
(causasportnews / red. / 6. Juni 2021) Wandern boomt seit «Corona» (vgl. auch causasportnews vom 9. Mai 2021), Extrem-Bergsteigen ist seit Jahren ein Dauer- und auch ein Reizthema. Nun hat der deutsche Bergsport-Experte und Chronist Eberhard Jurgalski seine neusten Erkenntnisse im Zusammenhang mit den Besteigungen der höchsten Berge dieses Planeten nicht nur den am Bergsport interessierten Menschen nahegebracht. In einer Zeit, in der die Pandemie auch etwa im Rahmen von Himalaja-Expeditionen zum Thema geworden ist (wegen «Corona» ist der Berg- und Expeditionstourismus in den betroffenen Ländern ebenfalls eingeschränkt). Dabei verblüfft der 68jährige Deutsche insbesondere mit einer Aussage: Gemäss Chroniken wollen 44 Menschen auf allen 14 Berggipfeln über 8000 Meter gestanden haben – 40 Männer und vier Frauen. Der Berg-Datensammler ist jedoch überzeugt, dass nach Wahrscheinlichkeitsberechnungen noch nie einer dieser Frauen und Männer effektiv auf allen Gipfeln dieser Erde standen. Die Erklärung für diese Aussage mutet folgerichtig an: Ein Gipfel, der höchste Punkt eines Berges, ist im Gelände nicht immer als solcher erkennbar. In dieser Höhe können Wind, Wetter und schlechte Sicht durchaus Einfluss auf das topographische Erkennungsvermögen haben. Dass ein Bergsteiger auf mehr als 8000 Meter über Meer beispielsweise auf einem langen Grat den höchsten Punkt des Berges nicht erkennt, sei durchaus nachvollziehbar, meint der erfahrene Berg-Chronist. Die Konklusion von Eberhard Jurgalski ist evident und nachvollziehbar. Es ist möglich oder auch nicht, dass noch kein Mensch exakt auf den 14 Gipfeln aller Berge über 8000 Höhenmeter stand. Als Beispiel nennt der Bergsport-Experte den höchsten Punkt des Manaslu in Nepal (8163 Meter über Meer). Bei diesem Berg scheint der Gipfel klar erkennbar. Allerdings handelt es sich dabei um einen Vorgipfel. Zum effektiven Gipfel gelangen die Alpinistinnen und Alpinisten über einen schmalen und gefährlichen Grat, an dessen Ende sich der höchste Punkt des Manaslu befindet. Sogar bei Reinhold Messner, der als erster Mensch alle 14 Berge der Welt über 8000 Höhenmeter ohne Sauerstoff bezwungen hat, muss mit der Ungewissheit leben, ob er allenfalls doch nicht auf den höchsten Punkten dieser Berge stand. Falls dem nicht so sein sollte, wären es allenfalls ein paar Zentimeter oder wenige Meter, die zum totalen Triumph auf den 14 höchsten Bergen gefehlt hätten. Eine nicht nur arithmetisch vernachlässigbare Grösse. Neben den (Berg-)Schuhen stand Reinhold Messner bei seinen alpinistischen Höchstleistungen jedoch mit Sicherheit nie.
(Quelle: «Tages – Anzeiger», Zürich)