
Uli Hoeness (Bild wikimedia: author Harald Bischoff
(causasportnews / red. / 15. Mai 2017) Unserer irren Welt von Fake-News und Medien-Chaos hat ein bestandener Fussball-Funktionär eine weitere Komponente hinzugefügt: Die Selbst- und Dritt-Täuschung. Dass auch Sportfunktionäre ab und zu in einer Parallelwelt leben, ist nicht neu, und diesbezügliche Phänomene wären auch keine Zeile wert. Doch was sich vor einigen Tagen im Fürstentum Liechtenstein zugetragen hat, verlangt Erwähnung – weil das Ereignis Gepflogenheiten manifestiert, die mehr als nur mit Stirnfalten zur Kenntnis genommen werden können, sondern tief blicken lassen. – Da wird der aktuelle Präsident des FC Bayern-München (ausgerechnet) im Fürstentum Liechtenstein engagiert; nicht nur um über Fussball zu sprechen, sondern vor allem über sich selber. In der Hofkellerei des Fürstenhauses, im berühmten Vaduzer „Torkel“, durfte sich Uli Hoeness im Rahmen eines Business-Lunches, für den 375 Franken pro Person zu bezahlen waren, vor allem in eigener Sache artikulieren. Organisiert wurde der Anlass von einer Event-Agentur. Gemäss Medienberichten war anlässlich dieses „Networking-Anlasses“ unter dem Titel „Meet the president“ neben Fussballerischem auch viel Persönliches und diesbezüglich Erstaunliches zu hören. „Ein Freispruch wäre völlig normal gewesen“, soll der wegen Steuerdelikten verurteilte und auf Bewährung in Freiheit befindliche Bayern-Präsident im „Torkel“ in die Runde gerufen haben. Wer solches nach erfolgter Selbstanzeige und rechtskräftiger Verurteilung mit anschliessendem Gefängnisaufenthalt sagt, muss offensichtlich seine Glaubwürdigkeit hinterfragen lassen oder belegt schlicht ein Leben in einer Parallelwelt. Dass Uli Hoeness nach seiner Verurteilung durch das Landgericht München auf weitere Rechtsmittel verzichtet hat, ist nachvollziehbar. Die unappetitliche Sache wäre zweifelsfrei noch lange in den Medien breitgewalzt worden. Zudem hätte ein Revisionsprozess noch weit mehr Details zum Innenleben des nach wie vor in Deutschland hochgelobten Funktionärs zu Tage gefördert. Etwa, wie das „Börsen-Zockersystem Hoeness“ im Detail ablief und wie es sich mit den Geldmittelflüssen verhielt. Doch die Lage präsentierte sich so, dass Uli Hoeness das Urteil des Münchner Gerichts annahm und so jede Weiterung verhinderte. Der 65jährige ehemalige Top-Fussballspieler und erfolgreiche Sport-Funktionär sieht sich nun als Opfer der Umstände. Diese haben ihn seiner Meinung nach gezwungen, das Münchner Gerichtsurteil anzunehmen. Dies hat er zwar so bestimmt, doch in seiner Parallelwelt sieht er sich deshalb als Opfer. Diese Selbsttäuschung ist in Anbetracht der Umstände evident. Die Dritt-Täuschung ist es weniger. Weshalb sonst hätten sich 108 zahlende Gäste im Fürstentum Liechtenstein diesen Exkurs in eine andere Welt für teures Geld geleistet? Wobei immerhin anzumerken ist, dass der Erlös des Anlasses einem guten Zweck zugeflossen ist.