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Credit Suisse – Werbung nach dem Untergang: Was soll denn das?

causasportnews / Nr. 1055/09/2023, 3. September 2023

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(causasportnews / red. / 3. September 2023) «Werbung muss man nicht verstehen, sie muss nur wirken». –  So lautet eine gängige Marketingphilosophie. Wirken meint, mit der beworbenen Dienstleistung oder mit dem Produkt ist eine Verkaufsoptimierung anzustreben. Nun ereignet sich im Schweizer Werbemarkt aktuell Sonder- und auch nicht Erklärbares.

Die soeben pleite gegangene Schweizer Grossbank Credit Suisse ist von der Grossbank UBS, welche 2008 in etwa das selbe Schicksal erlitten hatte, gerettet worden. Viel Ungereimtes rankt sich um diese Verzweiflungstat, so etwa, dass die Credit Suisse im März 2023 dank oder wegen einer Staatsintervention und Staatshilfe zu Gunsten der UBS «gerettet» wurde, sich die grösste Bank der Schweiz aber bereits fünf Monate später vom Staat emanzipierte mit der Begründung, sie sei wirtschaftlich doch so potent, dass sie auf Staatshilfe verzichten könne. Fürwahr, die letzten Quartalszahlen der UBS sind indiskutabel. Die Folge davon: Arbeitsplätze bei der Credit Suisse verschwinden en masse, und in zwei Jahren wird die Bank mit dem Segel-Logo untergegangen sein.

Im Zusammenhang mit dieser zumindest merkwürdigen Geschichte, die auf dem Rücken der Volkswirtschaft ausgetragen und dem UBS-Management eine tolle Entwicklung verheisst (die eigenen Taschen dürfen weiterhin gefüllt werden), fehlt es in vielerlei Hinsicht an Logik, nämlich etwa dergestalt:

Obwohl es die Credit Suisse bald nicht mehr gibt, wird das Bankhaus etwa von der höchsten Professional-Liga des Schweizerischen Fussballverbandes weiterhin beworben. Die Abteilung nennt sich unbeirrt, und als ob die Botschaft vom Untergang der Bank am Sitz der Fussballer in Bern noch nicht angekommen worden wäre, weiterhin und offiziell «Credit Suisse Super League». Noch skurriler mutet der Umstand an, dass das neue Fussballstadion in Zürich, das, so Gott und die Juristen jedwelcher Couleur wollen, ca. im Jahr 2030 die neue Fussball-Heimat für die Klubs FC Zürich und Grasshopper werden soll, «Credit Suisse Arena» heissen wird. Dieser «naming right»-Deal ist längst besiegelt, und aus der «Credit Suisse Arena» dürfte wohl nicht einfach eine «UBS-Arena» werden. Oder doch? Entsprechende Fragen bei beiden Banken blieben unbeantwortet. Relativ klar mutet die Sachlage bezüglich der Sponsoring-Vereinbarung zwischen der Pleite gegangenen zweitgrössten Bank der Schweiz und dem zurückgetretenen Tennis-Kaiser Roger Federer an: Von der «Credit Suisse», bzw. wohl nun von der UBS, werden weiterhin geschätzte Sponsoringbeträge von jährlich einer Million Schweizer Franken bezahlt werden. Der Tennis-Legende ist es selbstverständlich egal, ob das Geld weiterhin von der Credit Suisse oder von der UBS am Zürcher Paradeplatz aufwärts an den oberen Zürichsee nach Rapperswil-Jona fliesst. Hauptsache: Panta rhei – das gilt auch für den schnöden Mammon! Nur, was der Baselbieter nun bewerben soll, dürfte noch zu klären sein. Falls Roger Federer weiterhin als Markenbotschafter der Credit Suisse auftreten sollte, wäre die Frage wohl berechtigt, was das denn noch soll?

Werbung ist bunt, originell und verfängt bestenfalls – logisch muss sie natürlich auch nicht sein.

Unsicherheiten und Chaos, verursacht von Gauklern und Gamblern

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(causasportnews / red. / 19. März 2023) Die Pleite der Schweizer Grossbank mit internationalen Ambitionen, «Credit Suisse» («CS»), ist nicht mehr abzuwenden; sie wird von der «UBS» übernommen, wie am Sonntag, 19. März 2023, verkündet wurde. Gaukler und Gambler, auch Manager aus dem Ausland, haben eines der ehemals stolzesten Flaggschiffe der Szene in den Ruin getrieben und das Unternehmen nicht nur schlecht geführt, sondern regelrecht ausgeplündert. Der erste Sargnagel am längst bereitgestellten Sarkophag der «CS» wurde mit dem intensivierten US-Geschäft (begonnen hatte die Tragödie mit dem Projekt «CS First Boston») eingeschlagen. Jetzt soll es die grösste Bank der Schweiz, die «UBS», richten, und, natürlich mit staatlicher Hilfe, den Karren aus dem Dreck ziehen, ja, genau diese «UBS», die vor 15 Jahren selbst pleite war und vom Staat gerettet werden musste! «Gerettete Bank rettet zu rettende Bank», so heisst das neue «Monopoly-Spiel» in den Niederungen der Schweizer Wirtschaft. Die faktische Staatsgarantie für serbelnde, private Geldinstitute ist in der Schweiz aktuell keine Ausnahme mehr; die Privatisierung der Gewinne und die Sozialisierung der Verluste auch nicht mehr. Unter dem Deckmantel von (vermeintlicher) «System-Relevanz» und (angeblich notwendigem) «Vertrauen» (wie man das Vertrauen in eine Bank, die es nun demnächst nicht mehr gibt, wiederherstellen soll, werden uns die Heere von Marketing-Spezialisten zu gegebener Zeit erklären), wird der staatliche Rettungsschirm dem «tumben» Volk verkauft. «Swissness» ist nach der Ankündigung der Übernahme der zweitgrössten Bank durch die grösste Bank maximal angeschlagen und wohl irreparabel. Würde es nach den Brüdern Grimm gehen, könnte konstatiert werden statt «Spieglein, Spieglein an der Wand…»: Können «es» die Schweizer überhaupt noch? Ohne den Staat zweifelsfrei nicht mehr. «UBS», «CS» und «Swissair» haben der Schweiz und der Welt vor Augen geführt, dass das Land im globalen Kontext irrelevant, trotz (vermeintlicher «System-Relevanz» der beiden Grossbanken) geworden ist. Dies letztlich auch aufgrund der Politik im Allgemeinen und mit einer Regierung im Besonderen, die sich chaotisch präsentiert und sich, wie in der Causa «CS», nur noch mit Notrecht, eine Art in der Verfassung verankerte Ermächtigungslegiferierung, behelfen kann. Der typisch schweizerische, kleinmassstäbliche Filz von Wirtschaft, Politik und Nepotismus hat das Land dorthin getrieben, wo es nun ist: In die internationale Bedeutungslosigkeit. Alles auch dank internationaler Hilfe, nicht nur mit Hilfe «trojanischer Pferde» aus dem Ausland.

Die «CS» wird also bald Geschichte sein. Das teils sinnlose und chaotische Geldverpulvern dieses Geldinstituts auch. Ein paar Dinge werden demnächst zu klären und zu regeln sein, etwa, ob «CS»-Markenbotschafter Roger Federer seine jährliche Entschädigung (es wird von einer Million Schweizer Franken gesprochen) weiterhin kassieren darf (dass der Ex-Champion freiwillig darauf verzichten wird, ist nicht anzunehmen). Wie das übrige, aktuelle Sport-Sponsoring der Bank, etwa das jahrzehntelange Sponsoring für den Schweizer Fussball, nun gelebt werden soll, ist eine der tausend offenen Fragen nach dieser Bank-Pleite.

Auch die Auswirkungen dieses Impakts auf andere Bereiche der Schweiz sind bei weitem noch nicht absehbar. Mit diesem totalen Reputationsverlust der Schweiz im internationalen Kontext werden etwa auch die Internationalen Sportverbände mit Sitz in der Schweiz ebenfalls alles andere als gestärkt. Zum Beispiel die FIFA. Der Präsident des Welt-Fussballverbandes wird nun Morgenluft wittern und wohl versuchen, den FIFA-Sitz von Zürich ins Ausland zu verlegen. Dieses Schicksal droht auch anderen Verbänden und beispielsweise dem Internationalen Olympischen Komitee (IOK) mit Sitz in Lausanne.

Mit dem 19. März 2023 hat die Schweiz einen weiteren Schritt in die allgemeine, internationale Bedeutungslosigkeit getan. Affaire à suivre…

„naming right“ – ein Vermarktungsmodell mit Tücken

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(causasportnews / red. / 16. Juli 2019) Die Vergabe von Namensrechten, bspw. an einer Sportstätte, bildet eine Variante des Sportsponsorings und ist vor allem im Zusammenhang mit Eishockey- und Fussballstadien ein probates Mittel dieser meistens für Klubs einträglichen Rechtevermarktung. Auf dem Platz Zürich ist kürzlich ein „naming right-Projekt“ bekannt geworden, das vielleicht deshalb keine grossen Wellen geworfen hat, weil diese Sport-Vermarktungsform auch problematisch sein kann. Die Grossbank „Credit Suisse“ hat mitgeteilt, ab sofort und für zehn Jahre ab Fertigstellung des geplanten, neuen Fussballstadions in Zürich das Namensrecht an der Sportstätte auf dem Hardturm-Areal gesichert zu haben. „Credit Suisse Arena“ soll das Stadion originellerweise heissen, in dem die beiden derzeit renommiertesten Fussballklubs der Stadt Zürich, FC Zürich und Grasshopper Club, dereinst spielen werden. Wenn es dann auch (sportlich) soweit kommen sollte: Der FC Zürich ist derzeit relativ unstabil in der obersten Spielklasse der Swiss Football League (SFL) tätig, der Grasshopper Club dümpelt ab der neuen Saison sogar in der Zweitklassigkeit herum, in der sog. Challenge League der SFL (vgl. zum Abstieg des Grasshopper Clubs aus der Super League auch den Beitrag von Prof. Dr. Urs Scherrer in der aktuellen Ausgabe von „Causa Sport“ 2/2019, 221 ff., sowie causasportnews vom 23. Mai 2019). Der Vertrag zwischen der Bank ist mit der Stadion-Betriebsgesellschaft abgeschlossen worden, an der die beiden Fussball-Klubs zu je 49 Prozent beteiligt sind (die restlichen zwei Prozent hält eine Finanzgesellschaft). Nicht bekannt gegeben worden ist, wieviel der „Credit Suisse“ der Erwerb des Namensrechts wert ist. Aus Kreisen des Grasshopper Clubs verlautete, dass diese Finanzierungsspritze wichtig für die Klubaktivitäten sei. Damit wird wohl das perpetuiert, was in früheren Jahren an der Tagesordnung war: „Credit Suisse“ galt lange mehr als generöse Hausbank des Grasshopper Clubs; die Bank finanzierte immer wieder mit namhaften Beiträgen die Clubaktivitäten. Was dann und wann auch zu Verstimmungen beim Stadt-Rivalen FC Zürich geführt hat. So, wie sich FC Zürich und Grasshopper Club seit Jahrzehnten sportlich duellieren, ist im Banking die Rivalität zwischen „Credit Suisse“ und „UBS“ legendär. „Credit Suisse“ war immer dem Grasshopper Club zugeneigt, die 2008 kollabierte und mit Staatsmitteln gerettete „UBS“ dem FC Zürich. Insofern ist der jetzige Sponsoringdeal nicht ganz „ohne“, auch wenn die beiden Klubs gemeinsam im neuen Stadion spielen werden und das Namensrecht am gemeinsamen Stadion lediglich an die „Credit Suisse“ verkauft worden ist. Manch‘ ein Anhänger des FC Zürich und „UBS“-Kunde wird sich schwer tun, die Spiele „seines“ Klubs in der „Credit Suisse Arena“ zu verfolgen. Ob es deshalb ein kluger Schachzug war, das Namensrecht am Zürcher Stadion (nur) der „Credit Suisse“ zu überlassen, wird sich dereinst zeigen. Oder ist es nur ein verkapptes Sponsoring für die in Geldnöten steckenden Grasshoppers? Die Mitteilung seitens „Credit Suisse“, mit dem Engagement könne Präsenz gleich in zwei Fussball-Ligen markiert werden, mutet jedenfalls einigermassen speziell an: Wen interessieren schon die Spiele in der Challenge League?