
flickr; Baishampayan Ghose
(causasportnews / rbr. / 8. November 2018) Die National Hockey League (NHL), die gemeinsame Eishockeyprofiliga der USA und Kanadas, beschreitet neue Wege in der Sportvermarktung – jedenfalls für nordamerikanische Verhältnisse. Am 29. Oktober 2018 gab die NHL bekannt, dass sie „MGM Resorts“ als ersten offiziellen Sportwettenpartner der Liga ausgewählt habe. Die angekündigte mehrjährige Zusammenarbeit gewährt MGM Resorts ferner das Recht zur Verwertung von Namen- und Markenrechten der NHL (insb. der Liga-Logos) für Marketing- und Werbezwecke. Ferner wird MGM Resorts ab der kommenden Saison Zugang zu Echtzeit-Spieldaten von NHL-Spielen haben, die im Moment von der NHL entwickelt und in der laufenden Saison getestet werden. Vor diesem Hintergrund bezeichnete NHL Commissioner Gary Bettman die Zusammenarbeit mit MGM Resorts an einer Pressekonferenz denn auch nicht als blosse Zusammenarbeit für Sportwetten, sondern als Sponsoringvereinbarung.
Wetten auf Sportereignisse war und ist in den sportverrückten Vereinigten Staaten paradoxerweise ein schwieriges Thema. In den meisten Bundesstaaten sind Glücksspiele – und damit auch Sportwetten – (noch) verboten (vgl. causasportnews vom 2. August 2017 und vom 17. Mai 2018). Ausnahmen bilden u.a. Nevada und New Jersey, wo mit Las Vegas und Atlantic City die beiden bekanntesten Destinationen für „Gambler“ aus dem In- und Ausland liegen. Mit Delaware, Mississippi, West Virginia und New Mexico werden demnächst weitere Staaten folgen (keiner dieser Staaten beheimatet indessen ein NHL-Team). Beim Namen „MGM Resorts“ werden den meisten aber zunächst nicht Sportwetten, sondern das glamouröse „MGM Grand“-Hotel in Las Vegas in den Sinn kommen, ebenso hochdotierte Boxkämpfe wie jüngst der Jahrhundertkampf zwischen Floyd Mayweather Jr. und Manny Pacquiao. Im Eishockey ist das Unternehmen mittlerweile jedoch kein Unbekannter mehr, ist es doch Miteigentümer der T-Mobile Arena in Las Vegas, in der die auf die Saison 2017/2018 neu in die NHL aufgenommenen Vegas Golden Knights (welche es auf Anhieb in den Stanley Cup-Final schafften) ihre Heimspiele austragen. Erst vor kurzem wurde MGM Resorts ausserdem auch als erster offizieller Sportwettenpartner der nationalen Basketballliga (National Basketball Association, NBA) bezeichnet.
Die Vereinbarung zwischen der NHL und MGM Resorts sieht, und das ist doch eher erstaunlich, keine Exklusivität vor: Die NHL kann also auch mit anderen Anbietern gleiche oder ähnliche Vereinbarungen eingehen. Sie kann diesen auch Zugang zu den gleichen Echtzeit-Spieldaten gewähren, wie sie es gegenüber MGM Resorts tut. Dasselbe gilt für die Klubs: Auch sie dürfen mit Wettanbietern (weiterhin) individuelle Vereinbarungen schliessen. So haben beispielsweise die New Jersey Devils, der Klub des Schweizer Overall First Draft Picks Nico Hischier, einen Vertrag mit dem Anbieter „William Hill“, ebenso die bereits erwähnten Vegas Golden Knights.
A propos Nico Hischier: Von der Zusammenarbeit zwischen der NHL und MGM Resorts werden auch die Spieler profitieren, gelten die Einnahmen aus dieser Vereinbarung doch als „hockey-related revenue“, die nach dem geltenden Gesamtarbeitsvertrag („Collective Bargaining Agreement“) zwischen den Teams und der Spielergewerkschaft NHLPA hälftig zwischen den beiden Parteien geteilt werden. Die NHL selbst erhält von MGM Resorts eine fixe Vergütung, ist also nicht an den Erträgen aus den individuellen Wetten beteiligt. Das wirtschaftliche Potenzial des Angebots von Sportwetten durch die NHL ist gross: Die „American Gaming Association“ geht in einem am 2. Oktober 2018 veröffentlichten Bericht davon aus, die jährlichen Einnahmen der NHL aus Sportwetten könnten rund 216 Millionen US Dollar betragen. Verglichen mit den 4,5 Milliarden US Dollar, welche die NHL allein in der letzten Saison einnahm, erscheint dies zwar nicht immens. Mit ihnen könnten aber immerhin die Löhne von beinahe drei Teams – der aktuelle Salary Cap beträgt 79,5 Millionen US Dollar – finanziert werden.
Die Vereinbarung zwischen der NHL und MGM Resorts gilt übrigens im Wesentlichen nur in den USA: In Kanada, wo immerhin 7 von 31 NHL-Teams beheimatet sind, sind Wetten auf einzelne Spiele („single-game betting“) verboten; erlaubt sind nur sog. „Parlay“-Wetten (Kombiwetten), und auch das nur in einzelnen Provinzen.