Auch wenn es um Geld geht: Heute Freunde, morgen Feinde

dollar-1443244_1920(causasportnews / red. / 19. Februar) Nachdem der Gütetermin am Landgericht Berlin vergangene Woche gescheitert ist, machen sich die Parteien zur Beweisabnahme bereit. Die Parteien, das ist auf der einen Seite der ehemalige Fussball-Professionalspieler Maik Franz, auf der andern Seite der Rechts- und Steuer-Fachanwalt sowie Vize-Präsident des Bundesliga-Klubs Hertha BSC, Thorsten Manske. Im Prozess geht es um rund 600‘000 Euro, die der Ex-Fussballer vom Hertha-Vize fordert.

Es ist, wie es oft ist, und nicht nur im bezahlten Fussball, aber insbesondere auch in dieser Sparte: Ein gutverdienender Spieler vertraut einem in Geldbelangen versierten Fussball-Insider, damit dieser das Geld, welches der Star nicht einfach zurücklegen, sondern vermehren will, gewinnbringend anlegt oder anlegen lässt. So geschah es auch in Berlin, als Maik Franz dem Rat von Hertha-Vize-Präsident Thorsten Manske folgte und über einen Finanz-Makler viel Geld investierte. Die Investitionen in „Schrottpapiere“ endeten wie oft: Die Anlagen waren verloren; „Totalverlust“ wird dies in der Finanz-Branche genannt. Im konkreten Fall ging es um Beteiligungen an Schiffen über Firmen, die heute allesamt insolvent sind. Rund 350‘000 Euro hat Maik Franz in diese Beteiligungen gesteckt. Diesen Betrag fordert er von Finanz-Fachmann Thorsten Manske, der ihm zu diesem Invest geraten haben soll, zurück. Überdies soll der Finanz-Makler dem Hertha-Vorstandsmitglied auf Grund dieses Invests Provisionen bezahlt haben; solche soll auch ein dem Ex-Professional damals nahestehender Spieleragent kassiert haben. Nachdem nun alle Schlichtungsbemühungen gescheitert sind, steht dem deutschen Fussball in Berlin voraussichtlich im Mai ein Prozess bevor, der wohl auch ein Sittenbild der im Fussball oft herrschenden Usanzen in pekuniären Belangen abgeben wird. Derartige Konstellationen kommen immer wieder vor. Bekannt geworden sind die sog. „Bauherrenmodelle“, in welche in den 1980er Jahren ganze Fussball-Mannschaften investierten – und in der Regel alles verloren. Dabei erwischte es auch renommierte Spieler, wie den durch derartige Investitionen insolvent gewordenen ehemaligen Top-Torhüter Eike Immel oder den Vorzeige-Intellektuellen auf dem Spielfeld, Ewald Lienen, der nach der Finanzpleite wieder auf die Beine kam, Trainer wurde und heute als Technischer Direktor beim FC St. Pauli in Hamburg tätig ist. Auch wenn der „Fall Maik Franz“ seinen Anfang vor seinem Engagement für Hertha BSC (2011 bis 2014) nahm, steht er doch exemplarisch nicht nur für die Fussball-, sondern die ganze Finanzbranche. Wo Geld ist, wird durch „Fachleute“ versucht, die Begüterten zu Anlagen und Investments zu bewegen. Der Risikofaktor wird dabei regelmässig bewusst ausgeblendet oder bagatellisiert. Durchwegs wird „Vertrauen“ bemüht – wie allgemein und meist gleich irrtümlich wie sonst im Leben. Im Umfeld des Sports sind die Grenzen zwischen Business und Freundschaft zudem oft fliessend. Ein bisschen Freundschaft hilft alleweil, wohlhabende Sportler dazu zu bewegen, ihr Geld wie auch immer einzusetzen. Oft enden solche Freundschaften allerdings im (finanziellen) Desaster des Spielers – und aus Freunden werden dann Feinde. Wie jetzt das Beispiel in Berlin zeigt. Dass nun der Hertha-Vize Thorsten Manske sein Vorstandsamt bis zur Klärung der Sache ruhen lässt, überrascht doch einigermassen, zumal der Verein in Abstimmung mit dem Vize-Präsidenten verlauten liess, dass der Vorgang mit Hertha BSC nichts zu tun habe…

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