Weltfussballverband will Spieleragenten an die kurze Leine nehmen

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(causasportnews / red. / 23. Februar 2021) Seit der organisierte Fussball zum Business für viele wurde, ist er vor allem den Verbänden, insbesondere dem Weltfussballverband FIFA, ein Dorn im Auge. Nicht alle Fussballtransfers werfen zwar für die involvierten Agenten teils horrende Beträge ab, aber diese Vermittler und Berater, wie sie gemeinhin auch genannt werden, haben den Ruf, sich am Fussball oft geradezu dreist und rücksichtslos zu bereichern. So sieht es zumindest die FIFA, welche den Kampf gegen die Agenten seit Jahrzehnten auf besondere Weise führt: Mit Regularien, welche diese «Parasiten des Fussballs» (Verbandsterminus) in ihren Begehrlichkeiten und Möglichkeiten einschränken sollen. Zwar sind die Berater und Vermittler im Fussball-Business nicht mehr wegzudenken, und kaum ein transferwilliger Fussballspieler setzt sich mit einem neuen, potentiellen Arbeitgeber (Klub) alleine an den Verhandlungstisch. Obwohl die Agenten für die FIFA eine «quantité négliegeable» darstellen, sind sie verpönt, weil ihre Honorare und Entschädigungen dem Geldkreislauf des organisierten Fussballs entzogen werden. Es kommt noch hinzu, dass Spieler zwar einen Agenten z.B. mit Transferverhandlungen beauftragen, dieser dann aber vom übernahmewilligen Klub entschädigt wird (oder gleich auch noch vom abgebenden Klub) – und nicht vom Spieler (als Auftraggeber).

Seit Jahrzehnten versucht die FIFA, das Spieleragentengewerbe unter Kontrolle zu bekommen; der Verband hat aber längst eingesehen, dass dieser florierende Wirtschaftszweig, in dem jährlich Milliarden umgesetzt werden, im Moment nicht zu eliminieren ist. Wieder einmal wird der Entwurf zu einem (neun) Fussballagenten-Reglement diskutiert. Eine Kommission unter dem Vorsitz des FIFA-Präsidenten hat einen entsprechenden Vorschlag in die Vernehmlassung geschickt. Ohne auf Inhaltliches einzugehen, lässt ich zu diesem neusten Anti-Agenten-Projekt der FIFA grundsätzlich sagen: Es wird einmal mehr ein «Papiertiger» werden! Generell ist nämlich festzuhalten, dass die Regulierung eines Gewerbes durch einen privaten Verein (die FIFA ist ein Verein gemäss Art. 60 ff. des Schweizerischen Zivilgesetzbuches) nicht greifen kann. Vor allem sind die Agenten dem Regelwerk und allfälligen Sanktionen durch den Weltfussballverband nicht unterworfen. So wird denn von der FIFA-Zentrale in Zürich aus versucht, den Druck auf die Spieleragenten über die den FIFA-Satzungen Unterstellte zu erzeugen, nämlich über die Fussballspieler und die Klubs. Dass es auch bei dieser aktuellen Auflage der erneuten Revision einer Spieleragentenreglung zu einem «Hornberger Schiessen» kommen wird, ist evident. 2002 hat die FIFA juristische Morgenluft gewittert, als die Deutsche Stephanie Jungheim in ihrer Dissertion zum Schluss gekommen war, die FIFA (als privater) Verein sei zur weltweiten Reglung des Spieleragenten-Geschäftes befugt (Stephanie Jungheim, Berufsregelungen des Weltfussballverbandes für Spielervermittler, Verlag Duncker & Humblot, Berlin, 2002). Die engagierte Autorin sah sich in der Folge weitgehend widerlegt, von Wissenschaftlern, nationalen und internationalen Gerichten, von Kartellbehörden, von der EU-Kommission, usw. Dass die FIFA diesen Markt reguliert, bzw. diesen (erneut) regulieren will, ist nichts weiter als eine originelle Theorie. Dass dabei die beiden Vertragstypen Spielervermittlung und Spielermanagement vermischt werden, ist nur eine Randnotiz wert (hierzu insbesondere immer noch Urs Scherrer, Sportlervermittlung & Sportlermanagement, Verlag Stämpfli, Bern, 2003).

Es braucht keine hellseherischen Fähigkeiten, um das Scheitern auch der neusten FIFA-Reform zur Regulierung, Eindämmung und zielgerichteten Eliminierung des Agentengewerbes im Fussball zu prognostizieren. Dass ein Agent anlässlich eines Fussballer-Transfers gerade mal 50 Millionen Schweizer Franken verdient (wie der Berater Mino Raiola anlässlich des Klubwechsels von Paul Pogba von Juventus Turin zu Manchester United) mag zwar eigenartig berühren, wird aber auch künftig durch Verbandsvorgaben nicht zu verhindern sein. Sowenig, wie Super-Profite von Managern und Unternehmern der Vergangenheit angehören werden. Auch die Spielersaläre stehen immer wieder zur Diskussion. Der Sturm darüber, dass Lionel Messi in Barcelona derzeit pro Tag über 200 000 Euro verdient, wie kürzlich bekannt wurde, entpuppte sich letztlich als laues Protest-Lüftchen.

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