Football Leaks macht’s möglich – ein Sittengemälde zum Fussball

(causasportnews / red. / 5. Dezember 2016) Während einiger Monate herrschte um die Enthüllungsplattform „Football Leaks“ Ruhe, jetzt wartet der europäische Verbund von Medienschaffenden (European Investigative Collaborations, EIC), welche die Millionen Dokumente der Plattform auswerten, mit Neuigkeiten zu den Sitten und Gebräuchen im Top-Fussballbereich auf. Insider sind allerdings wenig erstaunt über das Enthüllte, die Öffentlichkeit ist es vielleicht eher. Im Wesentlichen geht es immer um die selbe Vorgehensweise: Super-Spieler, wie Cristiano Ronaldo, Mesut Özil oder Star-Trainer, wie José Mourinho, versuchen seit Jahren, Teile ihrer Einkünfte „steueroptimiert“ ins Trockene zu bringen. Dazu werden mit Hilfe windiger Anwälte, Steuerberater und Spieleragenten Konstrukte aktiviert, die nun im Fokus der Kritik stehen. Signifikanterweise betreffen die von den Medien ausgewerteten Fälle Spieler und Trainer, die (ausgerechnet) in Spanien, einem Land, das in einer tiefen Wirtschafskrise steckt, tätig sind oder waren. Und immer erfolgen die „Steueroptimierungen“ nach dem gleichen Schema: Weil es an den Salären nichts zu deuteln gibt und dieser Arbeitserwerb vertragsgemäss versteuert werden muss, die Top Shots des Fussballs aber auch markante Werbeträger sind, werden deren Bild- und Namensrechte (die auch unter den Generalbegriff „Marketingrechte“ subsumiert werden könnten; die Rede ist auch ab und zu von „Persönlichkeitsrechten“, die auf eine aussenstehende Unternehmung übertragen werden) an Firmen in steuergünstigen Destinationen rund um den Globus verkauft. Diese Firmen versteuern zwar die Erträge, jedoch zu verschwindend kleinen Sätzen. Von dort werden die minimal, aber formell korrekt versteuerten Gelder dann an die Spieler und Trainer weitergeleitet. Dieses Steueroptimierungsmodell wird nun massiv gebrandmarkt. Die europäischen Medien, welche die Auswertung der Football Leaks-Papiere vorgenommen haben, geisseln diese Usanzen im Fussball, ohne den Vorwurf der juristischen Unkorrektheit zu erheben. Gleichsam wird ein Sittengemälde des modernen Fussballs gezeichnet, das an die Exzesse im Bankenbusiness erinnert. Letztlich wird auch der Fussballkonsument sensibilisiert, der Top-Spieler und Trainer fordert, sich aber offensichtlich nicht bewusst ist, dass er so mithilft, den Entschädigungswahnsinn zu befeuern. In Spanien werden für Top-Spieler und Trainer Unsummen ausgegeben; investiert Real Madrid das Geld für Cristiano Ronaldo nicht, tut dies einfach der FC Barcelona. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Werbewirtschaft, welche Spieler und Trainer in Werbekampagnen einbindet, an dieser Spirale mitdreht und die Nutzung der Bildrechte von Top-Spielern über Marketingfirmen der Spieler und Trainer abzugelten gewillt ist. Ein ziemlich düsteres Bild zu Raffgier und Missgunst in einer Parallelwelt wird hier gezeichnet, die Spieler werden als „Geldfussballer“ und „“Geldmeister“ angeprangert. Dieses wird wohl kaum zu korrigieren sein, obwohl Steuerumgehungen an sich kaum deutlicher manifestiert werden können wie bei diesen Konstrukten. Vielleicht steckt Spanien eben auch gerade deshalb in einer Wirtschaftskrise, weil solche Machenschaften quasi als Gott gegeben hingenommen werden und Steuerpflichtigen, die auch nach ordentlicher Besteuerung aller Einnahmen immer noch Geld in Hülle und Fülle zur Verfügung hätten, schonen.

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