
Olympische Spiele in der Schweiz? Die Hoffnung stirbt zuletzt…
(causasportnews / red. / 7. November 2017) Kaum eine Stadt oder eine Region in Mitteleuropa kann sich mehr für die Austragung Olympischer Spiele erwärmen, doch in der Schweiz soll (wieder einmal) alles anders sein als anderswo. Die Metropole Sitten/Sion ist angetreten, um das Unmögliche möglich zu machen: Die Winter-Spiele 2026 sollen ins Wallis geholt werden (Causa Sport News, 8. März 2017). Ins Wallis? Nicht ganz. Die Kantone Waadt, Freiburg, Bern und Graubünden sollen die Träume der Walliser verwirklichen helfen. Auch wenn die Schneeverhältnisse in rund zehn Jahren wohl noch prekärer als heute sein werden, obwohl klar ist, dass Olympische Spiele alles andere als nachhaltig sind und von einer Schweizer Kandidaturstadt auch nicht zu finanzieren sind, wird am „Luftschloss Olympische Spiele Sion 2016“ kräftig weiter gebaut. Apropos Kosten: Zwar hat die Schweizerische Landesregierung kürzlich zugesichert, das Vorhaben, das „Projekt Sion 2026“ mit maximal einer Milliarde Schweizer Franken zu unterstützen. Doch auch dieses Geld wird das Finanzierungskonzept nicht so positiv beeinflussen, dass genügend Mittel für das Projekt zusammen kommen. Letztlich müsste das notwendige Geld so oder so über den kantonalen Finanzausgleich bereitgestellt werden. Mit anderen Worten: Insbesondere die Kantone Zürich, Zug, Nidwalden und Schwyz müssten zu einem schönen Teil für die Spiele im Wallis, in der Waadt, in Freiburg, in Bern und im Kanton Graubünden aufkommen. In der Westschweiz ausgetragen, von der Ostschweiz bezahlt – so könnte die Finanzierungskonzeption der Spiele auf einen Nenner gebracht werden. Realisten geben diesem Projekt auch nach dem bundesrätlichen „Plazet“ wenig Chancen, auch wenn sich die Landesregierung gemäss offizieller Sprachregelung überzeugt zeigt, dass ein derartiges Projekt – trotz aller gegenteiliger Beispiele in der Welt – für Sport, Wirtschaft und Gesellschaft wichtig sei und deshalb grosse Unterstützung vom Bund verdiene. Hinter den Schlagworten, die zur Begründung des in Aussicht gestellten Milliarden-Segens bemüht werden, steckt rein politisches Kalkül: Die Regierung will am Tage, an dem die Karten auf den Tisch gelegt werden müssen, keine Schuld am Scheitern einer Kandidatur tragen. Muss sie auch nicht, bzw. weiss der Bundesrat genau, dass einem solchen Projekt letztlich kein Erfolg beschieden sein wird. Eine minime Chance für „Sion 2026“ besteht nur dann, wenn die noch notwendigen Finanzierungsentscheide am Volk vorbei gefasst werden können. Die „heisse Kartoffel“ wird so in gut schweizerischer Manier herumgereicht. Auch nach dem jüngsten Faktum zur Sicherheit des geplanten Anlasses und deren Kosten können die Gegner des Projektes wohl einen weiteren Punktegewinn für sich verbuchen: Der Grossanlass in Sion und Umgebung würde nicht nur etwa 300 Millionen Franken an Kosten für die Sicherheit verschlingen. Zur Gewährleistung dieser Sicherheit müssten sogar Polizeikräfte aus der ganzen Schweiz und aus dem Ausland beigezogen werden, wie einer Machbarkeitsstudie des schweizerischen Verteidigungs- und Sportministeriums zu entnehmen ist. Dieser Aspekt ist nicht nur finanziell von Bedeutung. Wahrscheinlich würde es sich dabei um Polizeikräfte, die derzeit wegen Terrorgefahr und allgemein stark veränderter Sicherheitslage insbesondere im Ausland anderweitig gebraucht werden, handeln. Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass der Terrorismus im Jahr 2026 der Vergangenheit angehören wird… Solche Meldungen sind aber dazu angetan, die Aversionen gegen Olympia in der Schweiz weiter zu schüren. Doch am „Luftschloss“ wird (einstweilen) dennoch weitergebaut.