„Garcia-Bericht“: Medialer Schuss nach hinten

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Nicht gerade eine „Ente“, aber doch ein Schuss nach hinten: Enthüllung des „Garcia-Berichts“ in den Medien

(causasportnews / red. / 28. Juni 2017) Die serbelnden Print-Medien nehmen jede Gelegenheit wahr, um ihre Agonie zu verlängern. Das gilt sowohl für die Boulevardpresse als auch für die sog. „Intelligenzblätter“. Auf dem Boulevard sind die entsprechenden Medien (immer noch) bestrebt, durch reisserische („Exklusiv“-)Geschichten und „Primeurs“ die abnehmende Leserschaft bei Kauflaune zu halten. Gerade bei den „Revolverblättern“ kann der Schuss allerdings nach hinten los gehen, wie das aktuellste Beispiel der deutschen „Bild“-Zeitung belegt. Da kündigte das grossformatige Blatt mit den grossen Buchstaben lautstark die Veröffentlichung des sog. „Garcia-Berichts“ des Weltfussballverbandes FIFA an, ein Untersuchungsbericht, der vom damaligen Präsidenten der Untersuchungskammer der FIFA-Ethikkommission, Michael J. Garcia, verfasst worden ist und der schwerpunktmässig die WM-Vergaben Russland (2018) und Katar (2022) zum Gegenstand hatte. Der Bericht, von dem die Welt den Beweis für Vergabekorruptionen bezüglich der WM-Endrunden 2018 und 2022 und Neuvergaben der WM-Endrunden erwartete, konnte aus juristischen Gründen nie veröffentlicht werden, obwohl insbesondere die Medien seit Fertigstellung des Berichtes nicht mehr aufgehört haben, eine solche Publikation lauthals zu fordern. Wegen ihrer diesbezüglichen Weigerung hat die FIFA in den letzten fast drei Jahren viel Häme und Spott einstecken müssen. Gestern hat die „Bild“-Zeitung, wie üblich „garniert“ mit entblätterten Damen, das Mäntelchen des Schweigens um den „Garcia-Bericht“ gelüftet. Der Bericht ist der Zeitung auf welchem Wege auch immer – jedoch höchstwahrscheinlich widerrechtlich – zugespielt worden. Gestern kündigte „Bild“ an, den Bericht in den nächsten Ausgaben der Zeitung „häppchenweise“ veröffentlichen zu wollen; so soll natürlich der Verkauf des Blattes angekurbelt werden. Seit heute können sich die „Bild“-Leser/-innen bei der Lektüre ihres Leibblattes über die Verhältnisse im Welt-Fussball nerven. Dass die Zeitung den „Garcia-Bericht“ entsprechend aufbereitet, versteht sich von selbst. Bemerkung am Rande: Was bis vor wenigen Jahren hinter den Kulissen im Fussball ablief, schockiert und gehört verurteilt. Die „renovierte“ FIFA hat unter die düsteren Kapitel ihrer Geschichte jedoch längst einen Schlussstrich gezogen. Auf Grund der angekündigten Veröffentlichung in aufbereiteter Form durch „Bild“ hat der Weltfussballverband umgehend reagiert und den Bericht gestern integral, ohne Kommentierung und Erklärungen, auf der eigenen Homepage aufgeschaltet; „Bild“ hat dem Verband wohl ungewollt den „Steilpass“ für eine Veröffentlichung geliefert. Damit soll der interessierte Betrachter authentisch ins Bild gesetzt werden. Wer nun also den „Garcia-Bericht“ in voller Länge lesen will, kann das kostenlos über die FIFA-Homepage tun. Die 0,90 Euro pro „Bild“-Ausgabe kann man sich nun getrost sparen. Der mediale Kauf-Förderungs-Schuss der Zeitung ist demnach nach hinten losgegangen. Da bleibt in der heutigen „Bild“-Zeitung nur noch der hilflose Versuch der Gesichtswahrung auf der Frontseite: „Bild zwingt FIFA in die Knie“ – ohne Ausrufezeichen. Alles getreu nach dem Motto: Eine Pleite ist halb so schlimm, wenn sie als Triumph verkauft wird. Die Konkurrenzblätter, die nicht zu den Begünstigten des Berichtes gehören, geraten derweil in Erklärungsnotstand. Etwa die „Neue Zürcher Zeitung“, welche immer wieder das Heil des organisierten Fussballs in der Veröffentlichung des „Garcia-Berichtes“ gesehen hat und nun kleinlaut in der heutigen Ausgabe zur Veröffentlichung des 430 Seiten starken „Garcia-Berichtes“ eingestehen muss: Nicht mehr als „430 Seiten Voyeurismus“; so titelt die Zeitung frustriert. Die Redaktion des Zürcher Intelligenzblattes hat wie die Welt erkennen müssen: Der Inhalt des „Garcia-Berichts“ ist alles andere als dazu angetan, ein Sport-Beben auszulösen. Davon, auf Grund von Erkenntnissen im „Garcia-Bericht“ Russland und Katar die WM-Endrunden-Austragung zu entziehen, spricht schon gar niemand mehr…

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