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Ex-Fussball-Schiedsrichter Robert Hoyzer – Täter und Opfer zugleich

causasportnews.com – 52/2025, 6. Juni 2025

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(causasportnews / red. / 6. Juni 2025) Es sind rund 20 Jahr her, doch die Geschichte, die sich damals zugetragen hat, bewegt die (Fussball-)Welt noch immer. Am 21. August 2004 trug sich in Paderborn im Deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen geradezu und (vermeintlich) Sensationelles zu. Im Pokal empfing der Heimklub SC Paderborn 07 e.V. den renommierten Hamburger SV (HSV). Aufgrund der Stärkeverhältnisse eine klare Sache. Fast alle Wetten gingen in die Richtung, mit welchem klaren Resultat der HSV die Paderborner aus dem Pokal-Wettbewerb eliminieren würde. Elfmeter-Entscheide, ein Platzverweis gegen den HSV-Spieler Emile Mpenza und weitere merkwürdige Schiedsrichter-Entscheide sorgten allerdings dafür, dass der Regionalligist Paderborn den Bundesligisten HSV mit 4:2 aus dem Pokal-Wettbewerb warf. Wer auf einen Erfolg der Paderborner gewettet hatte, konnte sich über satte Gewinne freuen. Der Cup hat seine eigenen Gesetze, doch die Sensation vom August 2004 war bald einmal von Gerüchten umrankt. Am 22. Januar 2005 vermeldeten Medien-Agenturen, der damals hoffnungsvolle Schiedsrichter Robert Hoyzer stehe im Verdacht, von ihm geleitete Spiele «verpfiffen», also manipuliert, zu haben – so auch das Pokalspiel zwischen Paderborn und dem HSV -, um der Wettmafia im Zusammenhang mit Sportwetten zu ermöglichen, pekuniäre Gewinne zu erzielen; falls auf ein Sieg von Paderborn gewettet wurde! So war es denn auch: Von der Berliner Sportwetten-Mafia wurde Robert Hoyzer mit einem TV-Flachbildschirm und ein paar tausend Euro dafür geschmiert, dass er u.a. dieses Spiel «verpfiff», was dem Wett-Syndikat ermöglichte, entsprechend hohe Gewinne zu erzielen, weil auf das manipulierte Resultat gesetzt wurde. So hatte sich der talentierte Schiedsrichter dem organisierten Sportwetten-Betrugssyndikat ausgeliefert und so auch seine Funktionärs-Karriere ruiniert. Der heute bald 46jährige Ex-Fussball-Schiedsrichter war sowohl Täter als auch Opfer. Er wurde strafrechtlich sanktioniert und sass bis 2008 wegen Beihilfe zum Betrug ein. Mit dem Auffliegen des Wett-Skandals war auch die Karriere von Robert Hoyzer als Fussball-Funktionär zu Ende. Bei den Wörtern des Jahres 2005 landete das Wort «hoyzern» (gemeint: vermeintliche, bewusste Schiedsrichter-Fehlentscheidungen) auf dem 7. Platz. Aktuell soll Robert Hoyzer bei der Preisvergleichsplattform «Idealo» tätig sein, wie Medienberichten zu entnehmen ist.

Der «Fall Robert Hoyzer» erschütterte den Fussball vor 20 Jahren nicht nur in Deutschland, aber nicht allein wegen der Manipulationen durch Schiedsrichter Hoyzer; aber auch. Mit Blick auf die 2006 stattfindende WM-Endrunde in Deutschland kehrte beispielsweise der Internationale Fussballverband (FIFA) alles vor, um das Turnier mit Blick auf Sportwetten «manipulationsfrei» zu halten. Auch wenn ein WM-Finalspiel kaum durch betrügerisches Verhalten auf dem Platz beeinflusst werden kann, wäre es ein «Super-GAU» gewesen, wenn grundsätzlich 2006 WM-Spiele im Zusammenhang mit Sportwetten manipuliert worden wären. Heute wird das Thema «Spielmanipulationen» im Kontext von Sportwetten eher marginal behandelt. Doch Experten sind sich einig: Unbedeutende Spiele oder spezielle Spielpaarungen, wie etwa in Pokal-Wettbewerben, können jederzeit von der Wettmafia zu Manipulationszwecken missbraucht werden. Es braucht dafür willige Schiedsrichter, für Manipulationen anfällige Spieler, usw.

Übereinkommen des Europarates gegen Manipulationen im Sport wird konkret

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(causasportnews / red. / 6. Januar 2022) Dass private Sportverbände und Sportorganisationen in ihren Mitteln und Möglichkeiten beschränkt sind, die Integrität des Sportes mit Blick vor allem auf Manipulationen im Zusammenhang von Sportwetten zu schützen, ist eine notorische Tatsache. Die Versuche dieser privaten Verbände und Organisationen, Manipulationen von sportlichen Wettbewerben zu verhindern oder zu sanktionieren, sind als gescheitert zu betrachten. Mit den Mitteln des privaten Sanktionsrechts ist den Sport-Manipulationen nicht beizukommen. So obliegt es dem Staat, der mit seinen strafrechtlichen und strafprozessualen Möglichkeiten alleine in der Lage ist, Manipulationen effizient zu bekämpfen, den Lead im Rahmen des Sport-Integritätsschutzes zu übernehmen. Da Manipulationen im Sport vor allem mit Bezug zu Sportwetten offenbar immer häufiger vorkommen (was auch mit dem weltweit zunehmenden Volumen von legalen und illegalen Sportwetten begründbar ist), hat der Europarat 2014 an einer Sportministerkonferenz in Magglingen (Kanton Bern) auf Initiative der Schweiz eine Konvention gegen die Manipulation von Sportwettbewerben geschaffen. Die sog. «Magglinger Konvention» zielt unter anderem darauf ab, die länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen Organisationen und Sportbehörden im Kampf gegen Wettkampfmanipulationen staatlich intensiver zu fördern, etwa im Bereich der gegenseitigen Rechtshilfe. Die Konvention enthält international verbindliche Regeln zur Bekämpfung von Wettkampfmanipulationen im Sport. Staaten, welche die Konvention unterzeichnen, verpflichten sich zum Erlass von griffigen Strafnormen und zur internationalen Zusammenarbeit. Die Schweiz erfüllt mit der Umsetzung des Geldspielgesetzes von 2017 bereits die Anforderungen der Konvention, die bis dato von 38 Staaten unterzeichnet und von sieben Ländern (darunter die Schweiz) ratifiziert worden ist.

Wie für derartige Übereinkommen im Allgemeinen üblich, sieht der Europarat auch für die Umsetzung der «Magglinger Kovention» einen Ausschuss vor, in dem die Vertragsstaaten vertreten sind. Die Landesregierung der Schweiz hat gegen Ende des letzten Jahres vier Personen als Mitglieder des Ausschusses bestimmt, so Fürsprecher Wilhelm Rauch, den Leiter des Rechtsdienstes im Bundesamt für Sport, der zudem als Leiter der Schweizer Vertretung eingesetzt worden ist. Mit der Erfüllung dieser Personalien wird die Bekämpfung von Sportmanipulationen insbesondere im Zusammenhang mit Sportwetten intensiviert.

Dass die Schweiz zu den federführenden Staaten im Rahmen der «Magglinger Konvention» gehört, ist nicht ganz dem Zufall zuzuschreiben. Der internationale Sport wird in vielerlei Hinsicht von der Schweiz aus organisiert und durchgeführt. Bedeutende internationale Sportverbände und das Internationale Olympische Komitee (IOK) haben ihre Sitze in der Schweiz.

(Quelle: Information des Bundesrates vom 1. Oktober 2021; Schweizerische Juristen-Zeitung, SJZ, vom 15. Dezember 2021)

Integritätsschutz im Sport aktueller denn je

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(causasportnews / red. / 12. September 2021) Obwohl das Thema nicht mehr im Vordergrund steht, ist es dennoch allgegenwärtig: Spielmanipulationen im Zusammenhang mit Sportwetten. Ein Vorgang aus dem deutschen Fussball zeigt, dass Manipulateure immer noch entsprechend aktiv sind, wie aus dem Umfeld des ehemaligen Bundesligisten Energie Cottbus, nun in der Regionalliga spielend, bekannt wurde. Spieler hatten Angebote über Instagram erhalten, die auf dubiose Weise dazu aufgefordert wurden, gegen 100 000 Euro bei Spielmanipulationen mitzuwirken. Akteure unterrichteten die Klubführung über die «unmoralischen» Angebote; diese entschloss sich, die zuständigen Fussballbehörden sowie die Öffentlichkeit zu informieren. Selbstverständlich blieb es in Cottbus beim Versuch. Der Vorgang wird derzeit untersucht. Er zeigt jedoch, dass Manipulationen im Sport im Allgemeinen und insbesondere im Fussball im Zusammenhang mit Sportwetten immer noch eine grosse Gefahr für die Integrität des Sports darstellen. Bezeichnenderweise betraf der neuste, bekannt gewordene Manipulationsversuch eine wenig beachtete Regionalliga (konkret die Regionalliga Nordost). Klar, dass es im Rahmen eines WM-Spiels oder eines Champions League-Finals nie zu einer Spielmanipulation kommen würde; diese Spiele stehen zu stark im unmittelbaren und mittelbaren (TV) Publikums-Fokus.

Die Bekämpfung von Sportmanipulationen auf allen Ebenen des Sportes ist wohl ein permanenter Kampf, auch wenn in letzter Zeit kaum mehr entsprechende Vorfälle bekannt geworden sind. Das bedeutet allerding auch nicht, dass Manipulationen oder Versuche hierzu immer aufgedeckt oder bekannt werden. Im Umfeld des Sportes dürfte es mehr Manipulationen geben als vermutet. Wie sagte es einst Franz Beckenbauer in seiner typischen Art allgemein: «Bschissen worden is immer». Seit dem «Fall Robert Hoyzer» (2005) bilden Manipulationen des Sportes im Zusammenhang mit Sportwetten ein neuartiges Phänomen – vor allem den «neuen Medien» und dem Sportwetten-Business sei Dank. Das bedeutet zugleich, dass der Schutz der Integrität des Sports von permanenter, zentraler Bedeutung ist und der Kampf hierfür mit Entschlossenheit geführt werden muss. Oder, wie es der aktuell FIFA-Präsident Gianni Infantino einmal fast resignierend, aber folgerichtig, bilanzierte: «Wenn vor dem Spiel bekannt wird, wie es ausgeht, ist sein Wert gleich null». Und damit ist es natürlich wertlos geworden, ebenfalls in pekuniärer, und nicht nur in sportlicher Hinsicht, hat er wohl gemeint.