Schlagwort-Archive: Bergsteigen

Es zieht die Schweizer(innen) immer mehr in die Berge

Photo by Martin Pu00e9chy on Pexels.com

(causasportnewes / red. / 3. März 2023) Es gibt vielerlei Gründe, weshalb es Frau und Herrn Schweizer in die Berge zieht. In den letzten Jahren dürfte insbesondere «Corona» eine Ursache dafür gewesen sein, dass sich immer Menschen aufgemacht haben, um in den Bergen zu wandern (vorwiegend ältere Personen) oder dem Bergsteigen zu frönen (eher das jüngere Publikum). Vor allem auch die schönen und teils heissen Sommer- und Herbstmonate haben vor allem das Wandern zur «In-Sportart» werden lassen. Die Negativseite dieser unter dem Gesichtspunkt der Volksgesundheit an sich erfreulichen Entwicklung ist evident: Ereigneten sich in den Bergen um die Jahrtausendwende jährlich noch etwa 17’500 Unfälle, sind es aktuell über 35’000 pro Jahr. Zum Vergleich: Im Skisport werden jährlich etwa 70’000 Unfälle registriert. Die Unfall-Ursachen sind vielfältig. Oft sind Wanderer und Bergsportler unzureichend ausgerüstet, überschätzen sich, planen ihre Touren zu wenig profund und verunfallen aufgrund von Überforderung und Schwächen. Etwas überraschend mutet der Umstand an, dass sich von den jährlich gegen 100 tödlichen Unfällen in den Bergen die meisten in der Zentralschweiz ereignen. Unfallursachen sind Stürze, aber Bergsportlerinnen und -sportler stolpern oft zu Tode oder rutschen aus. Schlagzeilen machten im vergangenen Jahr mehrere und massierte tödliche Wanderunfälle, die sich auf dem «Wildkirchli-Trail» im Appenzellerland zwischen dem auch international bekannten Berggasthof «Aescher» und dem idyllischen Seealpsee ereigneten. Dieser teils sehr steinige Weg verleitet Touristinnen und Touristen oft zur Unachtsamkeit, obwohl der steil abfallende Bergweg brandgefährlich ist und oft krass unterschätzt wird. Beobachtungen der Bergrettung haben ergeben, dass auf diesem Weg oft mehr als die Hälfte der Wanderer mit Turnschuhen unterwegs ist; immer noch und trotz der bekannt gewordenen Todesfälle. Die idyllischen Bilder dieser Gegend ob dem Seealpsee mit den putzig anmutenden Sujets des Restaurants «Aescher» und dem «Wildkirchli», welche die vorwiegend ausländischen Touristinnen und Touristen ins Appenzellerland locken, vermitteln letztlich ein trügerisches Bild bezüglich des auf diesem Bergweg effektiv vorherrschenden Gefahrenpotentials.

Übernachtungsrekorde verzeichnet der Schweizer Alpen-Club (ACS) als Folge dieses Runs in die Berge im letzten Jahr. Rund 375’000 Berggängerinnen und Berggänger nächtigten 2022 in einer der der 147 geöffneten SAC-Hütten. Dadurch wurde das bisherige Rekordjahr 2009 um ungefähr 15’000 Übernachtungen übertroffen. Aufgrund des durchwegs schönen und warmen Wetters wurde in vielen Hütten dann allerdings das Wasser knapp.

War Reinhold Messer 14 mal ganz oben oder nicht?

Photo by Grisha Grishkoff on Pexels.com

(causasportnews / red. / 29. Juli 2022) Fast immer wieder in der «Sauregurkenzeit» eilt den Medien der bald 70jährig Deutsche Eberhard Jurgalski zu Hilfe und hält der journalistischen Sommer-Ebbe entgegen, so wie letztes Jahr um etwa die gleiche Zeit (vgl. causasportnews vom 6. Juni 2021). Der, gemäss Eigenwerbung, führende Chronist zu den 8000ern, wiederholt heuer seine These, dass nicht die in den gängigen Chroniken geführten 44 Bergsteigerinnen und Bergsteiger alle 14 Berge der Welt über 8000 Meter erklommen hätten, sondern lediglich deren drei. Zu diesen Bergsteigern mit dem Erklimmungsmakel gehört auch der berühmteste Bergsteiger der Moderne, der heute 77jährige Südtiroler Reinhold Messner. Die Geschichte ist eigentlich längst abgekocht, aber eben, die «Sauregurkenzeit» macht’s möglich, dass Legenden zumindest in Frage gestellt, wenn nicht sogar zerstört werden. Denn mit der Besteigung der Top-Höhen dieser Welt ist es so eine Sache: Der Mount Everest (8849 m) ist nicht etwa mit dem Matterhorn (4478 m), mit der der Zugspitze (2962 m) oder mit dem Grossglockner (3798) gleichzusetzen; sowohl auf dem Matterhorn (ist nicht der höchste Berg der Schweiz) als auch auf der Zugspitze oder dem Grossglockner sind die höchsten Gipfel-Punkte vor Ort peinlichst genau markiert, gleichsam amtlich vermessen. Wer einen solchen Punkt auf Europas Bergen erreicht hat, wird ob der erzielten Leistung nicht mehr in Frage gestellt. Bei den 8000ern ist das alles nicht so einfach, denn selbstverständlich gibt es in der Regel ganz oben keine Markierung, welche den höchsten Punkt des Berges unverrückbar festhält. So kann es durchaus sein, dass sich ein Bergsteiger oder eine Bergsteigerin auf dem höchsten Punkt des Berges wähnt, jedoch sich effektiv auf einem leicht tiefer gelegenen Vorgipfel oder einem unebenen Grat befindet, allenfalls nur ein paar Meter unterhalb des Gipfels. Das von Eberhard Jurgalski längst ausgewertete Material führt zum Schluss, dass Reinhold Messner, der als erster Mensch auf allen 8000ern dieser Welt gestanden haben soll, sich effektiv «nur» auf 13 Gipfeln und somit nicht als erster Mensch auf allen 14 Gipfeln zuoberst befand. An der Annapurna (8091 m) habe er einige Meter vor dem Gipfel gestoppt, wird ihm entgegengehalten. Kann sein. Die Frage ist allerdings, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit ein 8000er als bestiegen gilt. Machen ein paar Meter Differenz zum effektiv höchsten Punkt eine Gipfelbesteigung also ungültig? Diese Frage wird derzeit in verschiedenen Medien ausführlich diskutiert, so etwa in der im linken Spektrum anzusiedelnden Zürcher Zeitung «Tages – Anzeiger» mit ihrer kontinuierlichen Neid-Berichterstattung. «Grössen wie Reinhold Messner waren gar nie auf allen 8000er-Gipfeln» titelt das Blatt kürzlich (21. Juli 2022) einigermassen genüsslich – und kramte die «olle Kamellen-Geschichte» von Eberhard Jurgalski hervor. Neben dem Südtiroler sollen von 44 Bergsteigern und Bergsteigerinnen 41 effektiv gar nicht, wie in den Chroniken geführt, auf allen Gipfeln über 8000 Metern gestanden haben; durchwegs aus Gründen, die damit zusammenhängen, dass die höchsten Punkte dieser Gipfel nicht einfach zu lokalisieren sind. Die «Sauregurkenzeit» bietet natürlich die ideale Gelegenheit, um ein mediales Pingpong zu starten. Entsprechend fiel die Antwort von Reinhold Messner (selbstverständlich ebenfalls) im «Tages-Anzeiger» vom 25. Juli 2022 aus: «Ich für meinen Teil war oben – und das nimmt mir niemand», erklärt sich der Top-Alpinist auf einer ganzen Zeitungsseite. Lehre aus der aufgewärmten Geschichte: In der Todeszone über 7000 Metern funktioniert Statistik wohl anders als auf dem Matterhorn, auf der Zugspitze oder auf dem Grossglockner…

8000er: Wer war 14 mal wirklich ganz oben?

Photo by Pixabay on Pexels.com

(causasportnews / red. / 6. Juni 2021) Wandern boomt seit «Corona» (vgl. auch causasportnews vom 9. Mai 2021), Extrem-Bergsteigen ist seit Jahren ein Dauer- und auch ein Reizthema. Nun hat der deutsche Bergsport-Experte und Chronist Eberhard Jurgalski seine neusten Erkenntnisse im Zusammenhang mit den Besteigungen der höchsten Berge dieses Planeten nicht nur den am Bergsport interessierten Menschen nahegebracht. In einer Zeit, in der die Pandemie auch etwa im Rahmen von Himalaja-Expeditionen zum Thema geworden ist (wegen «Corona» ist der Berg- und Expeditionstourismus in den betroffenen Ländern ebenfalls eingeschränkt). Dabei verblüfft der 68jährige Deutsche insbesondere mit einer Aussage: Gemäss Chroniken wollen 44 Menschen auf allen 14 Berggipfeln über 8000 Meter gestanden haben – 40 Männer und vier Frauen. Der Berg-Datensammler ist jedoch überzeugt, dass nach Wahrscheinlichkeitsberechnungen noch nie einer dieser Frauen und Männer effektiv auf allen Gipfeln dieser Erde standen. Die Erklärung für diese Aussage mutet folgerichtig an: Ein Gipfel, der höchste Punkt eines Berges, ist im Gelände nicht immer als solcher erkennbar. In dieser Höhe können Wind, Wetter und schlechte Sicht durchaus Einfluss auf das topographische Erkennungsvermögen haben. Dass ein Bergsteiger auf mehr als 8000 Meter über Meer beispielsweise auf einem langen Grat den höchsten Punkt des Berges nicht erkennt, sei durchaus nachvollziehbar, meint der erfahrene Berg-Chronist. Die Konklusion von Eberhard Jurgalski ist evident und nachvollziehbar. Es ist möglich oder auch nicht, dass noch kein Mensch exakt auf den 14 Gipfeln aller Berge über 8000 Höhenmeter stand. Als Beispiel nennt der Bergsport-Experte den höchsten Punkt des Manaslu in Nepal (8163 Meter über Meer). Bei diesem Berg scheint der Gipfel klar erkennbar. Allerdings handelt es sich dabei um einen Vorgipfel. Zum effektiven Gipfel gelangen die Alpinistinnen und Alpinisten über einen schmalen und gefährlichen Grat, an dessen Ende sich der höchste Punkt des Manaslu befindet. Sogar bei Reinhold Messner, der als erster Mensch alle 14 Berge der Welt über 8000 Höhenmeter ohne Sauerstoff bezwungen hat, muss mit der Ungewissheit leben, ob er allenfalls doch nicht auf den höchsten Punkten dieser Berge stand. Falls dem nicht so sein sollte, wären es allenfalls ein paar Zentimeter oder wenige Meter, die zum totalen Triumph auf den 14 höchsten Bergen gefehlt hätten. Eine nicht nur arithmetisch vernachlässigbare Grösse. Neben den (Berg-)Schuhen stand Reinhold Messner bei seinen alpinistischen Höchstleistungen jedoch mit Sicherheit nie.

(Quelle: «Tages – Anzeiger», Zürich)