
(causasportnews / red. / 14. Januar 2021) Je älter die Sport-Funktionäre, desto mehr ähneln sie Ikarus, der sich in seinem Übermut und seinem Grössenwahn mit Wachsflügeln immer näher der Sonne näherte – und irgendwann, als das Wachs der Wärmeeinwirkung der Sonne nicht mehr standzuhalten vermochte, brutal abstürzte.- So verhält es sich immer wieder im Sport-Funktionärswesen. In der Parallelwelt des Sportes geben sich Funktionäre mit zunehmender Funktionärsdauer unantastbar und unangreifbar; und verhalten sich immer dreister. Sie halten es mit Ikarus: see the invisible, reach the unreachable, touch the untouchable – das war die Welt des Sohnes von Daidalus, der letztlich mit seinem Flug in Richtung Sonne kläglich scheiterte. Sport-Funktionäre geht es oft entsprechend, wenn sie sich von den Realitäten immer mehr entfernen und die Wunsch-Vorstellungen mit der Wirklichkeit gleichsetzen. So ging es etwa dem 2016 aus dem Amt des FIFA-Präsidenten gejagten, heute 84jährigen Joseph Blatter. Seinem Kollegen vom Internationalen Eishockeyverband (IIHF), René Fasel, ergeht es nun ungefähr gleich. Mit einem unglaublichen Auftritt in Minsk hat er sich um die Würde, und nun wohl auch definitiv um sein Amt als Präsident der IIHF, gebracht, das er seit 1994 innehat. Nur dank oder wegen der weltweiten «Corona»-Pandemie ist der Schweizer, der in vielen Belangen seinem Pendant aus dem Fussball gleicht, derzeit überhaupt noch im Amt. Zufälligerweise haben sowohl der Weltfussballverband FIFA als auch die IIHF ihre Sitze in Zürich/Schweiz. Joseph Blatter und René Fasel stammen überdies aus Schweizer Randregionen. Nur ein Zufall ist es zudem, dass beide, jahrzehntelang als Sportfunktionäre tätigen Männer in etwa die gleiche Körperlänge aufweisen wie der auf anderer Ebene gescheiterte und dennoch geliebte und fast bis zum Ende hofierte Napoleon Bonaparte.
Nun hat sich der rührige René Fasel aus Fribourg im Uechtland, im vergangenen Jahr 70 Jahre alt geworden, selber und wohl definitiv ins Funktionärs-Grab befördert. Wie Ikarus fühlte er sich nach bald 30 Jahren an der Spitze der IIHF allem entrückt und fern jeglicher Realität und herzte in seiner jovialen Art den Diktator Weissrusslands, Alexander Lukaschenko. In der Hauptstadt Weissrusslands wollte René Fasel mit dem zwielichtigen Präsidenten, der nicht nur die Menschenrechte in seinem Land mit Füssen tritt, die Durchführbarkeit der Eishockey-Weltmeisterschaft im Juni in Minsk sowie in Riga besprechen; selbstverständlich wird dieser Anlass wegen «Corona» dann nicht durchgeführt werden. Dass sich der IIHF-Präsident und der brutale Diktator in den Armen lagen, stösst in «Corona»-Zeiten auf spezielles Unverständnis. Die Verhaltensweise scheint aber typisch: Abstandsregeln und Maskenpflicht gelten für dem Volk Entrückte nicht. Die offen zur Schau getragene Verbrüderung zwischen Alexander Lukaschenko und René Fasel verursachte ein Sturm der Empörung. Der IIHF-Präsident hat seinen unverzeihlichen Fehltritt auf politischem Parkett zwischenzeitlich eingesehen und übt sich, zwecks Schadenbegrenzung, in Selbstkritik. Nicht deswegen also, weil Sport und Politik vor allem in den Augen des Internationalen Olympischen Komitees (IOK), dem René Fasel angehört, in jeder Hinsicht getrennt bleiben müssen, sondern weil er mit seiner Aktion einer üblen Polit-Figur Satisfaktion erteilt hat. Er habe mit dem «Feuer gespielt», gibt sich der gelernte Zahnarzt zwischenzeitlich reumütig und zugleich tapsig. Mit dem Feuer ist das so eine Sache. Wie es damals Ikarus, dem die Hitze der Sonne zum Verhängnis wurde, am eigenen Leib erfahren musste, bevor er definitiv abstürzte.