
(causasportnews / red. / 11. März 2020) Das Virus „Corona“ hat es geschafft, auch in Europa das Leben der Menschen zu beeinflussen und es teils sogar lahmzulegen. Niemand vermag derzeit zu sagen, was die Menschheit in diesem Zusammenhang noch erwartet. Auch der Sport ist von der Epidemie getroffen worden; sie wird ihn nachhaltig prägen. Wo der Sport nicht ganz zum Erliegen gekommen ist, gilt er nicht einmal mehr als „schönste Nebensache“ – von der immer wieder beschworenen „Hauptsache“ ganz zu schweigen. Er befindet sich in einer umfassenden, temporären Agonie. Sport ist üblicherweise mit (Lebens-)Freude, Engagement und Aufbruch verknüpft; im Moment prägen Ängste und schwindende Hoffnungen das tägliche Leben. Die Sportberichterstattung schrumpft immer mehr zusammen. In den Gazetten werden die Spalten mit „Konserven“ und ellenlangen Interviews, die niemanden interessieren, gefüllt; der aktuelle Sport wird mit Füllmaterial kompensiert. Nur in Deutschland scheint das „Bundesliga-Virus“ stärker zu sein als das „Corona-Virus“: Unbeirrt wird der Bundesliga-Spielbetrieb aufrechterhalten, praktisch jedes Stadion ist ausverkauft, als gäbe es die Seuche nicht. Deutschland beweist auch im Zusammenhang mit „Corona“, dass im Land der Dichter, Denker und Biathleten der Faktor „Wirtschaft“ absolute Priorität geniesst. Die Gefahr, die von „Corona“ ausgeht, wird heruntergespielt und, wenn es um die „Bundesliga“ geht, regelrecht ausgeblendet.
Die momentane Sach- und Stimmungslage hat auch gute Seiten. Etwa mit Blick auf den HSV-Stürmer Jatta Bakery, für dessen Historie sich derzeit niemand (mehr) interessiert. Die Geschichte des Fussballstars aus dem mehr als schwierigen Umfeld Gambias war das Öffentlichkeits- und Medienthema im letzten Herbst, als sich Hinweise verdichteten, der bald 22jährige Top-Spieler habe sich als Migrant unter diesem Namen unkorrekterweise in Deutschland registrieren lassen. In Tat und Wahrheit habe er Bakary Daffeh geheissen. Obwohl nach grosser Aufregung das Identitätsgerangel um den Spieler nur noch Nebenschauplätze beherrschte (nämlich das Verbandsrecht sowie die Migrationsbehörden), setze ein Hin und Her um die Identität des in Deutschland unter dem Namen Jatta Bakery geradezu berühmt gewordenen Spielers ein (vgl. dazu auch causasportnews vom 16. und vom 24. September 2019). Die Kardinalfrage blieb lange Zeit aktuell: Ist Jatta Bakery wirklich Jatta Bakery? Oder ist Jatta Bakery Bakary Daffeh? Nun ist die Diskussion um den Identitätskrimi vom letzten Jahr verstummt. Auch „Corona“ sei Dank. Untersuchungen zu diesem Thema sind sowohl seitens der Verbandsjustiz als auch von Behördenseite nicht mehr weiter geführt worden. Auch staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wurden bald einmal abgeschlossen. So geht die Sport-Welt davon aus, dass Jatta Bakery eben Jatta Bakery ist. So ganz sicher ist bei dieser Annahme allerdings niemand. Bei Nachfragen bei Verbandsverantwortlichen und den Behörden gilt eindeutig das Prinzip „nichts hören, nichts sehen, nichts sagen“.