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Alles kein «Ambush Marketing»?

„Ambush Marketing“ oder nicht? Das ist hier die Frage.

(causasportnews / red. / 14. Juni 2022) Während Jahren war das «Ambush Marketing» (auch «Assoziationsmarketing», «Trittbrettfahrermarketing», «Schmarotzer-Marketing» genannt) das alles beherrschende Thema in der Werbebranche und vor allem im Sport. Umschrieben wird dieses Phänomen als das «nicht autorisierte Verhalten eines Dritten im Hinblick auf die unentgeltliche Assoziation mit einer Veranstaltung oder einem Imageträger» (Urs Scherrer et alt., Sportrecht, Eine Begriffserläuterung, 3. Aufl., 2014, 32). Der Schmarotzer erzeugt mit seinem insbesondere werblichen Verhalten die Assoziation, z.B. Werbepartner einer Veranstaltung oder eines Sportlers zu sein – obwohl dem nicht so ist und die Plattform vom Schmarotzer unautorisiert, unentgeltlich und meist entschädigungslos benutzt wird.

Daran fühlte sich der aufmerksame Zeitungsleser kürzlich an diese unfaire Unsitte erinnert, als ganzseitige Inserate der Schweizer Bank «Credit Suisse» in den Print-Medien erschienen. In diesen Inseraten gratulierte die Bank den Männern und Frauen des FC Zürich, die Schweizer Meister 2021/22 geworden waren. Als «langjähriger Sponsor des Schweizer Frauen und Männerfussballs» freut sich die «Credit Suisse» «doppelt über den Titel beider Teams», heisst es im Gratulations-Inserat.

Es sei dabei nur folgendes angedacht: Die «Credit Suisse» hat mit dem FC Zürich, mit dem er sich in dieser Werbung solidarisiert, relativ wenig bis nichts zu tun. Insbesondere ist die Bank z.B. nicht Sponsor des Klubs. Das wird jedoch suggeriert, das heisst, die Leistungen der beiden Mannschaften des FC Zürich werden dazu benutzt, sich selber auf dieses meisterliche Niveau zu heben (und hiervon werblich zu profitieren), was natürlich im Zusammenhang mit der Grossbank besonders «schräg» erscheint. Denn gerade in der «Sonntags-Zeitung» vom 12. Juni 2022, in der sich das besagte Inserat (auch) fand (!), titelte das Medium: «Credit Suisse ist die ineffizienteste Bank Europas». In den letzten 15 Jahren ist die einstige Top-Bank vor allem durch ausländische Star-Manager regelrecht zugrunde gerichtet und ausgeplündert worden; die Aktienkurse der Bank dümpeln nun gegen O. In der Tat war dieser werbliche Auftritt der schlingernden Bank im Rahmen der Erfolge des FC Zürich dazu angetan, mehr als ein Stirnerunzeln zu bewirken. Zum einen, weil dieses Marketing, das vermutlich ein «Ambush Marketing» darstellt, falsche Assoziationen erzeugt, und sich zum andern in die heute immer wieder feststellbaren Peinlichkeiten in der Werbung einreiht. Das «Gratulieren» auf diese Weise mit dem gesuchten Effekt ist so unsinnig wie einfältig; und zudem meist, mit Hintergedanken, nur anbiedernd. Das wären noch weitere Ideen dieser Art: «Credit Suisse gratuliert Roger Federer zur Geburt weiterer Zwillinge»; «Credit Suisse gratuliert Hansi Hinterseer zur neuen Föhnfrisur»; «Credit Suisse gratuliert Beatrice Egli zur Besteigung des Matterhorns». Oder ein bisschen Politik darf es auch sein: «Credit Suisse gratuliert Olaf Scholz zur mutigen Ukraine-Politik». Die Bank profitiert wenigstens davon. Lob der Schuldigen – Tadel der Unschuldigen; das kommt in der Werbung immer gut an.

Das alles, und insbesondere das «Ambush Marketing» in der «Causa FC Zürich», sei der «Credit Suisse» nun einfach einmal unterstellt, da sich die Vermutungen zwischenzeitlich auch nicht verifizieren liessen. Die einzige, bekannte Verbindung der Bank (indirekt) zum FC Zürich besteht darin, dass die «Credit Suisse» die Namensrechte am neuen Stadion in Zürich erworben hat. Dort sollen dann einmal die beiden Zürcher Grossklubs FC Zürich und Grasshopper Club ihre Heimspiele austragen. Wohl deshalb figuriert die «Credit Suisse» im Rahmen des Auftritts des FC Zürich in der Öffentlichkeit als «Arena Partner». Was es nicht alles gibt, um zu verschleiern und dennoch davon zu profitieren…

„naming right“ – ein Vermarktungsmodell mit Tücken

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(causasportnews / red. / 16. Juli 2019) Die Vergabe von Namensrechten, bspw. an einer Sportstätte, bildet eine Variante des Sportsponsorings und ist vor allem im Zusammenhang mit Eishockey- und Fussballstadien ein probates Mittel dieser meistens für Klubs einträglichen Rechtevermarktung. Auf dem Platz Zürich ist kürzlich ein „naming right-Projekt“ bekannt geworden, das vielleicht deshalb keine grossen Wellen geworfen hat, weil diese Sport-Vermarktungsform auch problematisch sein kann. Die Grossbank „Credit Suisse“ hat mitgeteilt, ab sofort und für zehn Jahre ab Fertigstellung des geplanten, neuen Fussballstadions in Zürich das Namensrecht an der Sportstätte auf dem Hardturm-Areal gesichert zu haben. „Credit Suisse Arena“ soll das Stadion originellerweise heissen, in dem die beiden derzeit renommiertesten Fussballklubs der Stadt Zürich, FC Zürich und Grasshopper Club, dereinst spielen werden. Wenn es dann auch (sportlich) soweit kommen sollte: Der FC Zürich ist derzeit relativ unstabil in der obersten Spielklasse der Swiss Football League (SFL) tätig, der Grasshopper Club dümpelt ab der neuen Saison sogar in der Zweitklassigkeit herum, in der sog. Challenge League der SFL (vgl. zum Abstieg des Grasshopper Clubs aus der Super League auch den Beitrag von Prof. Dr. Urs Scherrer in der aktuellen Ausgabe von „Causa Sport“ 2/2019, 221 ff., sowie causasportnews vom 23. Mai 2019). Der Vertrag zwischen der Bank ist mit der Stadion-Betriebsgesellschaft abgeschlossen worden, an der die beiden Fussball-Klubs zu je 49 Prozent beteiligt sind (die restlichen zwei Prozent hält eine Finanzgesellschaft). Nicht bekannt gegeben worden ist, wieviel der „Credit Suisse“ der Erwerb des Namensrechts wert ist. Aus Kreisen des Grasshopper Clubs verlautete, dass diese Finanzierungsspritze wichtig für die Klubaktivitäten sei. Damit wird wohl das perpetuiert, was in früheren Jahren an der Tagesordnung war: „Credit Suisse“ galt lange mehr als generöse Hausbank des Grasshopper Clubs; die Bank finanzierte immer wieder mit namhaften Beiträgen die Clubaktivitäten. Was dann und wann auch zu Verstimmungen beim Stadt-Rivalen FC Zürich geführt hat. So, wie sich FC Zürich und Grasshopper Club seit Jahrzehnten sportlich duellieren, ist im Banking die Rivalität zwischen „Credit Suisse“ und „UBS“ legendär. „Credit Suisse“ war immer dem Grasshopper Club zugeneigt, die 2008 kollabierte und mit Staatsmitteln gerettete „UBS“ dem FC Zürich. Insofern ist der jetzige Sponsoringdeal nicht ganz „ohne“, auch wenn die beiden Klubs gemeinsam im neuen Stadion spielen werden und das Namensrecht am gemeinsamen Stadion lediglich an die „Credit Suisse“ verkauft worden ist. Manch‘ ein Anhänger des FC Zürich und „UBS“-Kunde wird sich schwer tun, die Spiele „seines“ Klubs in der „Credit Suisse Arena“ zu verfolgen. Ob es deshalb ein kluger Schachzug war, das Namensrecht am Zürcher Stadion (nur) der „Credit Suisse“ zu überlassen, wird sich dereinst zeigen. Oder ist es nur ein verkapptes Sponsoring für die in Geldnöten steckenden Grasshoppers? Die Mitteilung seitens „Credit Suisse“, mit dem Engagement könne Präsenz gleich in zwei Fussball-Ligen markiert werden, mutet jedenfalls einigermassen speziell an: Wen interessieren schon die Spiele in der Challenge League?