des Ex- Formel 1- Machers Bernie Ecclestone (93) eine Anwaltskanzlei des Wirtschafts- und Sportfilzes daran machte, den «Fall Christian Horner» (völlig unabhängig natürlich) zu untersuchen, nachdem die betroffene Team-Kollegin entsprechende Vorwürfe deponiert hatte und der Vorgang einer Klärung bedurfte. Die plumpe, anwaltliche Reinwaschung gelang jedoch nicht. Die Vorwürfe gegen den Teamchef wurden noch lauter, als nun anonyme Nachrichten und Bilder, die offenbar einiges unter der Gürtellinie (von Christian Horner oder der Kollegin?) zu Tage förderten, die Runde machten. Nicht lustig findet dies alles der Internationale Automobil-Verband (FIA). Dieser sorgt sich wegen der angeblichen Verfehlungen des Red Bull-Managers um den moralischen Schaden, der dem Automobilsport durch diese Affäre zugefügt werden könnte. Die FIA spricht von Werten, um die es geht.

Klar, die «Grid-Girls», die leicht bekleideten Hostessen, die bis 2018 zu den Formel 1-Rennen gehörten wie heute immer noch die ebenfalls rarer gewordenen «Boxenluder», waren nicht mehr zeitgemäss opportun, vor allem deshalb nicht, weil immer mehr Araber in den Formel 1-«Zirkus» drängten und dies vor allem den Moralvorstellungen diesen Menschen guten Willens widersprach. Mit den «Grid-Girls» und der Wiederherstellung der Moral-Fassade im Motorsport verhält es sich wie 1992 mit den Drogensüchtigen auf dem «Platzspitz» in Zürich, die teils unmenschlich in den Untergrund gedrängt wurden, aber dennoch weiter dahinvegetierten.

Offenbar wird nun aber die Formel 1-«Luft» nach den jüngsten Enthüllungen für den Bullen-Teamchef immer dünner. Weshalb nun auch das Sportwetten-Thema in den Vordergrund rückt: «Wann fliegt Christian Horner»? So geht’s dann selbstverständlich leichter beim Fliegen: Red Bull verleiht schliesslich Flügel!

Werbeknatsch vor dem Formel 1-Start 2024

causasportnews / Nr. 1108/02/2024, 12. Februar 2024

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(causasportnews / red. / 12. Februar 2024) «Erst fehlte das Glück, dann kam noch Pech dazu», bilanzierte einmal ein Fussballspieler den Verlauf einer unglücklich verlaufenen Fussball-Partie. So könnte nun auch das Schweizer Formel 1-Team des legendären Rennstall-Gründers Peter Sauber die aktuelle Lage bilanzieren. Seit Jahren dümpelt der Rennstall in den Niederungen des Formel 1-Haifischbeckens herum, und vor allem mit Werks-Unterstützungen, Investoren und Werbe-Partnern tun sich die Zürcher Oberländer schwer und schwerer. Per Ende des Jahres 2023 verabschiedete sich Alfa Romeo aus Hinwil, und bis im kommenden Jahr, wenn Audi sukzessive die Regentschaft im Zürcher Team übernehmen wird, muss der Schweizer Rennstall die Saison 2024, die anfangs März in Bahrain beginnen wird, überstehen. Dies gilt vor allem bezüglich Finanzen. So kam es, dass der Teufel auch in der hochgezüchteten Top-Disziplin des Automobilrennsports derzeit die berühmten Fliegen frisst – wenn es denn sein muss, wie offensichtlich nun im «Stake F1 Team Kick Sauber», wie der Rennstall heuer heisst. Mit dieser Team-Bezeichnung kann selbstverständlich niemand etwas anfangen, und vor allem die Bezeichnung «Stake» ist geradezu mysteriös. Hinter dem Terminus steht ein australisches-curacaoisches Online-Casino-Unternehmen; und hier beginnen bereits die nicht nur nationalen Formel 1-Probleme für den Rennstall. Weil das Team natürlich das Logo und den Schriftzug des Glücksspiel-Unternehmens verwenden will oder muss, vor allem durch Schaffung von Präsenz auf dem Rennwagen, steht die Frage im Zentrum: Darf man das? Natürlich nicht. Oder nicht überall. Zum Beispiel in der Schweiz ist es niemandem erlaubt, für «Stake» werblich in Erscheinung zu treten, da das Online-Casino auf helvetischem Staatsgebiet nicht legal werben und beworben werden darf. Auch wenn in der Schweiz keine Formel 1-Rennen ausgetragen werden, dürfen nicht einmal Abbildungen des mit Werbung beklebten Autos verbreitet werden; und auch keine entsprechenden TV-Bilder der Rennen rund um den Globus. Nachdem das werbliche Problem des Hinwiler Rennstalls mit «Stake» bekannt wurde, berichteten die Schweizer Medien flächendeckend darüber. Eine grosse Reportage des Schweizer Fernsehens wurde mit dem bebilderten «Stake»-Auto illustriert, und genau damit verstiess z.B. auch das einheimische Fernsehen gegen das Geldspielgesetz – aber wohl ohne juristischen Folgen. Anders erlebt es nun der Sauber-Rennstall: Die Eidgenössische Spielbankenkommission hat ein Verfahren gegen die Rennsport-Unternehmung aus Hinwil wegen des Online-Casino-Sponsorings eröffnet, vor allem auch deshalb, weil Logo und Schriftzug des Glücksspiel-Unternehmens z.B. auch auf der Teambekleidung der Mannschaft oder auf Team-Fahrzeugen zu sehen sind. Das Verfahren, das mit einer Busse von einer halben Million Franken zu Lasten des Hinwiler Teams enden könnte, versetzt die Rennstall-Verantwortlichen im Zürcher Oberland noch nicht in den Ausnahmezustand. Zudem wird bekräftigt, man halte sich an die geltenden Regeln, was wohl in einem Verfahren zu klären sein wird. Unschön ist dieser Formel 1-Werbeknatsch vor dem Saison-Start 2024 alleweil. Den Sauber-Verantwortlichen ist klar, dass in einigen Rennen in diesem Jahr die Glücksspiel-Werbung für «Stoke» nicht transparent gemacht werden darf. Logos und Schriftzug des Online-Glücksspiel-Unternehmens werden in diesen Ländern abgedeckt oder durch eine zulässige Werbung überklebt werden. Für das nicht gerade im Geld schwimmende Formel 1-Team ist es sicher ein Trost, dass derartige Verfahren über Jahre dauern können und in einem Jahr die Motorsport-Welt der Schweizer so oder so anders aussehen wird, wenn die Deutsche Renommier-Marke Audi übernehmen wird.

Lewis Hamilton: Lockt nur der Ferrari-Mythos?

causasportnews / Nr. 1106/02/2024, 2. Februar 2024

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(causasportnews / red. / 2. Februar 2024) Fahrerwechsel in der Königsklasse des Automobil-Rennsports gehören zum Sport-Business wie die anfangs Jahr praktizierten Vorstellungen der im Winter überarbeiteten oder neu konstruierten Formel 1-Autos. Doch das, was soeben bekannt gegeben wurde, versetzt nicht nur die Rennsport-Sachverständigen und -Fans ins Staunen: Der britische Rekord-Weltmeister (sieben WM-Titel) Lewis Hamilton verlässt nach elf Jahren «Mercedes» das deutsche Nobel-Team und wechselt im kommenden Jahr zu «Ferrari». Über die entsprechenden Beweggründe des geadelten Rennfahrers wird eifrig spekuliert, zumal sich der Brite mit dem Wechsel persönlich und fahrerisch entwerten wird: Wer im «Ferrari» siegt oder verliert, siegt oder verliert für die Marke; sonst, und in den anderen Rennställen, ist es der Pilot, wohlgemerkt im Rahmen einer Fahrer-Weltmeisterschaft (die Konstrukteuren-Wertung ist in dieser Rennsport-Kategorie grundsätzlich sekundär). Wurde Lewis Hamilton vom «Ferrari»-Mythos gelockt oder stecken andere Beweggründe hinter dieser Entscheidung? Der Wechsel des erfolgreichen Briten vom Stuttgarter Rennstall zum immer noch berühmtesten Motorsport-Team der Welt ist zumindest erklärbar.

Solange Max Verstappen im «Red Bull» wohl weiterhin Titel an Titel reihen wird, dürfte der Wechsel Sinn machen. Lewis Hamilton wird in seinem letzten «Mercedes»-Jahr und danach in den nächsten Jahren im «Ferrari» kaum je nochmals Weltmeister. Letztlich dürfte sich der Rekord-Champion, der also zweifelsfrei nicht aus sportlichen Gründen den Rennstall-Wechsel vornehmen wird, das Hinterherfahren im «Ferrari» ab 2025 einfach noch optimaler vergolden lassen. Es werden gewaltige Summen genannt, die von den Italienern bezahlt werden sollen; sie lassen aufhorchen: Von einer Jahres-Entschädigung von bis zu 70 Millionen Euro wird gesprochen; und das bei einem Fahrer-Kontrakt, der wohl gesamthaft drei Jahre laufen dürfte. Sir Lewis Hamilton wird demnach in Berücksichtigung des bis heute angehäuften Vermögens am Ende seiner Laufbahn mindestens eine halbe Milliarde Euro «schwer» sein. Bei Arbeitsbeginn im «Ferrari» im Frühjahr 2025 wird er das vierzigste Altersjahr bereits beendet haben. Sicher will der Brite dann nicht primär beweisen, dass die Formel 1 eine Plattform für altersgerechten Sport abgibt. Die Formel 1-Autos sind heute so komplexe und technisch hochgezüchtete Sportgeräte, dass sich die Weissagung in der «Causa Lewis Hamilton» bewahrheiten könnte, was schon vor Jahren von einem Formel 1-Teamchef mit Überzeugung in geradezu philosophischer Manier zum Besten gegeben wurde: «In einen modernen Formel 1-Wagen mit der ganzen Technik, Automatik und allen Sensoren könnte man statt eines Piloten auch eine Schimpanse setzen».

Seine Arbeit im «Ferrari» wird Lewis Hamilton also in etwas mehr als einem Jahr aufnehmen. Durch den bereits jetzt bekannt gewordenen Wechsel zum italienischen Traditions-Rennstall hat er wohl auch bereits zumindest konkludent eingestanden, dass der WM-Titel 2024 mit «Mercedes» nicht zu gewinnen sein wird.

Der Unfalltag einer Sport-Ikone jährt sich zum zehnten Mal

causasportnews / Nr. 1095/12/2023, 29. Dezember 2023

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(causasportnews / red. / 29. Dezember 2023) Eine Philosophie von «causasportnews» wird geprägt vom Grundsatz: «Sich an Vergangenes erinnern – aber vor allem vorwärts schauen». In einem Fall muss diese generelle Regelung eine Ausnahme erfahren. Grund dafür ist der Unfalltag eines renommierten Sportlers, ein Tag, der sich am 29. Dezember 2023 zum zehnten Mal jährt. Vor zehn Jahren ging eine Schreckensmeldung um den Globus, als bekannt wurde, dass Michael Schumacher bei einem Skiunfall in Méribel (Frankreich) schwer verletzt worden sei. Der 29. Dezember 2013 war der Tag, an dem die Formel 1-Legende nicht von dieser Welt abtrat, aber ihr seither entrückt ist. Dieser Zustand dauert bis heute an. Über den Gesundheits-Status des siebenfachen Weltmeisters in der Königsklasse des Automobil-Rennsports ist nichts bekannt; es steht aber, keine Zweifel, schlimm um ihn. Es ist gut, dass der Rennfahrer, der 307 Formel 1-Rennen unbeschadet überstanden hatte und bei einem Skiunfall, bei dem die unglücklichsten Umstände zusammentrafen und tragische Folgen zeitigten, von seiner Familie gegenüber der Öffentlichkeit abgeschirmt wird. Am 3. Januar 2024 wird der aus dem Deutschen Kerpen stammende Spitzensportler 55 Jahre alt. Wenn von Michael Schumacher als Sportler gesprochen wird, ist dies untertrieben. Er ist auch nicht nur ein Super-Star, ein Ausnahmekönner, wie ihn die Formel 1 kaum je erlebt hat; der Deutsche hat sich gerechtfertigterweise längst den «Helden»-Status gesichert; er gilt als Sport-«Ikone» mit einer Strahkraft, die alles Zeitliche zu überdauern scheint. So sehen es die Medien, und dem ist nichts beizufügen. Im Formel 1-Rennsport hat Michael Schumacher vieles bewegt, vor allem auch in punkto Sicherheit in dieser Risiko-Sportart, in der er sieben Mal Weltmeister wurde, fünfmal sogar hintereinander. Die Formel 1, auch wenn es um eine Fahrer-Weltmeisterschaft geht, lebt primär von den teilnehmenden Akteuren am Lenkrad. Das gilt jedoch üblicherweise nicht für die Kultmarke «Ferrari» (der Rennstall gehörte bis 2014 zum FIAT-Konzern), bei der eben grundsätzlich nicht der Pilot der «roten Pferde» aus Maranello dem Team den Stempel aufdrückt; es prävaliert das Auto. Wer für die Rennsport-Abteilung gewinnt, siegt für «Ferrari»; wer diese Boliden als Fahrer letztlich zum Erfolg fährt, ist an sich irrelevant. Es sei denn, der Pilot heisst Michael Schumacher … Er hat in seiner «Ferrari»-Zeit zwei markante Ziele erreicht: Zum einen gelang es ihm, das oft labil agierende Team aus Italien regelrecht zum Erfolg zu treiben; zum anderen ist es ihm als Perfektionist dank deutscher Gründlichkeit gelungen, aus der Mannschaft ein konstantes Sieger-Team zu formen. Michael Schumacher personifizierte nicht nur die Formel 1, sondern auch die Marke «Ferrari».

Auf der ganzen Welt, und vor allem auch in Italien, gilt der 29. Dezember 2013 als Schicksals-Tag, ein Schicksals-Tag, an dem der Sport innehielt und seither die ganze Welt das «Prinzip Hoffnung» bemüht, dass die Sport-Legende wieder einmal Teil der Öffentlichkeit würde.

Es ist vielleicht ein Zufall, dass diese Meldung zum tragisch-traurigen Unfall von Michael Schumacher, der sich nun zum zehnten Mal jährt, auch die letzte Meldung von «causasportnews» in diesem Jahr ist. Nicht nur die Sport-Welt verneigt sich zum Jahresende 2023, insbesondere an diesem 29. Dezember, vor einer Sportler-Legende, die dieser Welt nun seit zehn Jahren entrückt ist und dennoch, physisch und als strahlkräftige «Ikone», weiterlebt.

Wo Werbegelder (noch) fliessen – und wo nicht (mehr)

causasportnews / Nr. 1091/12/2023, 20. Dezember 2023

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(causasportnews / red. / 20. Dezember 2023) Generell betrachtet bietet der Sport der Werbewirtschaft eine einmalige Plattform. Das bedingt einerseits grundsätzlich eine gut gehende Wirtschaft und die Investitionsbereitschaft renommierte Marken, andererseits ist die Werbung vor allem dort präsent, wo sportliche Top-Leistungen erbracht werden. Oder wo die Aufmerksamkeit des Sport-Publikums gross ist. So etwa bei «Red Bull». Die Soft-Getränke-Unternehmung scheint über unermessliche, pekuniäre Ressourcen zu verfügen – und kann sich die sportlichen Werbepartner relativ locker aussuchen. Beispielsweise in der «Formel 1». Das «Red Bull Racing-Team» gewinnt in der spektakulären Motorsport-Kategorie seit geraumer Zeit praktisch alles, was es zu gewinnen gibt. Das dürfte auch weiterhin so geschehen, bis sich der Österreichische Formel 1-Rennstall mit dem praktisch unschlagbar gewordenen Max Verstappen zu Tode gesiegt haben wird. Dann wird, wenn sich das Publikum zufolge der eingekehrten Langweile von dieser Rennsport-Serie abgewendet haben dürfte, auch das Interesse des Getränke-Konzerns an dieser Werbe-Plattform auf vier Rädern abnehmen.

Geld steht im Formel 1-Rennsport im Zentrum. Geld ist zwar nicht alles, aber ohne Geld ist in dieser hochtechnisierten und an sich publikums-attraktiven Sportart alles nichts. Das spürt im Moment der Schweizer Formel 1-Rennstall von (ehemals) Peter Sauber. Das Team dümpelte in der zu Ende gegangenen Saison 2023 mit Alfa Romeo erneut im hintersten Teilnehmerfeld herum, doch nun wird im Zürcher Oberland, im beschaulichen Hinwil, mit Blick auf das kommende Jahr Zuversicht versprüht. Ein gewonnener Sponsor soll es möglich machen. Das Team startet unter einem neuen Namen «Stake F1 Team Kick Sauber». Von «Stake» hat wohl kaum jemand schon etwas gehört, doch Sprachversierte wissen: «Stake» heisst «Einsatz». Dieser ist hier nicht etwa gleichzusetzen mit sportlicher Leistungsbereitschaft bis zum Ende, sondern «Stake» steht für einen Crypto-Casino und Sportwetten-Anbieter, der im online-Casino-Bereich sein Glück versucht – offenbar einigermassen erfolgreich. Je höher der Einsatz, desto wahrscheinlicher die Gewinnchance. Die Geld- und Glücksspielunternehmung wird bis Ende 2025 als Werbepartner des Schweizer Teams figurieren. Weil die Werbung für Geld- und Glücksspiele nicht überall erlaubt ist und entsprechende Werbeaktivitäten vielerorts unzulässig sind, wird das Team in einigen Ländern, in denen Formel 1-Rennen ausgetragen werden, das Firmen-Logo von «Stake» auf den Hinwiler Boliden abdecken müssen. Die Kooperation sieht ein wenig danach aus, als fresse der Teufel in der Not Fliegen. Top-Unternehmen aus der Wirtschaft sehen generell eher keinen Sinn darin, auf schwache Partner im Sport zu setzen.

Die «Stake»-Eigner werden das Sponsoring-Geld wohl aufgrund strategischer Überlegungen in die Schweiz schicken. Übrigens: Die Chance, mit «Red Bull» Weltmeister zu werden, ist vom Schweizer Rennsport-Unternehmen vor Jahren versiebt worden, als der «Red Bull»-Eigner Dietrich Mateschitz dieses Ziel mit anderen Teams anzustreben begann. Sein Einsatz wurde nachhaltig belohnt.

Zwei Jahre muss jedoch nun das ehemalige Formel 1-Team von Peter Sauber wirtschaftlich, eben mit Playern aus der Glücks- und Geldspiel-Brache, überbrücken, bis 2026 Audi die Mehrheit am Team aus dem Zürcher Oberland übernimmt. Dann dürfte das «Stake»-Engagement Geschichte sein.

Defekte Wasserschacht-Abdeckung, Fussball-Pleiten und eine Sportler-Tragödie

(causasportnews / Nr. 1083/11/2023, 22. November 2023

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(causasportnews / red. / 22. November 2023) Formel 1-Rennen sind bekanntlich nicht ungefährlich, auch wenn sich tödliche Unfälle oder Unfälle mit schweren Verletzungen dank der Sicherheits-Bauweise der Autos nur noch höchst selten ereignen. Das Auftakttraining zum Formel 1-GP in Las Vegas hat jedoch vor Augen geführt, dass im Rennsport die Gefahren – auch für das Publikum – durchaus anderweitig lauern können, etwa auf dem Asphalt. So musste das erste Training zum Grand Prix in der Spieler- und Zocker-Metropole bereits nach 19 Minuten abgebrochen werden. Die defekte Abdeckung eines Wasserschachts auf dem Circuit war die Ursache. Die Weiterführung des Trainings hätte wegen dieses Streckenmangels in eine Katastrophe ausmünden können. Das zweite Training konnte erst viel später, nach erfolgter Reparatur an der schadhaften Abdeckung, absolviert werden, allerdings vor leeren Tribünen. Was nach dem von Weltmeister Max Verstappen gewonnenen Rennen vermutet und wohl teils auch erwartet wurde, traf umgehend ein: Eine US-Anwaltskanzlei reichte ein paar Stunden nach Rennschluss am Bundesgericht in Nevada eine Sammelklage gegen den Organisator des Rennens im Namen von 35 000 Zuschauerinnen und Zuschauern ein. Diese seien durch die lange Trainingspause um den Rennsportgenuss gebracht worden, was einen Schadenersatz von 30 000 Dollar pro Person begründe, so die findigen Juristen. Es geht nun also um knapp eine Milliarde Schweizer Franken, welche verlangt wird. Eine Forderung, die nicht bagatellisiert werden darf, sondern ernst genommen werden muss, denn in der amerikanischen Micky Maus-Justiz ist alles möglich. Ausgang offen, könnte in dieser «Causa» prognostiziert werden.

Gewissheit herrscht nun auf jeden Fall bezüglich wichtiger Teilnahme-Entscheide mit Blick auf die im kommenden Jahr in Deutschland stattfindende Fussball-Europameisterschaft. Gastgeber Deutschland ist gesetzt; hätte die Qualifikation gespielt werden müssen, wäre die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann unter Umständen schon in dieser Phase gescheitert. Statt Qualifikationsspiele zur Heim-EM trugen die Deutschen eben Freundschaftsspiele aus, die, wie es sich gezeigt hat, allerdings im Fiasko endeten. Nach der Pleite vor wenigen Tagen gegen die Türkei verlor Deutschland gegen Österreich nun blamabel gleich 0:2. Deutschland befindet sich wieder einmal im Fussball-Jammertal. Der Stern des aktuellen Heilsbringers Julian Nagelsmann verglühte am Fussball-Himmel schon im Vorfeld des in Deutschland ausgetragenen Kontinental-Turniers.- Eine Pleite erlebten auch die Schweizer Fussballer, die den Rumänen unterlagen, sich aber dennoch mit Ächzen und Stöhnen für das Turnier im nördlichen Nachbarland qualifizierten. Das war es dann wohl für den Nationaltrainer Murat Yakin. Die Schweiz darf an die EM nach Deutschland reisen, jedoch ziemlich sicher angeführt von einem neuen Übungsleiter.

In die Kategorie Unappetitliches gehört zweifelsfrei die Meldung zu Jan Ullrich, dem ehemaligen Ausnahmekönner auf dem Rennrad. Erstmals hat der heute 49jährige aus dem ehemaligen Osten zum Thema Doping im früheren Telekom-Team gesprochen. Den Griff zu verbotenen Substanzen begründet er heute mit der damals fehlenden Chancengleichheit in dieser Disziplin. Ein persönliches, schnörkelloses Doping-Geständnis ist vom Radsport-Champion, der nach seinen grandiosen Erfolgen tief gefallen war (es war ein Totalabsturz im Alkohol- und Drogensumpf, eine Tragödie für den grossen Ex- Sportler und sein Umfeld) und nun «hungrig aufs Leben» ist, allerdings (im Moment?) nicht zu vernehmen. Vielleicht wird er dazu mehr offenlegen, wenn Ende Monat die Dokumentation «Jan Ullrich – der Gejagte» erscheint. So wäre dann mit Blick auf Künftiges in dieser Angelegenheit wieder einmal Ex-Kaiser Franz Beckenbauer zu bemühen: «Schaun mer mal»…

Bussengelder der FIA ausser Kontrolle?

causasportnews / Nr. 1072/10/2023, 24. Oktober 2023

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(causasportnews / red. / 24. Oktober 2023) Zu behaupten, die Formel 1 sei derzeit an Spannung kaum zu überbieten, wäre wohl einigermassen übertrieben. Dies hängt nicht nur damit zusammen, dass Max Verstappen trotz des erneuten WM-Titelgewinns 2023 nach wie vor siegeshungrig ist, wie beim Grossen Preis der USA am Wochenende in Austin (Texas). Der Vollerfolg wird auch in den letzten vier Rennen dieser Saison vor allem über den niederländisch-belgischen Champion gehen. Fällt im Motorsport auf dieser Ebene das Überraschungs-Moment weg, hilft in der Regel eine Disqualifikations-Orgie, wie sie sich nun in Amerika ereignet hat. Die Verletzung der technischen Regularien in dieser Sportart, in der vor allem das extrem komplexe und komplizierte Sportgerät «Auto» im Mittelpunkt des Geschehens steht, hat am letzten Formel 1-GP dafür gesorgt, dass die Rangliste erst lange nach der Ziel-Durchfahrt der Autos in Austin feststand. Vor allem die Disqualifikation des während vieler Jahren erfolgreichsten Fahrers, Lewis Hamilton, sorgte für mehr als nur Gesprächsstoff. Der Rekord-Weltmeister beendete das Rennen auf dem zweiten Platz, bevor er von der Rennleitung wegen reglementswidrig montierten Bodenplatten am Mercedes aus der Rangliste gestrichen wurde.

Zeit also für Gesprächsstoff der anderen Art, für welchen aktuell die Fédération Internationale de L’automobile (FIA) mit Sitz in Paris sorgt. Unter der Ägide dieses Weltverbandes bewegt sich auch das Milliarden-Unternehmen Formel 1. Der Motorsport-Weltrat der FIA hat vor ein paar Tagen beschlossen, dass bei Satzungsverletzungen Bussen (sie werden grundsätzlich unter den Begriff der Vereinsstrafen subsumiert; vgl. Urs Scherrer, Sportrecht, 2001, 181 ff.), die auch in der Königsklasse des Automobil-Rennsports immer wieder ausgefällt werden, bis zu einer Million Euro verhängt werden können. Bis jetzt konnten beim Vorliegen von Sanktions-Tatbeständen lediglich Bussen bis zu 250 000 Euro ausgefällt werden. Die FIA begründet diesen Entscheid damit, dass die Bussen-Obergrenze während der letzten zwölf Jahre unverändert geblieben sei und den aktuellen Umständen des modernen Rennsports nicht immer gerecht würden. Die Fahrer sprechen davon, dass das Thema «Bussen» so aus dem Ruder laufe. Mercedes-Pilot George Russell äusserte sich verärgert und hielt fest, dass das neue Bussensystem «ausser Kontrolle» geraten sei. Immerhin würden auch einige Fahrer in der obersten Liga des Motorsports keine Million Euro verdienen.- Dazu ist zu sagen, dass die nun festgelegte Million Euro eine Obergrenze bildet und eine allfällige Busse aufgrund des konkreten Falles, also etwa des Reglementsverstosses, festgelegt wird. Für die Fahrer bildet auch der Umstand, dass ausgefällte und von der FIA vereinnahmte Bussen angeblich irgendwo im Verbands-Dickicht versickern, ein Grund zur Unzufriedenheit. Grenzen für die Festlegung der Bussen setzt natürlich auch das Recht. Obwohl die FIA ihren Sitz in Frankreich hat, dürften der Rechtsrahmen für Bussen nach Schweizerischem Recht nicht unberücksichtigt bleiben, dies vor allem deshalb, weil der Internationale Sport-Schiedsgerichtshof seinen Sitz in Lausanne hat und Bussen-Entscheide letztlich in der Schweiz überprüft würden. Werden Bussen, was hier einmal in den Raum gestellt wird, nach Schweizerischem Recht beurteilt, sind vor allem die Artikel 160 ff. des Schweizerischen Obligationenrechts (OR), die im Sanktionsrecht und bei der Ausfällung von Bussen analog angewendet werden können, zu beachten. Insbesondere müssen ausgefällte Bussen, die in diesem Rahmen als Vereinsstrafen zu qualifizieren sind (gestützt auf Art. 70 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, ZGB), verhältnismässig sein. Wenn also ein Formel 1-Fahrer, der keine Million Euro verdient, aufgrund eines Reglementsverstosses mit einer Million Euro gebüsst würde, wäre das unverhältnismässig. Das Gericht hätte sog. übermässig hohe «Bussen» nach pflichtgemässem Ermessen (Art. 4 ZGB) herabzusetzen. Die neue Festlegung der Bussen-Obergrenze mag auf den ersten Blick exorbitant erscheinen, dem Sanktionsrecht der FIA unterstellte Personen sind diesem Bussen-Rahmen jedoch nur theoretisch ausgesetzt. Im Bereich der Rechtsanwendung (Festlegung der Bussen-Höhe) muss u.a. den gegebenen Umständen und dem Verschulden des Betroffenen Rechnung getragen werden (vgl. dazu zudem grundsätzlich Urs Scherrer / Rafael Brägger, in: Basler-Kommentar, Zivilgesetzbuch I, Basel, 2022, Rz. 18 ff. zu Art. 70 ZGB).