
(causasportnews / red. / 24. Juli 2022) In den Sommermonaten erreicht die Formel 1 meistens ihre Höhepunkte, auf und neben den Rennpisten. Seit der Niederländer Max Verstappen den Dauer-Weltmeister Lewis Hamilton als Champion abgelöst hat, ist auch eines klar geworden: Die Formel 1 hat ein Fan-Problem. Es sind dies die Holländer, die seit dem Titelgewinn ihres Landsmannes 2021 aus dem Häuschen sind und die Formel 1-Austragungsorte in ein Meer von Orange verwandeln. Soweit – sogut. Die Kehrseite dieser Medaille: Die Niederländer pflegen nicht nur eine konventionelle Fan-Kultur, sondern haben die Formel 1 und ihr Umfeld entdeckt, um so richtig die «Sau» herauszulassen. Sie verwandeln anlässlich der Renn-Wochenende einen immer noch tollen Sport in ein Event-Tollhaus. Das ginge auch noch, wenn hier nicht eine Negativ-Seite offenkundig würde. Vor allem am GP im österreichischen Spiegelberg (10. Juli 2022) wurde es manifest, dass das Fan-Problem der Formel 1 nicht nur im überbordenden Alkohol-Konsum des enthusiastischen Publikums zu orten ist, sondern vor allem dieser dazu führt, dass sich Frauen immer weniger an die Rennstrecken wagen. In Spiegelberg ging es auch ausserhalb des Renngeländes derart dramatisch zu und her, dass Übergriffe auf Frauen fast zum Normalfall wurden. Sexismus und Frauenfeindliches sowie diskriminierendes Verhalten männlicher «Fans» gegenüber Frauen bildeten den Rahmen dieses Rennsport-Festes. Es wurde gepöbelt, gegrabscht und gedemütigt. Weil dieses von den Holländern geprägte Fan-Verhalten eine neue Tendenz im Umfeld der Formel 1 zu sein scheint und das erträgliche Mass krass überschritten worden ist, wollen sich die Organisatoren der Rennen nach den flächendeckenden Klagen gegen diese gegen Frauen gerichtete Fan-Unkultur etwas einfallen lassen, um dem Treiben ein Ende zu setzen. Das wird relativ schwierig werden, zumal gerade der Motorsport immer eine Trilogie von Sport, Show und Sex abgab, auch wenn die Nummerngirls bei den Rennstarts längst der Geschichte angehören. Da wird es auch wenig nützen, dass sich die Formel 1-Fahrer schockiert und angewidert ob dem Treiben der Fans gegen die Frauen im Rahmen der Rennen zeigen. Es entspricht eher dem Mainstream, dass die Formel 1 im Besonderen und der Motorsport im Allgemeinen zum «Ballermann-Mekka» des Sportes verkommen ist; dagegen lässt sich wohl gar nichts unternehmen. So wenig, wie etwa gegen den sexistischen und frauenverachtenden Exzess auf Mallorca. Dass der «Puffmama-Song» «Layla» derzeit die Hitparadenspitzen Deutschlands stürmt, sagt wohl alles. Und dass private TV-Sender aus der Schmuddel-Ecke mit der Formel 1 seit Jahrzehnten gigantische Zuschauerquoten erreichen, ist auch kein Zufall. Sport und Erotik als Symbiose verkauft sich eben stets gut. Das alles sei hier lediglich im Sinne des konventionellen Journalismus’ festgehalten und aufgezeigt nach dem Grundsatz: «Sagen, was ist» (gemäss dem «Spiegel»-Gründer Rudolf Augstein).
So bleibt, von diesen Phänomen empört Kenntnis zu nehmen (Empörungsgesellschaft), Betroffenheit zu mimen (Betroffenheitsgesellschaft) und die aus dem Ruder gelaufene Fan-Kultur in der Formel 1 anzuprangern (Verurteilungsgesellschaft). Ändern wird sich deshalb auch hier nichts, wie auch sonst nicht in der Eventbranche. So musste das Publikum soeben empört und schockiert zur Kenntnis nehmen, dass der Sexismus sogar bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth ausartet. Körperliche Übergriffe, sexistisches Gehabe und perverse SMS-Praktiken soll es hinter den Kulissen der Festspiele auf dem «Grünen Hügel» geben, eher nicht praktiziert durch Tristan und Isolde auf der Bühne. Auch in der Filmbranche soll es allenthalben hoch zu und hergehen. Viele Details hierzu wird die Öffentlichkeit nie (mehr) erfahren, denn der schillernde Regisseur und Frauenversteher Dieter Wedel hat alle Geheimnisse hierzu soeben ins Grab mitgenommen.
Demnach halten es die Philosophen letztlich auch mit diesem Thema sibyllinisch und stellen resigniert fest: «So ist die Welt, und müsste nicht so sein».