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Doping-Sanktions-Deal mit und um Tennis-Star Jannik Sinner

causasportnews.com – 15/2025, 17. Februar 2025

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(causasportnews / red. / 17. Februar 2025) Auf 16./17. April dieses Jahres wäre die Weltranglisten-Nr. 1 im Herren-Tennis, der Südtiroler Jannik Sinner, nach Lausanne aufgeboten gewesen, wo sein Doping-Fall am Internationalen Sport-Schiedsgericht TAS (Tribunal Arbitral du Sport) verhandelt worden wäre (vgl. auch causasportnews vom 14. Januar 2025). Diese Reise kann sich der 23jährige Super-Star der Filzball-Unterhaltungs-Industrie nun sparen. Rechtzeitig, um an dem am 25. Mai 2025 beginnenden French Open in Paris teilnehmen zu können (wo der Jung-Star der Top-Favorit sein wird), resultiert in dieser Doping-Sanktionsgeschichte eine wundersame Wendung, die alle Protagonisten glücklich macht. Dies, nachdem Jannik Sinner trotz eines positiven Dopingbefundes und einer Sperre, die dank der vom Tennis-Star eingereichten Rechtsbehelfe (aktuell am TAS) ausgesetzt wurde, auch am prestige-trächtigen Australian Open vom 6. bis 26. Januar 2025 spielen konnte; das Turniert gewann er auch souverän. Zwischen diesen beiden Top-Anlässen hat nun Jannik Sinner in eine Dopingsperre von drei Monaten eingewilligt. Sie gilt rückwirkend ab 9. Februar 2025. Dies schmerzt ihn allerdings nicht gross, da er eben jetzt problemlos und unbelastet von Dopingverfahren in Paris als Favorit antreten kann. Die dreimonatige Sperre wurde geschickt zwischen gelegt zwischen dem 9. Februar und dem 4. Mai 2025. Männiglich reibt sich allerdings die Augen: Sind nun also Sanktionsverfahren (Sport-«Strafverfahren»), die mit Sperren enden können, «verhandlungsfähig» geworden? Auf diese Frage hat auch das Sportrecht (noch) keine schlüssige Antwort. Zumindest ist dieses Taktieren allerdings einigermassen fragwürdigt und führt mit Blick auf die spezial- und general-präventiven Wirkungen von Vereins- und Verbandsstrafen zu einigermassen kruden Ergebnissen. Dass von dieser getroffenen «Lösung» aktuell sowohl der Tennis-Zirkus als auch der Spieler profitieren kann und somit eine sport-adäquate Win-Win-Situation herbeigeführt worden ist, scheint evident zu sein: Trotz der Doping-Sanktion kann der Spieler seine Saisonplanung weiterführen, als wäre nichts geschehen. Dem Internationale Tennisverband (ITF) ist es möglich, die Nummer 1 im Welttennis, das derzeitige Aushängeschild in dieser Sportart, an den Mega-Events der Branche unbeschränkt antreten lassen (die Sperre läuft anfangs Mai ab); auch hier gilt: «Nur die allergrössten Kälber wählen ihre Metzger selber», ein Bonmot, das Bertolt Brecht (1898 – 1956) zugeschrieben wird. Dass dieser Sanktions-Deal um Jannik Sinner im Rahmen eines laufenden Verfahrens vor dem Internationalen Sport-Schiedsgericht «Tatsache» wurde, kommt aus verfahrensrechtlicher Sicht wenig überraschend. Dieses Schiedsgericht, das vom Schweizerischen Bundesgericht längst und immer wieder als «unabhängig» und als Äquivalent zu einem echten Schiedsgericht qualifiziert wird, ist als juristische «Wundertüte» und als Wurmfortsatz der Verbandsjustiz der Monopol-Verbände anzusehen. Es ist eine Sportjustiz mit opportunistischem Einschlag. Merke: Auch am TAS gibt es in der Regel keine Gerechtigkeit, sondern lediglich Entscheide; vgl. die «Causa Jannik Sinner». Nicht klar ist nach diesem Drei-Monats-Deal, in den der Tennis-Star in die Doping-Sperre eingewilligt hat, ob dieser jetzt als «Dopingsünder» qualifiziert werden darf. Wahrscheinlich gilt auch hier noch die «Unschuldsvermutung»…

Taktieren oder Verfahrens-Trölereien im «Dopingfall Jannik Sinner»?

causasportnews.com – 5/2025, 14. Januar 2025

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(causasportnwes / red. / 14. Januar 2025) Immerhin geht es um den ATP Ranglisten-Ersten, den Südtiroler Jannik Sinner, der im Augenblick versucht, seinen Vorjahres-Erfolg am Australian Open in Melbourne zu wiederholen. Es geht aber auch um Dopingvorwürfe gegenüber dem 23jährigen Athleten, dem neuen Stern am Tennis-Himmel. Fakt ist, dass das Italienische Super-Talent im Frühjahr 2024 zweimal positiv auf das anabole Steroid Clostebol (eine Substanz mit muskelaufbauender Wirkung) getestet wurde. Eine solche Substanz im Körper eines Sportlers oder einer Sportlerin bedeutet grundsätzlich ein positives Dopingvergehen. Nach eingehenden Abklärungen und Untersuchungen durch die International Tennis Integrity Agency (ITIA) befand diese zuständige Sanktionsbehörde, dass den Athleten kein Verschulden – weder Absicht noch Fahrlässigkeit – treffe und er deshalb auch nicht sanktionierbar sei. Es wurde als gegeben erachtet, dass die unerlaubte Substanz im Körper des Italieners aus dem Südtirol die Schuld seines (unvorsichtigen?) Physiotherapeuten sei.

Der Entscheid der ITIA, dass Jannik Sinner, seit 2018 Tennis-Professional, nicht zu sanktionieren sei (bei einer solchen Sanktion geht es insbesondere um eine Sperre), akzeptiert die World Anti Doping Agency (WADA) nicht und rief gegen den «Freispruch» der ITIA den Internationalen Sport-Schiedsgerichtshof Tribunal Arbitral du Sport (Court of Arbitration, CAS) in Lausanne an. Das auch vom Schweizerischen Bundesgericht als unabhängig anerkannte Schiedsgericht liess nun verlauten, dass die Verhandlung in der «Doping-Causa Jannik Sinner» am 16 / 17. April 2025 erfolgen soll. Zumindest bis dann darf die ATP Weltranglisten-Nummer 1 weiterhin am Wettkampfbetrieb auf höchster Tennis-Ebene teilnehmen.

Dass eine Entscheidung pro oder contra einer Sperre für Jannik Sinner abschliessend (es kann noch das Schweizer Bundesgericht angerufen werden) erst in etwa drei Monaten ergehen soll, versetzt die Tennis-Welt in Unruhe. Nicht verstanden wird, dass ein Sportler, der vielleicht erst im Frühjahr sanktioniert wird, bis dann unbeschwert weiterspielen kann; dies wird als Chancen-Ungleichheit und Wettkampfverfälschung qualifiziert. Weshalb dieser juristisch relativ einfach zu beurteilende Vorgang nun am TAS / CAS derart viel Zeit beanspruchen soll, ist unverständlich. Schliesslich ist dieses institutionalisierte Sport-Schiedsgericht mit dem Hauptargument eingeführt worden, dass in Sport-Vorgängen in kurzer Zeit durch juristische Fach-Gremien Recht gesprochen und der organisierte Sport nicht nachhaltig negativ beeinträchtigt werden soll. Männiglich wittert in diesem Vorgang sport-politisches Taktieren und Trölerei (Verfahrensverschleppung). Der «Fall Jannik Sinner» kann auch nicht mit anderen komplexen Vorgängen verglichen werden (erinnert sei etwa an die immer noch nicht aufgeklärte «Zahnpasta-Affäre» des Deutschen Leichtathleten Dieter Baumann. Die Frage stellt sich immer noch, ob der Vorzeige-Athlet ein scheinheiliger Betrüger war oder ob ihm übel mitgespielt wurde. Die Fakten im Fall des Italieners sind nicht schwierig zu beurteilen, und selbstverständlich könnte relativ zeitgerecht eine TAS-Entscheidung ergehen. Zwar sind Prognosen in juristischen Belangen durchwegs schwierig zu stellen. Doch in der «Causa Jannik Sinner» müsste schon einiges geschehen, wenn es letztlich doch noch zu einer Doping-Sperre kommen würde. Eine Sanktion wäre auch aufgrund der langen Verfahrensdauer problematisch und wäre wohl als Verfälschung des Wettkampf-Kalenders zu qualifizieren. Was wäre, wenn Jannik Sinner das Australian Open 2025 gewinnen würde und an diesem prestige-trächtigen Turnier an sich gar nicht hätte mitwirken dürfen?