EURO 2016: Mehr Kriegs- denn Fussball-Bilder

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Quelle:t-online.de

(causasportnews / red. / 15. Juni 2016) Statt schöne, anregende Fussballspiele drückten bisher widerliche Kriegs-Bilder der Fussball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich ihren Stempel auf. Bis jetzt hat die EM die sportlichen Erwartungen nicht erfüllt; die Gruppenspiele plätscherten mehrheitlich dahin; fussballerische Leckerbissen blieben bisher aus. Ein erstes, sportliches Fazit nach fast einer Woche EM wird deshalb lauten: Es kann nur besser werden. Dafür haben sich die Befürchtungen rund um die EM bestätigt – wenn auch in anderer Hinsicht. Sind die Organisatoren offenbar davon ausgegangen, dass es für die EM nur ein gravierendes Bedrohungsszenario geben würde, den globalen Terror, hat die Realität aufgezeigt, dass im Umfeld des Sports auch der Hooliganismus ein permanent aktuelles Problem bildet. Die Bilder aus Frankreich waren insbesondere am ersten EM-Wochenende grauenhaft: Wer nicht gleich realisierte, dass es sich um Bilder aus dem Umfeld der EM handelte, als in Marseille die Gewalt nicht zu bändigen war, wähnte sich in einem veritablen Krieg. Die Missetäter waren relativ rasch ausgemacht: Die Urheber des kriegerischen Treibens waren Russen, denen mit der Bezeichnung „Fans“ ungerechtfertigte Ehre zu Teil würde. An den Gewalttätigkeiten nahmen aber auch andere Kriminelle teil. Die französischen Sicherheitsdispositive waren auf diesen „Krieg“ zu wenig vorbereitet, jedoch ist es eine zu billige Erklärung, die Schuld für die unsägliche Eskalation der gemäss Berichten „unfähigen“ Polizei zuzuschieben. Fakt ist, dass in einem offenen Europa diese Art von Kriminaltourismus praktisch nicht mehr unter Kontrolle zu halten ist. Abgelenkt wird von dieser Erklärung mit dem Hinweis, dass der in vielen Ländern Europas herrschende Rechtspopulismus dieses Phänomen reaktiviert habe. Diese Erklärung ist in Anbetracht der in etwa selben TV-Bilder, die jeweils am 1. Mai aus vielen Ländern in die guten Stuben flimmern, wohl etwas gar einfach. Erschreckend war jedoch, dass die gewalttätigen Personen kaum mit strafrechtlichen Folgen rechnen müssen. Obwohl viele der einzelnen Täter, die auf öffentlichem Grund delinquierten, identifizierbar sind, scheint der (französische) Staat vor diesem Terror resigniert zu haben. Strafrechtliche Verurteilungen wird es kaum geben. Ob die Sanktion des Kontinental-Fussballverbandes UEFA hier abschreckend(er) wirken wird, bleibt abzuwarten. Deren Disziplinarkommission hat den russischen Verband wegen des Verhaltens der russischen Anhänger im Stadionbereich von Marseille mit 150 000 Euro gebüsst (was wohl niemanden vom Randalieren abhalten und schon gar niemanden schmerzen dürfte) und zudem den Ausschluss der russischen Mannschaft aus dem Turnier angedroht. Die UEFA hat mit dieser Sanktion vor allem sich selber unter Druck gesetzt. Wird im nächsten Spiel mit russischer Beteiligung im Stadion Feuerwerk gezündet oder prügeln sich Zuschauer, müsste die Mannschaft Russlands die Heimreise antreten. Ein praktisch unvorstellbares Szenario. Nicht nur deshalb, weil in genau zwei Jahren in Russland die WM-Endrunde gespielt werden soll…

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