IOK stützt Frankreich ins Olympia-Dilemma

causasportnews / Nr. 1089/12/2023, 10. Dezember 2023

Photo by Pixabay on Pexels.com

(causasportnews / red. / 10. Dezember 2023) Anne Hidalgo, seit 2014 Bürgermeisterin von Paris, ist nicht so leicht zu beeinflussen oder sogar zu verbiegen – dies im Gegensatz zu vielen ihrer männlichen Kollegen in der Politik. Anfangs Jahr hat die 64jährige Juristin mit Spezialgebiet «Sozialrecht» mit Blick auf den von Russland entfesselten Krieg gegen die Ukraine erklärt, dass sie an den Olympischen Spielen, die im kommenden Sommer in einer der schönsten Städte der Welt, eben in Paris an der Seine ausgetragen werden, keine Athletinnen und Athleten aus Russland und Weissrussland in «ihrer» Stadt dulden wolle, auch wenn diese als «neutrale Sportlerinnen und Sportler» dabei sein würden. Nun hat das Internationale Olympische Komitee (IOK) genau das ausgeblendet und soeben entschieden, dass russische und weissrussische Aktive als «neutrale Athleten» an den Olympischen Spielen in Paris grundsätzlich teilnehmen dürften, sofern sie die Qualifikationsvoraussetzungen erfüllen; die Teilnahme von Aktiven aus den beiden Ländern muss letztlich von den Sportverbänden beurteilt und entschieden werden. Damit hat das IOK, ein Verein nach Schweizerischem Recht mit Sitz in Lausanne, dem weitgehend bejahrte Funktionäre teils mit zweifelhaftem Ruf angehören, die heisse Olympia-Kartoffel den Verbänden weiter gereicht – und Paris sowie Frankreich in ein Dilemma gestürzt. Auch wenn die Gradlinigkeit und der Mut von Anne Hidalgo, der Bürgermeisterin von Paris, welche im kommenden Jahr dieses Amt zehn Jahre ausgeübt haben wird, bekannt ist, wird es für sie schwierig werden, den opportunistischen Wendehälsen im IOK, die nicht nur vor Russland kuschen, Paroli zu bieten. Ein Grund dafür, dass in Paris im Sommer sowohl russische als auch weissrussische Athletinnen und Athleten dabei sein werden, dürfte allgemein in Frankreich zu orten sein, vor allem beim Staatspräsidenten der Französischen Republik und dem Kofürst von Andorra in Personalunion persönlich. Emmanuel Macron gilt als Polit-Strippenzieher, der auch eifrig im internationalen Sport mitmischt und sich gerne mit den Grössen aus der Sport-Politik umgibt. So ist es ihm dank seiner besten Beziehungen zu seinen besten Freundinnen und Freunden im IOK gelungen, die Olympischen Winterspiele 2030 nicht in die Schweiz, sondern nach … Frankreich vergeben zu lassen (vgl. auch causasportnews vom 22. Juni 2023 und vom 1. Dezember 2023). Innerhalb von sechs Jahren wird Frankreich also Olympische Sommer (2024)- und Winterspiele (2030) austragen.

Zurück zu den ungeliebten Olympia-Teilnehmenden im kommenden Jahr in Paris aus Russland und aus Weissrussland: Es darf nur gemutmasst werden, was geschehen könnte, wenn dann die bisher 60 qualifizierten Sportlerinnen und Sportler aus der Ukraine auf acht Russinnen und Russen sowie drei Teilnehmende aus Weissrussland treffen werden – Zahlen Stand heute. Nicht nur aus diesem Grund hat Frankreich die Sicherheit als Hauptproblem des im kommenden Jahr stattfindenden Grossanlasses auf die To-do-Liste gesetzt. Jedenfalls ist es für die Betrachter des Sportgeschehens klar: Affaire à suivre…