
(causasportnews / red. / 11. Mai 2022) Kaum in einem Segment erlebt Russland als Aggressor und nach Anzettelung eines grausamen Zerstörungs- und Vernichtungskrieges eine derartige Isolation wie im europäischen Fussball. Den Russen wird wohl, solange dieses Land seine krass völkerrechtswidrigen Aktionen nicht einstellt, das Mitwirken im europäischen Fussball praktisch verunmöglicht. Russische Klubs können in den europäischen Ligen nicht mehr mittun, der Verband Russlands wird auf Jahre hinaus keine sportlichen Wettbewerbe mehr ausrichten können, und russisches Sponsoren- und Blutgeld wird kaum mehr in den hiesigen, kontinentalen Fussball fliessen. Nicht nur «Gazprom» kann die Bühne des europäischen Fussballs nicht mehr nutzen.
So planen nun die Russen eine Abkehr vom organisierten kontinental-europäischen Fussball. Derart unverfroren, wie die Aggression gegen die Ukraine von den Kreml-Kriegstreibern als «Spezialaktion» bezeichnet wird, soll nun der Kontinentalwechsel des Verbandes Russlands von Europa zu Asien mit Winkelzügen bewerkstelligt werden. Derzeit ist der Fussballverband Russlands (Football Union of Russia, RFS) Mitglied der UEFA; und auch des Weltfussballverbandes FIFA. Die Russen möchten die UEFA verlassen, also diese Mitgliedschaft beenden, und streben offensichtlich ein Mitgliedschaftsverhältnis in der Asiatischen Fussball-Konföderation (AFC) an. In Asien rechnet sich Russland Chancen aus, im Rahmen dieser Konföderation im Fussball wieder eine wichtige Rolle zu spielen, frei von irgendwelchen Repressionen durch diesen Kontinentalverband.
So einfach, wird die Umsetzung dieser Idee bei Betrachtung der globalen Fussball-Pyramide jedoch kaum werden. Zwar könnte der russische Verband aus der UEFA austreten, würde dann aber auch die FIFA-Mitgliedschaft verlieren und wäre dadurch vom weltweiten Fussball auf dieser umfassenden, globalen Ebenen ausgeschlossen. Sodann wäre die Mitgliedschaft in der AFC anzustreben, was wohl, trotz der chinesischen Dominanz in der asiatischen Konföderation, nicht einfach zu bewerkstelligen wäre. Der Wiedereintritt in die FIFA ist jedenfalls nach einem Austritt aus der Konföderation UEFA nur dann möglich, wenn der nationale Verband (hier der Verband Russlands) auch Mitglied einer Konföderation ist; diese sektionsrechtlichen Zusammenhänge sind evident; das Prozedere würde wohl Jahre dauern. Das von Russland bezüglich eines Konföderations- oder Sektions-Wechsels Angedachte dürfte etwa so dornenvoll sein wie die derzeitige «Spezialaktion», mit der ein Staat durch eine beispiellose Aggression in Schutt und Asche gelegt und ein regelrechter Völkermord begangen wird. Überraschungen sind bei diesem in den Raum gestellten Organisations-Winkelzug eher nicht zu erwarten. Unter diesen Zeichen wäre die Aufnahme des russischen Fussballverbandes in den asiatischen Kontinentalverband eher unwahrscheinlich, mit Blick auf ein neues Mitgliedschaftsverhältnis mit der FIFA wohl ziemlich aussichtslos (zu den Sanktionen gegen Russland unter völkerrechtlichen Gesichtspunkten vgl. auch den Beitrag von Prof. Dr. Stephan Breitenmoser, Universität Basel, in der soeben erschienenen, neuen Nummer von Causa Sport, 1/2022, 1 ff.).