Die (weitreichenden) Folgen eines Verbrechens

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copyright: Ben Rijks

(causasportnews / red. / 22. März 2018) Kurz vor Weihnachten 2017 begann der Prozess gegen einen 28jährigen, aus Russland stammenden Mann, der mit drei Sprengsätzen gegen den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund am 11. April 2017 versuchte, indirekt die Aktienkurse des börsenkotierten Fussball-Unternehmens zu manipulieren (vgl. auch causasportnews vom 28. Dezember 2017). Wie durch ein Wunder wurde ein einziger Spieler, Marc Bartra, verletzt, starke Beschädigungen erfuhr der Bus. Der Täter, der dank eines aufmerksamen Fussball-Fans und Betrachters des Börsengeschäfts rasch verhaftet werden konnte, ist im Grundsatz geständig; seit Ende des letzten Jahres versucht das Landgericht Dortmund, die Hintergründe der Tat und die Motive des Täters zu eruieren. Das Gericht wird demnächst entscheiden müssen, ob der Angeklagte wegen versuchten Mordes aus Habgier in 28 Fällen zu verurteilen und entsprechend zu bestrafen ist. Der Prozess in Dortmund zeigt auch die weitreichenden Folgen einer derartigen Tat, die ein Verbrechen und, nicht wie zuerst befürchtet, ein Terroranschlag war, auf. Müssig festzuhalten, dass die Attacke auf den Mannschafts-Bus für die damals im Fahrzeug sitzenden Spieler und Funktionäre ein Schockerlebnis war, das noch nicht alle Betroffenen verarbeitet haben. Bei den Befragungen von Spielern und Funktionären am Landgericht Dortmund ist manifest geworden, dass das damals wegen der Tat lediglich um einen Tag verschobene Champions League-Heimspiel der Borussen gegen die AS Monaco viel später hätte ausgetragen werden müssen, um vor allem den Spielern Abstand zum Geschehen zu ermöglichen. Die Klubführung in Dortmund hatte sich mit dieser vom europäischen Fussballverband (UEFA) angeordneten Verschiebung ausdrücklich einverstanden erklärt, was nun seitens der Spieler und des damaligen Trainers, Thomas Tuchel, auf Kritik stösst. Dass die Borussen dann das Champions League-Heimspiel verloren und schliesslich aus dem Wettbewerb ausschieden, verwundert nicht. Die Spielverschiebung nach dem Verbrechen um lediglich einen Tag kritisierte Trainer Tuchel anlässlich seiner Befragung massiv. Die Aussage des derzeit stellenlosen Ex-Borussia-Trainers sagt alles aus über das damals schon angespannte Verhältnis zwischen Borussia-Gechäftsführer Hans-Joachim Watzke und Thomas Tuchel. „Ich sass im Bus, Geschäftsführer Watzke nicht; das ist der Unterschied zwischen uns“, sagte der begnadete Trainer, der im Moment auch mit dem FC Bayern München in Verbindung gebracht wird. Die gerichtlichen Befragungen zeigen insbesondere auch auf, dass gestandene Profis ein Verbrechen, wie es in Dortmund geschehen ist, auch nicht einfach so wegstecken können. Die Aussagen erhalten noch mehr Gewicht durch derzeitige, allgemeine Äusserungen von Weltmeister Per Mertesacker (FC Arsenal London), der sich in den Medien tiefschürfend zum Druck, dem auch hochbezahlte Spieler im Fussball-Business ausgesetzt sind, äussert. Bei aller Kritik am Borussia-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der damals von Seiten von Borussia Dortmund der UEFA das Einverständnis mit zur Verschiebung des Spiels um nur 24 Stunden nach der Tat übermittelte, darf allerdings nicht ignoriert werden, dass auch die Borussia-Führung nach dem Verbrechen ebenfalls einem gewaltigen Druck ausgesetzt war und sich in einer bisher noch nie dagewesenen Stress-Situation befand.

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