causasportnews / Nr. 1181/09/2024, 16. September 2024

(causasportnews / red. / 16. September 2024). Als der aktuelle Präsident des Welt-Fussballverbandes FIFA, Gianni Infantino, 2016 das Amt als Präsident der weltumspannenden Fussball-Organisation antrat, umgab er sich vor allem mit Fussball-«Legenden», um seine eigene Wichtigkeit im Zusammenhang mit der Symbolkraft dieser Fussball-Heroen zu unterstreichen. Dies geschah in Analogie zu Gaius Iulius Caesar, der im Theaterstück «Julius Cäsar» von William Shakespeare diese Forderung in den Raum stellte: «Lasst wohlbeleibte Männer um mich sein». Zeitgemäss waren es beim neuen FIFA-Präsidenten keine dicken Männer, sondern eben Fussball-«Legenden», mit denen er sich zu umgeben pflegte. Wahrscheinlich war unter diesen «Legenden», welche der FIFA-Präsident meinte, auch der soeben 80 Jahre alt gewordene Günter Netzer. Dieser feierte am 14. September seinen speziellen Geburtstag an seinem Wohnsitz in Zürich. Die Limmatstadt war auch die letzte, fussballerische Wirkungsstätte des sowohl rebellischen als auch genialen Spielers mit jeweils direktem Drang zum Tor; ansonsten liess er neben dem Spielfeld nichts anbrennen, fuhr schnelle Autos, trug extravagante Kleider, umgab sich mit attraktiven Frauen und erlangte mit seinen langen, blonden Haaren einen Kultstatus. Also in dieser Hinsicht nicht das, was Gianni Infantino gemeinhin favorisiert. Die Bestrebungen, sich mit «Legenden» zu umgeben, hat der etablierte Funktionär an der Spitze des Weltverbandes offenbar hinter sich gelassen; er ist nach acht Jahren im Amt überhaupt in der Anonymität verschwunden, getreu dem bewährten Funktionärs-Motto: «Geniessen und schweigen».
So wird Günter Netzer, zweifellos eine Fussball-«Legende», seinen speziellen Geburtstag im engsten Familienkreis gefeiert haben; vital, engagiert und abgeklärt. Sein Leben wird er weiterführen wie bis anhin, auch wenn er sich mit seinen 80 Jahren im eher fortgeschrittenen Alterungs-Modus befindet. Ähnlich verhält es sich aktuell mit der Bergsteiger-«Legende» Reinhold Messner. Am 17. September wird er ebenfalls 80 Jahre alt. Der Mann ist wie der Deutsche Fussball-Überflieger Günter Netzer top-fit und lässt derzeit in den Medien sein turbulentes Leben Revue passieren und bringt es auf den Punkt: «Ich kann nichts dafür, dass ich eine Legende bin»; das trifft natürlich zu. Der Alpinismus-Pionier hat Bergsteiger-Geschichte in jeder Hinsicht geschrieben. Mit seiner dritten Frau lebt der Held des Bergsteigens aktuell im Südtirol und vermarktet sein Leben, das er zu einem grossen Teil mit teils gigantischen Entbehrungen in den Bergen verbracht hat. Dazu gehört nun aber vor allem auch sein Familien- und Privatleben, das in letzter Zeit alles andere als gradlinig verlaufen ist. Kein Wunder, mit drei Frauen und einigen Kindern ist es zweifelsfrei nicht einfach, gemeinsame Lebens-Nenner zu finden. Auch beim Alpinismus-Übermenschen Reinhold Messner sind heute Erkenntnisse, wie sie «Normal-Sterbliche» auch machen müssen, an der Tagesordnung. Die Zwistigkeiten im familiären Umfeld führt das 80jährige Berg-Monument auf eine eigene, massive Fehlleistung zurück: «Mein grosser Fehler war, dass ich mein Erbe zu Lebzeiten verteilte», sagt er (z.B. gegenüber der Zürcher Sonntags-Zeitung vom 15. September 2024). Eigentlich ist das bekannt: Wer sein Leben friedvoll beenden will, darf nur mit kalten Händen vererben lassen.
Günter Netzer und Reinhold Messner – zwei Sportler, die nun 80 Jahre alt sind, sich also im Alterungs-Modus befinden, können uns kraft Vitalität und Lebenseinstellung zumindest Vorbilder sein. Nicht nur als Sport(ler)-«Legenden» vermitteln sie vor allem Hoffnung für «Normal-Sterbliche». Denn was wäre das Leben ohne Hoffnung? «Hoffnungslos», würden beide Sport-Cracks wohl unisono antworten.






