Die biaquile Geste als Wort des Jahres

(causasportnews / red. / 18. Dezember 2018) Zum Jahresende wird bilanziert, zurückgeblickt und qualifiziert. Beliebt ist in diesem Zusammenhang etwa die Kürung des „Wortes“ oder „Unwortes“ des Jahres. Seit 2003 legt die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften für die Deutschschweiz fest, was (positiv) das „Wort“ oder (negativ) das „Unwort“ des Jahres ist, in Deutschland ist diese Tradition noch älter (in diesem Jahr hat übrigens der nicht leicht zu durchdringende Ausdruck „Heisszeit“ das Rennen gemacht). Die Palette von bisherigen Wörtern und Unwörtern ist breit und reicht in der Schweiz etwa von „Scheinivaliden“ (Simulanten) über „Shitstorm“ (nicht ganz wörtlich übersetzt als lawinenartiges Auftreten von Negativ-Kritik) bis hin zu „Stellwerkstörung“ (was offenbar zu den immer häufiger werdenden Zugsverspätungen führt). Auch der Sport liefert ab und zu Stoff für das Wort oder Unwort des Jahres. Vor einiger Zeit war es die „FIFA-Ethikkommission“, welche die Negativ-Schlagzeilen um den Weltfussballverband FIFA zum Verschwinden bringen sollte.

Nun ist erneut einem Wort aus dem Sport die Ehre zuteil geworden, zum „Wort des Jahres“ gekürt zu werden. Genau genommen handelte es sich beim „Doppeladler“, der im WM-Endrundenspiel zwischen der Schweiz und Serbien am 22. Juni 2018 in Kaliningrad eine weltweit beachtete Premiere feierte, um eine Geste – vorgemacht von den Schweizer Top-Nationalspielern mit Migrationshintergrund, Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri, imitiert von Nationalmannschafts-Captain Stephan Lichtsteiner (offenkundig ohne Migrationshintergrund). Die durch diese „Doppeladler“-Geste verärgerten Serben haben sich bis heute nicht von dieser Schmach nach der Niederlage und den biaquilen Gesten der drei Schweizer erholt. Nach dem WM-Spiel gab es viel Lob für die Eidgenossen nach dem Sieg über Serbien, es setzte dann allerdings danach Sanktionen gegenüber den Spielern seitens der FIFA wegen der beleidigenden Geste ab. Die FIFA-Disziplinarkommission sah durch die Gesten die Prinzipien des Fairplay (Art. 57 des Disziplinarreglementes) verletzt und büsste die Missetäter; sie hätte sie auch vom WM-Turnier ausschliessen können. Aber das wäre dann doch zuviel der Sanktionierung gewesen. Die Perpetuierung der Geschichte um den „Doppeladler“ hat nun dazu geführt, dass das Wort des Jahres einen sportlichen Vorfall mit politischem Hintergrund die Annalen des Fussballsportes bereichert.

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