
Christian Heidel (2015): Vermittelt oder nicht vermittelt? (Bild: Gert Zander)
(causasportnews / red. / 19. März 2018) Sport(ler)-Vermittler gehören, um es zurückhaltend auszudrücken, zu einer relativ schillernden Berufsgattung. Sie nennen sich oft auch Agenten, Berater oder Manager, doch die Zielrichtung der Aktivitäten ist immer dieselbe. Es geht in der Regel um die lukrative Vermittlung von Sportlern, Trainern oder Personal für die Vorstandsfunktionen in Klubs – auch wenn zahlreiche dieser Protagonisten in der Regel durchwegs ebenfalls weniger lukrative Management-Funktionen ausüben (zur Unterscheidung zwischen Sportlervermittlung und -management vgl. etwa Urs Scherrer / Remus Muresan / Kai Ludwig, Sportrecht, 3. Aufl., Zürich 2014, 307 ff.). Wer vermittelt macht, wenn es klappt, meist den grossen Reibach. Das hört sich einfach an, ist in der Praxis aber oft kompliziert, vor allem dann, wenn der Sachverhalt unklar oder umstritten ist: Wer hat wann wen an wen vermittelt? Hat der Betroffene überhaupt vermittelt oder sich nur in einen Vorgang eingemischt? Wer hat welchen Auftrag erteilt? Ist eine Gelegenheits- oder eine Abschlussvermittlung vereinbart worden? – Solche und ähnliche Fragen stellen sich oft dann, wenn Vermittlungsprovisionen geltend gemacht werden.
Ein Lehrbuchbeispiel im Vermittlungsrecht wird derzeit am Landgericht in Mainz präsentiert: Geklagt auf Bezahlung einer Provision von einer halben Million Euro hat der in der Fussballbranche als „bunter Hund“ bekannte Schweizer Spielervermittler Giacomo Petralito; Beklagter ist Christian Heidel, derzeit Sportvorstand von Schalke 04. Der Vermittlungsvorgang, der nach Auffassung des Schweizers mit sizilianischen Wurzeln eine Provision ausgelöst haben soll, geht auf den Wechsel vom damaligen Mainz-Manager Christian Heidel zu Schalke 04 vor zwei Jahren zurück. Giacomo Petralito behauptet, er hätte diesen Wechsel, der die verlangte Provision ausgelöst habe, vermittelt, Christian Heidel bestreitet dies. Wie oft bei solchen Vorgängen ist der Sachverhalt umstritten; einzig gesichert soll sein, dass seitens Schalke 04 schriftlich dargelegt worden sei, dass für den Wechsel vom Verein keine Provision bezahlt würde. Kontakt hatten Giacomo Petralito und Christian Heidel damals offenbar in für das Vermittlungsgeschäft typischer Weise. Der Schalke-Sportvorstand berichtete am Landgericht Mainz, an dem der Prozess hängig ist, dazu folgendes: „Ich kenne diesen Herrn überhaupt nicht, hatte ihn einmal 15 Jahre vorher getroffen. Und da fällt er mir um den Hals und fragt, wie es meiner Familie gehe“. Giacomo Petralito führte aus: „Herr Heidel hat mir eine SMS folgenden Inhalts geschickt: Giacomo, sollte das tatsächlich mit Schalke 04 klappen, werde ich das finanziell in Ordnung bringen“. Der Prozess wird anfangs Mai fortgesetzt, nachdem Giacomo Petralito einen Vergleichsvorschlag des Gerichts über 126 000 Euro abgelehnt hat. Nach wie vor will er 500 000 Euro. Weil offensichtlich keinerlei Schriftlichkeiten in dieser „Causa“ existieren, liegt die Beweislast nun bei Giacomo Petralito, wie das Gericht bereits darlegte. Der Schweizer wird den Beweis dafür liefern müssen, dass ein Vermittlungsgeschäft vereinbart worden ist und im Falle eines Wechsels von Christian Heidel zu Schalke 04 eine Provision in der verlangten Höhe vereinbart worden war. Ein ganz gewöhnlicher Vorgang also, aber eine Vermittler-Geschichte, wie sie das Leben schreibt.