(causasportnews / red. / 28. Februar 2018) Obwohl in der Entwicklung und Nothilfe engagierte NGO’s seit einiger Zeit für Schlagzeilen der andern Art sorgen müssten, bleibt die Medienresonanz einigermassen bescheiden, und auch die selbsternannten Gralshüter der Moral, wie Transparency International oder „Experten“, die an sich bei solchen Gelegenheiten die Moralkeule schwingen – jedenfalls, wenn es um Sportorganisationen geht -, sind verstummt bzw. äussern sich nicht. Dabei hätten sie allen Grund hierfür, vor allem, seit klar geworden ist, dass sich das Hilfswerk „Oxfam“ nicht nur als Retter in der Not betätigt, sondern vor allem die Not anderer ausgenützt hat; wie andere NGO’s übrigens auch.
Wilde Eskapaden, Orgien mit Prostituierten und Minderjährigen, sexuelle Ausnützung von Abhängigkeiten, Ausbeutung – diese und weitere Vorwürfe scheinen so gut wie unbestritten zu sein. Vielleicht deshalb wird über diese unmöglichen Zustände nicht nur bezüglich „Oxfam“ vornehm geschwiegen. Oder die Fakten, die sich nicht mehr unter dem Deckel halten lassen, sind Gegenstände belustigender oder beschönigender Kommunikation. Kleinlaut hat der Schweizerische Bundesrat, der „Oxfam“ in den letzten Jahren mit über 20 Millionen Franken aus der Bundeskasse zukommen liess, mitgeteilt, dass er weitere Zahlungen an das Hilfswerk einstelle, bis alles lückenlos aufgeklärt sei. Kein Abbruch der Beziehung, keine Verurteilung des Geschehenen, keine Forderung in personeller Hinsicht. Glücklicherweise ist solches Tun wie bei „Oxfam“ nicht bei internationalen Sportorganisationen ruchbar geworden. FIFA, UEFA oder IOK wären mit Hohn, Spott und Ächtung überzogen worden. Die Medien hätten sich auf die Verbände eingeschossen und sie niedergemacht. Weil der aktuelle Skandal nicht nur „Oxfam“ betrifft (genannt wird in unerfreulichen Zusammenhängen bspw. etwa die Vorzeige-Organisation „Ärzte ohne Grenzen“), sondern eine vernetzte Hilfs-Industrie mit Verbindungen zu Wirtschaft, Politik, Staaten und internationale Organisationen, halten sich die Reaktionen auf die in den Fokus des Interesses geratenen Hilfsorganisationen, die das Gute im Mensch als Marketingmittel bemühen, selber aber ihre eigenen Vorstellungen von Ethik als Gradmesser nehmen, in Grenzen. Keine Verurteilungen, kein „Bashing“, keine Rücktrittsforderungen usw. also in der „Causa Oxfam“ und bezüglich weiterer Organisationen. In den Vordergrund ist für einmal nicht die Verurteilung, sondern die Analyse getreten. Die „Neue Zürcher Zeitung“ ist in dieser Hinsicht federführend tätig: „Hilfsorganisationen sind nicht per se gut oder böse. Gut oder böse sind nur einzelne Menschen, und zwar unabhängig davon, ob sie in einer Grossbank oder bei Oxfam arbeiten. Schuld ist immer individuell. Der Skandal rund um die Sexorgien ist denn auch kaum geeignet, nun pauschal die in der Entwicklungs- und Nothilfe tätigen NGO, die vielerorts wertvolle Arbeit leisten, auf die Anklagebank zu setzen“, meinte kürzlich die NZZ (17. Februar 2018). Wie wahr. Aber offenbar ist es ein eklatanter Unterschied, ob Skandalöses im Rahmen internationaler Sportorganisationen oder im globalen Hilfs-Business geschieht. Vielleicht ist einfach das jeweilige Kerngeschäft ausschlaggebend, in dem eine Organisation tätig ist. So agieren Sportverbände strikte auf Erden, Mitarbeiter/innen von Hilfswerken jedoch auch in unserer säkularisierten Welt in himmlischen Sphären und sind deshalb, Engeln gleich, per se unantastbar.