(causasportnews / red. / 21. Dezember 2016) Das zu Ende gehende Jahr 2016 bildet auch für zwei ehemalige deutsche Top-Sport-Funktionäre eine Zäsur: Das Urgestein des deutschen Fussballs, Franz Beckenbauer, zieht sich als „Bild“-Kolumnist zurück, und Wolfgang Niersbach, bis vor rund einem Jahr Präsident des DFB, dem grössten Sportverband der Welt, hat nach dem Entscheid der FIFA-Berufungskommission, welche die einjährige Sperre wegen Verstössen gegen das Ethikreglement des Weltverbandes bestätigt hat, seine Ämter in den Exekutiv-Gremien von FIFA sowie UEFA niedergelegt.
Seit den Diskussionen um die Bezahlung von 6,7 Millionen Euro durch den DFB an den damaligen „Adidas“- Vorsitzenden Robert Louis-Dreyfus im Vorfeld der Fussball-WM-Endrunde 2006 in Deutschland stand ein Mann besonders im Zentrum des Interesses: OK-Präsident Franz Beckenbauer. Über ein Beckenbauer-Konto wurde das Geld an eine Unternehmung in Katar überwiesen. Und bis heute weiss niemand, wofür die Summe eigentlich bezahlt worden ist. Teure Untersuchungen haben bis jetzt nichts ergeben, und Franz Beckenbauer und seine Mitstreiter können sich nicht erklären, für was die 6,7 Millionen Euro bezahlt worden sind. Gemäss Franz Beckenbauer ist damit aber nicht die WM 2006 „gekauft“ worden, wie seit längerer Zeit in den Medien gemutmasst wird. Seit Beginn der Affäre um die Zahlung nach Katar hat sich der sonst eher redselige Franz Beckenbauer Stillschweigen auferlegt – wohl die beste (juristische) Taktik in der vertrackten Situation. Diesem seit Monaten praktizierten Stillschweigen lässt nun Franz Beckenbauer noch einen weiteren Schritt folgen: Er tritt nach 34jähriger Tätigkeit als Kolumnist der einflussreichen deutschen „Bild“-Zeitung zurück. Ein logischer Schritt: Wer schweigt, kann auch nichts mehr sagen. Kooperieren will Franz Beckenbauer nach eigenen Angaben mit den deutschen und schweizerischen Untersuchungsbehörden, die bezüglich der Zahlung von 6,7 Millionen Euro gegen ihn sowie den ehemaligen DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt und die beiden ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfang Niersbach ermitteln (vgl. auch Causa Sport News vom 6. Dezember 2016). Apropos Wolfgang Niersbach: Nach der einjährigen Sperre durch die FIFA-Ethikkommission vor einem halben Jahr ist der 66jährige Funktionär mit seinem Einspruch bei der FIFA-Berufungskommission gescheitert und bleibt nach dem aktuellen Stand bis im Sommer 2017 gesperrt. Wolfgang Niersbach bleibt grundsätzlich der Gang zum Internationalen Sport-Schiedsgericht (TAS) in Lausanne. Danach könnte er noch das Schweizerische Bundesgericht anrufen. Ob er diese Rechtbehelfe auch ergreifen wird, bleibt fraglich, nachdem er nun im Nachgang zum Entscheid der FIFA-Berufungsinstanz seine Ämter in der FIFA sowie in der UEFA niedergelegt hat. Wolfgang Niersbach ist übrigens nicht direkt wegen der „Sommermärchen-Affäre“ des DFB sanktioniert worden, sondern wegen Verletzung seiner Informationspflicht bezüglich der durch den DFB bezahlten 6,7 Millionen Euro sowie wegen eines Interessenkonflikts. Der tief gefallene, ehemalige DFB-Präsident empfindet die ihm auferlegte Sanktion in Anbetracht der ihm vorgehaltenen Verfehlungen als „völlig unverhältnismässig“.