«Raiffeisen» – oder ein Sponsor-Problem einmal anders

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«Pecunia non olet»: Gilt offenbar auch beim Sport-Sponsoring…

(causasportnews / red. / 12. März 2018) Das ist die gängige Konstellation: Ein(e) Sportler(in) oder ein Sport-Team benimmt sich daneben, und die Sponsoren fragen sich, ob sie sich in diesem Umfeld weiterhin positionieren wollen. In Anbetracht dessen werden in Sponsoring-Verträgen Regelungen vorgesehen, was der Sponsor in diesem Fall der Fälle darf oder nicht darf. In der Regel will man sich nicht auf die generelle Vertragsauflösungsmöglichkeit („aus wichtigem Grund“) verlassen, um derartige Vertragsverhältnisse ohne negative Rechtsfolgen beendigen zu können. Der Schweizer Fussball erlebt indessen gerade ein Sponsoren-Problem einmal anders. Es geht um die „Raiffeisenbank“, deren früheres und aktuelles Management als gigantische Ansammlung von Dilettantismus und Unfähigkeit entlarvt worden ist. Über die Mängel in der Führung von oben nach unten ist seit Jahren gemunkelt worden. Immer wieder wurde manifest, dass im Genossenschafts-Komplex „Raiffeisen“ trotz Expansionspolitik eine Blase, die nun geplatzt ist, aufgepumpt worden ist. Das Gerangel um gutbezahlte Funktionen und Posten ohne Wert wurde erbittert geführt; Aushängeschilder der Bank waren und sind vielfach altgediente Politiker/innen, Hochschul-Professoren ohne adäquate Sachkenntnisse, unbedarfte Hausfrauen mit lokalen Beziehungsnetzen, glatte Kerle vom Turnverein, vom Gesangschor oder vom Stammtisch, usw. Und nun noch das: Verpfiffen von Kollegen, ist der ehemalige Vorsitzende der Geschäftsleitung von „Raiffeisen Schweiz“, Pierin Vincenz, in Untersuchungshaft genommen worden. Der unantastbare Top-Banker, der sich wie ein Sonnenkönig benahm und dem auch die Medien stets eifrig Beifall klatschten, hatte offenbar Mühe, zwischen Banken-Wohl und persönlichem Vorteil zu unterscheiden. Auch was Interessenkollisionen sind, scheint dem promovierten Betriebswirtschafter ziemlich fremd gewesen zu sein; Nepotismus hat er dem Anschein nach mehr als nur in Kauf genommen. Alles in allem: Der Ruf der „Raiffeisenbank“ ist einigermassen ramponiert. Auch der Versuch der Bank, die aufgekommenen Probleme auf einzelne Personen abzuwälzen, ist fehlgeschlagen, nachdem sich gezeigt hat, dass die Strukturen des „Raiffeisenbank“-Gebildes zwar gründlich überarbeitet werden müssten, ein Unternehmen jedoch durch Menschen geprägt wird. Unbelehrbar hat die Bank soeben den bisherigen VR-Präsidenten, einen umtriebigen St. Galler Hochschul-Professor, gegen einen smarten Uni-Kollegen aus Basel ausgetauscht; männiglich fragt sich, ob Professoren denn nicht eher an den Hochschulen zu wirken hätten. Diese Umstände machen den „Fall Raiffeisen“ auch für den Sport zum Problem. Es dürfte einem Super-GAU gleichkommen, wenn eine Bank wie die „Raiffeisen“ derart negativ im Fokus der Öffentlichkeit steht. Konkret ist in der Schweiz der Fussball als Plattform betroffen. Seit fünf Jahren heisst die höchste Kicker-Spielklasse „Raiffeisen Super League“. Die Bank bezahlt der Liga für dieses „naming right“ schöne Summen, und die Swiss Football League (SFL) bietet der Bank eine vielbeachtete Werbe-Plattform. Auch wenn sich im Moment niemand dazu äussern mag, steht fest: „Raiffeisen“ als Sponsor der SFL ist mehr als nur zum Alltags-Problem geworden. Soll sich der Sport mit seinem höchsten Anspruch auf „Fairplay“ im Umfeld unredlicher Leute, Mischler und Mauschler positionieren oder von einem solchen Sponsor lossagen? Weil die Liga auf das Geld der Bank angewiesen ist, wird diese Frage möglichst nicht oder kaum thematisiert. Eine Kündigung der Sponsoring-Vereinbarung seitens der SFL – vor allem „aus wichtigem Grund“ – wäre zweifelsfrei möglich, aber letztlich wird man sagen müssen: „pecunia non olet“. – Bis dato waren umgekehrte Konstellationen eher bekannt, als sich Sponsoren von Athletinnen oder Athleten, die sich in irgendeiner Form daneben benommen hatten, lossagten. Beispiel Martina Hingis. Die ehemalige Top-Tennis-Spielerin wurde von „V-Zug“ sofort fallen gelassen, als ihr Kokain-Konsum bekannt wurde. Oder Tiger Woods, der wegen seiner Eskapaden neben dem Golfplatz gleich mehrere Sponsoren verlor, etwa den Getränkekonzern „Gatorade“. Im Sponsoring ist es offenbar auch wie sonst im Leben: Si duo idem faciunt non idem est.

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