Ein „Papiertiger“ gegen die FIFA

Pleniere

Sitzungssaal der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (Bild: PPCOE)

(causasportnews / red. / 24. Januar 2018) Das neue Jahr ist noch jung, doch bereits im ersten Monat 2018 erfolgen aus dem politischen Lager die ersten „Nadelstiche“ gegen die FIFA. Diesmal ist es die Parlamentarische Versammlung des Europarates in Strassburg, die heute ein neues Kontrollgremium zur Überwachung ethischer Grundsätze im Rahmen grosser Sportverbände – welches allerdings im Rahmen der EU angesiedelt werden solle – gefordert hat. Auch wenn sich die gefasste Resolution gegen alle grossen Verbände und Sport-Organisationen, so auch das Internationale Olympische Komitee (IOK), richtet, ist evident, dass in erster Linie der Weltfussballverband ins Visier genommen werden soll, weil gemäss Erklärung aus Strassburg künftig mit diesem Kontrollorgan sicher gestellt werden soll, dass Wahlen bezüglich wichtiger Funktionen im Verband „integer“ verlaufen. Einzelne Parlamentarier/innen stossen sich nämlich seit geraumer Zeit an der Personalpraxis von FIFA-Präsident Gianni Infantino; ihm wird vorgeworfen, gleich wie sein Vorgänger Joseph Blatter derartige Entscheide eigenmächtig zu fällen. Die Protestgruppe gegen die FIFA im Europarat wird angeführt von der 68jährigen Anne Brasseur, die aus dem Finanz- und Steuerparadies Luxemburg stammt – aus demselben Land wie übrigens auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der ebenfalls nicht gerade als FIFA-freundlich bekannt ist.

Gegen die FIFA und das IOK sowie weitere internationale Sportverbände und –organisationen auszuteilen ist für Politiker/innen offenbar immer noch ein beliebtes Mittel der Wahl, um sich ins Szene zu setzen. Anne Brasseur stellt beispielsweise seit Jahren alles in Frage, was die FIFA anbelangt und versucht, den Weltverband zwecks Eigenprofilierung „schlecht“ zu reden. Apropos „reden“: Der Europarat als Organisation von 47 Staaten (darunter auch die Schweiz) gilt vor allem als politische „Schwatzbude“ Europas, und insbesondere die Beschlüsse der Parlamentarischen Versammlung dieser Organisation sind meistens nur „Papiertiger“, die durchwegs der Stimmungsmache dienen. Diskutiert werden in diesem Rat zwar grundsätzlich europäische Fragen, aber darunter lassen sich Diskussionsgegenstände aller Art subsumieren. Die heute gefasste Resolution hat denn auch letztlich für die FIFA, das IOK und weitere Sportverbände und –Organisationen keinerlei unmittelbare Auswirkungen, wie der Europa- und Sportrechtsrechtsspezialist Dr. Remus Muresan bestätigt. „Gegenüber diesen Organisationen und Verbänden verfügt die Parlamentarische Versammlung des Europarates über keinerlei Kompetenzen. Auch ist etwa die FIFA nicht im Geringsten zur Kooperation oder Herausgabe von Informationen an den Europarat verpflichtet. Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Versammlung in Bezug auf die Einrichtung des nun geforderten Kontrollgremiums nach der Hilfe der EU ruft“, sagt er. Dass die EU hier tatsächlich – und in wirksamer Weise – einspringen wird, sieht er allerdings skeptisch; diesbezüglich würden sich besonders diffizile Zuständigkeitsfragen stellen.

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