(causasportnews / red. / 8. Mai 2017) Geht es um Rekorde und Ausserordentliches im Sport, wird mitunter die Sinnfrage gestellt. Etwa nach einem Todesfall oder nach einem gescheiterten Rekordversuch mit anschliessender Frustbewältigung. In der Tat kann schon hinterfragt werden, ob es sich lohnt, das Leben zu riskieren, um in Rekordzeit Berge zu erklimmen oder wie sinnvoll ein Marathonversuch unter Laborbedingungen ist.
In einer Vorbereitungsphase ist der Speed-Kletterer Ueli Steck im Mount Everest abgestürzt. Er bereitete seinen nächsten Geschwindigkeits-Rekordversuch vor und verstarb beim Training. „Scheitern heisst sterben“, war einer seiner markanten Sätze. Auch wenn Kletterer, wie Ueli Steck, immer den Tod vor Augen haben und sich der Risiken ihrer Sportart bewusst sind, aber zweifelsfrei nicht damit rechnen, dass sie bei der Ausübung ihres Sports auch tatsächlich ums Leben kommen werden, steht die Frage im Raum, wie sinnvoll derartige Speed-Rekorde in den Bergen sind und ob es sich lohnt, ein junges Leben auf diese Weise zu opfern. Diese Frage muss beim immerhin 85jährigen Nepalesen Bahadur Sherchan mit Bezug auf das Alter nicht gestellt werden. Nur eine Woche nach dem Tod von Ueli Steck verstarb der Bergsteiger-Senior im Basislager des Mount Everest; er wollte als ältester Mensch den Everest besteigen. Ein Herzstillstand setzte diesem Plan ein jähes Ende.- Nicht tödlich aber erfolglos endete am Wochenende ein anderes Unterfangen: Regelrecht unter „Laborbedingungen“ scheiterte auf der Rennstrecke von Monza ein Marathonversuch, bei dem anvisiert wurde, dass erstmals ein Mensch die Marathondistanz unter zwei Stunden laufen würde. Olympiasieger Eliud Kipchoge verpasste dieses Ziel um 25 Sekunden. Der ganze Rekord-Event wurde von einem Sportartikelhersteller organisiert und finanziert, hatte also eine rein kommerzielle Dimension. Natürlich sollte mit dem anvisierten Rekord bewiesen werden, dass die verwendeten Laufschuhe qualitativ nicht mehr zu überbieten sind. Aus sportlicher Sicht ist die Frage nicht abwegig, wie ein derartiger Versuch zu werten ist. Aus der Optik des organisierenden Sportartikelherstellers wird die Frage zu beantworten sein, ob ein so gescheiterter Rekordversuch nicht eher kontraproduktiv ist. Es wurden schon Stimmen (nicht seitens der Konkurrenz) laut, ob das von Eliud Kipchoge verwendete Schuhwerk nicht doch überschätzt und das Produkt demnach nicht ganz so gut sei, wie geglaubt und in der Werbung des Sportartikelherstellers dargestellt werde. Zweifellos hinterlässt ein derartiger, gescheiterter Versuch mit den einhergehenden Frustrationen auch aus Marketing-Sicht zumindest zwiespältige Gefühle, obwohl die abgelieferte sportliche Leistung an sich bewundernswert ist und Einfluss auf den reellen Laufsport haben wird. Aber vielleicht wird man sich bei solchen sportlichen Betätigungen an der Aussage eines Formel 1-Exponenten orientieren müssen, der einmal, auf den Sinn der Königsklasse im Automobilrennsport angesprochen, gesagt hat: „Immer im Kreis herumzufahren. Ja, ist das sinnvoll? Aber es macht doch Freude. Und so gesehen macht auch dieser Sport Sinn.“.