Zum Beispiel Albertville…

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Wikimedia Commons: Author Rémih

(causasportnews / red. / 19. Januar 2017) Würde heute eine Umfrage beispielsweise am Hauptbahnhof Zürich oder beim Viktualienmarkt in München oder beim Stephansdom in Wien durchgeführt und die Frage gestellt, was 1992 in Albertville geschah, würde wohl kaum jemand darauf tippen, dass in jenem Jahr die XVI. Olympischen Winterspiele in den französischen Alpen durchgeführt wurden. Die Stadt Albertville in Savoyen erreichte vor ziemlich genau 25 Jahren für 16 Wettkampftage einen gewissen globalen Bekanntheitsgrad, der aber weder nachwirkend noch prägend war. Im Gegenteil: Die Spiele waren für Albertville und die Region ein Fiasko. Heute erinnert kaum mehr etwas an jene Grossveranstaltung, von der sich französische Politiker und Sport-Romantiker einen Geldsegen und Nachhaltigkeit erhofft bzw. dies versprochen hatten. Die Spiele fanden vom 8. bis 23. Februar 1992 statt, und genau während dieser Winter-Zeit, aber 25 Jahre später, sollen sich die Stimmbürger/innen des Schweizer Kantons Graubünden am 12. Februar 2017 dazu äussern, ob eine Olympia-Kandidatur Graubündens für 2026 realisiert werden soll. Dass sich das Volk bereits wieder zu einer Olympia-Bewerbung im Kanton Graubünden äussern muss, erstaunt einigermassen, haben dieselben Stimmbürger/innen doch im März 2013 eine Kandidatur Graubündens für Olympische Spiele 2022 abgelehnt. Wie in andern Destinationen der Welt standen die Zeichen für Olympia vor knapp vier Jahren auch in der Schweiz schlecht. An dieser Grundhaltung hat sich an sich bis heute nichts geändert. Begründet wird die Vorlage seitens der Initianten insbesondere damit, dass die angeschlagene Volkswirtschaft von Olympischen Spielen Synergien schöpfen könne – was natürlich blauäugig ist, aber als Argument durchaus eingebracht werden kann. Dass der Kanton Graubünden weder in infrastruktureller noch in finanzieller Hinsicht in der Lage wäre, ein solches Sport-Grossprojekt alleine zu „stemmen“, versteht sich. Diesbezüglich haben die Initianten ihre Fühler auch in Richtung anderer Kantone ausgestreckt. Etwa nach Zürich, doch stösst das erneute Olympia-Projekt vor allem in der Limmat-Stadt auf wenig Gegenliebe, ja sogar auf teils schroffe Ablehnung. Argumentiert wird etwa, dass es gelte, andere, dringlichere Projekte in Zürich abzufinanzieren statt Geld für Olympische Spiele im Kanton Graubünden bereit zu stellen. Im Zürcher Parlament wurden gestern Töne laut, wie: Olympische Spiele in Graubünden seien „weder nachhaltig noch wirtschaftlich sinnvoll“, so ein Parlamentarier. Im stadtzürcher Parlament wurde das neuerliche Projekt nach dem Scheitern 2013 zudem durchwegs als „Zwängerei“ Graubündens qualifiziert. Evaluiert werden derzeit aber auch andere Standorte, die im Rahmen von „Olympia 2026“ für Graubünden wichtig wären; so zeigt die Region Ostschweiz ein gewisses Interesse, um mit Graubünden bezüglich Olympia zu kooperieren. Falls Graubünden am 12. Februar 2017 „Ja“ zu einer Bewerbung sagt, würde der Kanton Zürich so oder so Geld in die Bündner Bergen schicken – im Rahmen des Finanzausgleichs, der seit Jahren immense Mittel von Zürich (Geberkanton) nach Graubünden (Nehmerkanton) fliessen lässt. Eine Prognose über den Ausgang der Abstimmung im kommenden Monat ist schwierig zu stellen. Der knappe Ausgang des Volks-Verdikts 2013 lässt die Olympioniken hoffen, doch tendenziell wird damit gerechnet, dass die Olympia-Träume in Graubünden im Februar der Vergangenheit angehören werden. Vielleicht werden in diesen Wochen der Entscheidung Erinnerungen insbesondere an Albertville wach. Wie stand es doch kurz nach Abschluss der Spiele in Savoyen so schön im offiziellen Buch des Internationalen Olympischen Komitees (IOK): „Was bleibt, wenn alle Zuschauer wieder heimwärts ziehen, die olympische Flamme erloschen ist und die spektakulären TV-Aufzeichnungen nicht mehr über die Bildschirme in der ganzen Welt flimmern?“. Die Antwort an selber Stelle: „Es waren unvergessliche sechzehn Tage“. –  Viel mehr war es in der Tat nicht.

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