(causasportnews / red. / 22. Mai 2018) Was ist nur mit unseren Journalistinnen und Journalisten los? Da sind sie in einem der attraktivsten Berufe tätig, werden hofiert, profitieren von den Vorzügen des (Berufs-)Lebens und kennen das Wort Stress meistens nur vom Hörensagen. Im Publizistik-Studium wird den Studierenden die Medien-Welt im schönsten Licht dargestellt. Und was machen sie danach in der Praxis? Sie üben sich durchwegs in Pessimismus und Defaitismus. Zugegeben: Seit US-Präsident Donald Trump den Medienschaffenden anders begegnet als andere Politiker/innen, ist deren Berufsleben nicht einfacher geworden, bzw. ist die Macht der Medienleute relativiert und der Berufsstand nicht zuletzt im Selbstvertrauen erschüttert und durchgeschüttelt worden. Nicht nur der twitternde US-Präsident, dem die Journalistinnen und Journalisten relativ gleichgültig sind, hat der gesamten Medienszene zugesetzt. Der Auflagenschwund bei den Print-Medien ist allerdings nicht direkt auf Donald Trump und seine Gebaren zurück zu führen. Das haben die Journalistinnen und Journalisten weitgehend selber zu verantworten; nicht nur deshalb, weil es sich oft um Menschen handelt, die ihren persönlichen Frust im Journalismus ausleben. Wie man Leser/innen vergrault und weitere Mosaiksteinchen zum vollständigen Totenbild der Print-Medien setzt, belegt die Berichterstattung des nach eigener Einschätzung hochangesehenen Qualitätsblattes „Neue Zürcher Zeitung“; das Medium nimmt natürlich für sich in Anspruch, nicht nur im Sport Elite-Standards zu setzen. Da spielt die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft ein tolles, kluges WM-Turnier in Kopenhagen. Und was titelt die „NZZ“, nachdem das Team von Coach Patrick Fischer das Halbfinale erreicht hat? „Ein Exploit, keine Zeitenwende“. „Das erzitterte 3:2 im Viertelfinal (gegen Finnland – die Red.) war nicht mehr als ein Exploit“ moserte der an die WM delegierte „NZZ“-Journalist herum; die Schweiz habe nicht zuletzt von der Beliebigkeit des WM-Formats in dieser Sportart profitiert, jammerte der rührige „NZZ“-Journalist weiter und lässt an den Leistungen der Spieler kaum ein gutes Haar. Danach schlug die Schweiz immerhin noch Kanada, und im Finalspiel mussten sich die Eidgenossen von Schweden erst im Penaltyschiessen geschlagen geben. Anstatt sich einzugestehen, dass die Schweizer – nicht zum ersten Mal – ein grossartiges Turnier gespielt haben, macht die „NZZ“ weiter in Defaitismus. Und statt heute auf der Frontseite in etwa so zu titeln: „Wir sind Vize-Weltmeister!“, wird weiter Pessimismus verbreitet: „Den Weltmeistertitel ganz knapp verpasst“, schreiben die frustrierten Journalisten des selbsternannten Weltblattes weiter. Und die Erklärung für diese tolle Leistung ohne Wenn und Aber folgt sogleich: Der Coup sei vor allem gelungen, weil dem Trainer die besten Spieler zur Verfügung gestanden hätten. – Mit Verlaub: An einer Weltmeisterschaft werden nach Möglichkeit die besten Spieler eingesetzt. Diese Form pessimistischer Sport-Berichterstattung gehört nicht nur auf den Müll der Zeitungs-Historie, sondern ist schlicht „out“. Kein Mensch will nach einem Vize-WM-Titel ein derartiges Klagelied hören – vor allem die jungen Sportkonsumentinnen und -konsumenten nicht, die den Print-Medien scharenweise davonlaufen – wen wundert’s? Sport, so wie er vom Schweizer Eishockey-Nationalteam nicht nur im Rahmen eines sog. „Exploits“ gezeigt worden ist, macht objektiv Freude und – und dieser Umstand muss auch in der Medien-Berichterstattung zum Ausdruck kommen. Die „NZZ“ und andere „Qualitätsblätter“ dürfen sich nicht wundern, wenn ihre Auflagen weiter sinken und sinken. Nicht nur die Jungen verstehen die Medien als Transporteure des Realen; insbesondere Sportkonsumenten wollen sich objektiv Gutes nicht durch Defaitistisches vermiesen lassen. Wenn es sich rechtfertigt, darf und muss die Sportwelt, die Event-Branche unserer Zeit, auch in schillernden, bunten Farben gemalt werden. Dem Motto: „Heute ist immer ein schlechter Tag“ dürfen Medienschaffende privat nachleben; unter Berichterstattung im Event-Bereich wird in unserer permanenten Party-Welt etwas anderes, zumindest objektiv Vertretbares, erwartet. Das haben viele Medienschaffende offensichtlich nicht verstanden. Aber vielleicht lässt sich alles, wenn es um den modernen Journalismus und seine Macherinnen und Machern dreht, einfacher und prägnant mit Martin Luther erklären: „Aus einem traurigen Arsch kommt kein fröhlicher Furz“.
Trotz WM-Silber: Heute ist immer ein schlechter Tag
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