Gibraltar klagt sich in den Weltfussball

Flag_of_FIFA.svg(causasportnews / red. / 17. Mai 2016) Kurz vor der Vollversammlung („Kongress“) des Weltfussballverbandes FIFA am 13. Mai 2016 in Mexiko City erhielt dieser unerfreuliche Post aus Lausanne: Das Tribunal Arbitral du Sport (TAS) hatte eine Klage des nationalen Fussballverbands von Gibraltar gegen die FIFA gutgeheissen und wies letztere an, Gibraltar so schnell wie möglich als Mitglied aufzunehmen (vgl. causasportnews vom 3. Mai 2016). Die Weltverband passte daraufhin umgehend die Tagesordnung für den bevorstehenden Kongress an und traktandierte die Aufnahme von Gibraltar. Die FIFA-Vollversammlung stimmte der Aufnahme mit 172 gegen 12 Stimmen zu, und zwar diskussionslos, nachdem den Vertretern der anwesenden Mitgliedsverbände erläutert worden war, dass sie im Grunde – in Anbetracht der klaren Anweisung des TAS – ohnehin keine andere Wahl hätten. Dass sich ein nationaler Sportverband erfolgreich in einen weltumspannenden Monopolverband klagt, ist an sich ein Unikum im Vereinsrecht (die FIFA ist ein nach schweizerischem Vereinsrecht organisierter Verband), wenngleich Gibraltar des gleiche Husarenstück schon bezüglich der Aufnahme in den Kontinentalverband UEFA gelungen war. Es war bei der Behandlung des Traktandums in Mexiko City jedenfalls kein hinterfragendes Votum zu hören, etwa dergestalt, dass in diesem Fall ein Schiedsgericht die Aufnahmeautonomie eines Weltverbandes hinter das Aufnahmeinteresse eines nationalen Verbandes stellte. „Goliath FIFA“ fügte sich diskussionslos in die Prozessniederlage gegen „David Gibraltar“, obwohl der TAS-Entscheid (einmal mehr) keineswegs über jeden Zweifel erhaben ist – so waren die Sachverhalte und Ausgangssituationen in Bezug auf UEFA und FIFA nicht dieselben, aber das TAS gelangte dennoch zu identischen Ergebnissen.

Am FIFA-Kongress wurde auch ein zweiter, nicht unumstrittener Aufnahmevorgang behandelt: Insbesondere gegen den Widerstand des serbischen Fussballverbandes wurde der Verband von Kosovo mit 141 gegen 23 Stimmen als neues Mitglied in die FIFA aufgenommen. Serbien hat allerdings angekündigt, sowohl gegen den wenige Tage vor dem Kongress ergangenen Beschluss der UEFA auf Aufnahme Kosovos sowie gegen den vom FIFA-Kongress gefällten Aufnahmeentscheid beim TAS zu klagen. Gemäss dem Verbandspräsidenten von Serbien soll im Rahmen des UEFA-Aufnahmeverfahrens das Satzungsrecht des europäischen Fussballkonföderation verletzt worden sein. Eine rechtsgültige Aufnahme in die UEFA ist indessen Voraussetzung für eine Aufnahme in den Weltfussballverband FIFA. Während sich Gibraltar also unbeschwert über die Aufnahme in den Weltsport (und den damit verbundenen finanziellen Mittelzufluss) freuen kann, hängt über der Aufnahme Kosovos in die FIFA noch das Damoklesschwert der angekündigten TAS-Klagen durch den serbischen Verband. Nach den Aufnahmen von Gibraltar und Kosovo umfasst die FIFA neu (vorläufig) 211 Mitglieder.

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