Frauen am Teheraner Marathon nur als Zuschauerinnen zugelassen

(causasportnews / red. / 9. April 2017) Marathon-Läufe gibt es immer wieder und überall auf der Welt, doch der erstmals durchgeführte Teheraner Marathon von vorgestern fand unter speziellen Vorzeichen statt: Frauen wurden nicht zugelassen, durften aber den Männern beim Rennen über 42,195 Kilometer zuschauen und ihnen applaudieren – oder den „Ersatz-Marathon“ über zehn Kilometer (!) im Asadi-Stadion unter Ausschluss männlichen Publikums bestreiten…

Dass Sportveranstaltungen im Iran geschlechtergetrennt durchgeführt werden, ist an sich nichts Neues. Weshalb plötzlich die Negativ-Meldungen um den Globus gingen, Frauen würden in der iranischen Metropole zum Rennen über die klassische Marathon-Distanz nicht zugelassen, ist nicht genau nachvollziehbar. Von Diskriminierung, Verletzung des religionsneutralen Sportprinzips und von politischer und islamischer Einflussnahme durch die Regierung in Teheran war die Rede. Sportminister Massud Solanifar bekräftigte jedoch, ein Marathon mit Männern und Frauen im gleichen Startfeld sei gar nie geplant gewesen. Davon wollten verschiedene Frauen nichts wissen und gaben zumindest ihrem Erstaunen und ihrer Enttäuschung darüber Ausdruck, dass sich der Sport auf diese Weise dem islamischen Diktat beuge. Die erste, geschlechts-getrennte Lauf-Veranstaltung in Teheran über die Marathon-Distanz dürfte kaum eine gezielte Diskriminierung der Frauen gewesen sein, sondern ein Abbild der in diesem Land herrschenden, vom praktizierten Islam beherrschten Lebensumstände. Diese werden im Iran so verstanden, dass Frauen und Männer zwar zusammen Sport treiben dürfen; joggende Pärchen sind etwa in Teheran keine Seltenheit. Frauen dürfen aber beispielsweise keine Wettkämpfe von Männern in Sportstadien und Sporthallen besuchen.

Offenbar beabsichtigte der Iranische Leichtathletikverband ursprünglich, Frauen zum Marathon zuzulassen, falls sie sich dabei an die islamische Kleiderordnung halten würden. Letztlich dürfte sich aber die strikte dem Islam zugeneigte Regierung mit einem Startverbot für Frauen durchgesetzt haben. Keine Chance auf ein Visum hatten 28 amerikanische Läufer, die in Teheran starten wollten. So nahmen schliesslich rund 700 Männer den Teheraner Marathon in Angriff, unter ihnen ungefähr 200 Ausländer. Das Rennen verlief unspektakulär, der Name des Siegers blieb Nebensache.

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