(causasportnews / red. / 23. März 2017) Pferdesportaktivitäten rufen oft gemischte Gefühle hervor. Pferde werden getrieben (Flachrennen), über horrend-hohe Hindernisse gejagt (Springreiten), abgerichtet (Dressur) oder harten Belastungsproben (Endurance) ausgesetzt. Das „Sportgerät Pferd“ ist dem Willen des Menschen grundsätzlich vollumfänglich ausgesetzt; der Tierschutz greift zweifelsfrei zu wenig. Der Mensch ist in diesem Sport geneigt, ein Pferd an die Leistungsgrenze zu bringen. Das Pferd hat den Ehrgeiz, die Launen und auch die Boshaftigkeiten des Menschen zu ertragen. Geradezu unerträglich ist denn ab und zu auch, was sich im Pferdesport ereignet und an die Öffentlichkeit kommt. Gar nicht auszudenken, was sich in Trainings und generell im Umgang mit Pferden sonst so alles ereignet.
Horrorbilder prägten den diesjährigen „White Turf“ in St. Moritz (vgl. dazu Causa Sport News vom 27. Februar 2017). Dieser Vorfall, der vom Veranstalter geradezu zynisch kommentiert worden ist („das Pferd wurde vom Tierarzt erlöst“) hat nun sogar politische Folgen, in dem die SP-Nationalrätin Martina Munz im schweizerischen Parlament eine Interpellation mit der Forderung nach griffigen Tierschutzmassnahmen eingereicht hat. Aus wirtschaftlichen Interessen würden Gesundheit und Leben von Pferden auf’s Spiel gesetzt. – Weit dramatischer als der schockierende Zwischenfall am „White Turf“ ist der nun bekannt gewordene Vorfall, in den der bekannte Schweizer Springreiter Paul Estermann involviert ist. Er soll im Training eine Stute, mit welcher der Reiter 2014 noch den „Grossen Preis der Schweiz“ am CSIO gewonnen hatte, derart geschlagen haben, dass das Pferd eine blutende Wunde davontrug. Ein Pferdepfleger, welcher den Reiter bestohlen hatte und dann geflohen war, hatte im Rahmen dieses Verfahrens Beweise vorgelegt, welche die Tierquälerei offenkundig werden liess. Die Bekanntmachung dieses Sachverhalts war offenbar ein Racheakt eines ehemaligen Mitarbeiters von Paul Estermann. Gegen den Reiter wird nun ermittelt; es gilt für ihn selbstverständlich die Unschuldsvermutung. Der bekannte Sportler ist vor rund 20 Jahren im Rahmen eines Vorfalls mit einem Pferd vom Weltreiter-Verband mit 1 500 Franken gebüsst worden, weil an einem seiner Pferde eine ausgeprägte Dermatitis (massive Hautschäden an den Beinen eines Pferdes) festgestellt wurde. Unschöne Vorgänge im Pferdesport liessen sich zuhauf aufzählen. Am letzten CSIO in St. Gallen wurden etwa die Springreiter Martin Fuchs und Rolf-Göran Bengtsson aus der Prüfung genommen, weil durch Sporen verursacht Blutspuren an ihren Pferden festgestellt wurden. Es ist nicht auszudenken, was der Mensch im Allgemeinen mit dem wehrlosen „Sportgerät Pferd“ so alles anstellt – vor allem auch dann, wenn die Öffentlichkeit ausgeschlossen ist…