Olympia: Die Abwendung des Super-GAU

(causasportnews / red. /17. September 2017) Die soeben beendete Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) in Lima brachte nichts, was nicht bereits zuvor schon klar gewesen wäre: In einem Zug wurden die Olympischen Sommerspiele 2024 und 2028 an Paris und Los Angeles vergeben. Die gleichzeitige Vergabe zweier Austragungen erfolgte nicht etwa aus denselben Gründen, welche den Weltfussballverband FIFA 2010 bewogen hatten, die WM-Endrunden im Rahmen einer Beschlussfassung an Russland (2018) und Katar (2022) zu vergeben; den Olympioniken kommen schlicht immer mehr an Olympischen Spielen interessierte Metropolen abhanden. Insbesondere in Europa fallen bei Volksabstimmungen Olympia-Projekte regelmässig durch. Dass Frankreich (Paris) die Spiele wollte, ist wohl die Ausnahme, welche die Tendenz bestätigt, dass konventionelle Städte insbesondere in Europa kaum mehr Lust auf Olympia haben. Deshalb ist es kein Zufall, eher aber folgerichtig, dass die nächsten Olympischen Spiele in Südkorea, nicht gerade ein Mekka des Wintersports, stattfinden werden. Oder stattfinden sollen.Die Wettkämpfe vom 9. bis 25. Februar 2018 in Pyeongchang (Südkorea) rücken immer näher, und derzeit bestehen keinerlei Anzeichen dafür, dass sich die politische Situation im benachbarten Nordkorea entscheidend ändern könnte. Im Gegenteil: Nordkorea führt seine Raketen- und Atomtests trotz internationalem Protest und martialischen Drohungen aus dem Weissen Haus in Washington unbeirrt und derzeit sogar intensiviert weiter. Die Zeichen stehen im Moment, realistisch gesehen, eher auf Sturm denn auf Deeskalation. Allerdings nur hinter vorgehaltener Hand mehren sich die Stimmen aus dem Umfeld des IOK, die sich bezüglich der Austragung der Spiele in Südkorea, nur 100 Kilometer von der Grenze zu Nordkorea entfernt, mehr als nur besorgt zeigen. Auch internationale Beobachter sehen dem Sport-Grossevent, der in einem halben Jahr Geschichte sein soll, mit Vorbehalten entgegen. Paris und Los Angeles sind noch weit weg – Pyeongchang steht unmittelbar bevor. Realistisch ist auf jeden Fall die Ausgangslage, dass die Absage der Spiele in Südkorea zumindest ein Szenarium ist, sollte sich die Lage weiterhin verschärfen. Mit dem unberechenbaren, nordkoreanischen Machthaber lässt sich wohl nicht einmal ein „olympischer Friede“ – ein Ruhen aller politisch motivierter Aktivitäten während der Dauer der Spiele – vereinbaren. Eine Absage der Spiele wäre ein Super-GAU, nicht nur für das IOK, welches auch die Winterspiele 2019 längst lukrativ vermarktet hat. IOK-Präsident Thomas Bach ist sich derzeit wohl auch nicht ganz sicher, was die Durchführung der Wettkämpfe in Südkorea anbelangt. Er geht im Moment, gewohnt diplomatisch, davon aus, dass die Spiel wie geplant am 9. Februar 2018 beginnen werden. Letztlich wird das Thema vom IOK derzeit auch nicht über Gebühr hochgetrieben. Vielmehr wird im Moment Genugtuung darüber verbreitet, dass der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki Moon aus Südkorea (!) zum Vorsitzenden der Ethikkommission des IOK gewählt worden ist. An Arbeit wird es dem 73jährigen gelernten Diplomaten nicht mangeln, stehen doch etwa die Vorwürfe des Stimmenkaufs bezüglich der Olympia-Vergaben an Rio de Janeiro (2016) und Tokio (2020) im Raum. Vielleicht gelingt es ihm auch ausserhalb dieser Arbeit, seinen Nachbarn Kim Jong-un zur Räson zu bringen, damit die Winterspiele 2018 in Südkorea unbelastet und ungestört über die (Welt-)Bühne gehen können…

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