(causasportnews / red. / 2. Mai 2016) Das schlimmste Szenario in einem Mannschaftssport ist es, wenn ein Teilnehmer am Wettspielbetrieb (Meisterschaft) während der laufenden Saison ausfällt. Die Challenge League (2. Professional-Liga) der Swiss Football League (SFL) erlebt diese Situation im Moment: Obwohl die Meisterschaft noch läuft, darf der FC Biel daran nicht mehr teilnehmen – die Liga hat dem Klub die Spiellizenz entzogen. Der Grund dafür sollen diverse Lizenzvergehen sein, und nach mehreren erfolgten Sanktionen sah die SFL-Disziplinarkommission nur noch eines: Dem Klub die Spiellizenz zu entziehen und ihn so von der laufenden Meisterschaft auszuschliessen. Insbesondere die finanziellen Verhältnisse sind im FC Biel seit Monaten prekär. Seit rund drei Monaten sind bspw. keine Spielersaläre mehr bezahlt worden, und offenbar hat niemand mehr den Durchblick bei den Klub-Finanzen. Eine spezielle Rolle spielt dabei der Klubpräsident, ein Zürcher Rechtsanwalt, dem die Sache über den Kopf gewachsen sein soll, wie aus dem Umfeld des Vereins verlautete. Der mit dem Vorgang befasste Konkursrichter hat dem Klub vor wenigen Tag einen Aufschub erteilt; aber nun hat die Liga den Verein aus dem Verkehr gezogen. Der FC Biel wird die Meisterschaft nicht mehr zu Ende spielen, und alle Partien mit dem Klub aus dem Berner Seeland werden 0:0 und mit 0 Punkten gewertet. Ende der Saison wird er zwangsweise aus der Challenge League absteigen. Bei dieser Situation muss die grundlegende Frage gestellt werden, wie die SFL vor Beginn der Saison 2015/16 mit Bezug auf den FC Biel die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit geprüft hat. Auch wer in der Challenge League spielen will, hat den Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu erbringen – will heissen: Der Klub muss (finanziell) in der Lage sein, eine Saison durchzustehen und muss dies vor Meisterschaftsbeginn belegen. Nachdem das Desaster beim FC Biel aber derart gewaltige Dimensionen angenommen hat und durch das vorzeitige Ausscheiden des Berner Klubs die Meisterschaft der Challenge League nun massiv verfälscht wird, dürft die Liga noch in Erklärungsnotstand geraten, wie es zu diesem sportlichen Super-GAU hat kommen können. „Wenn ein Klub während der Meisterschaft aus wirtschaftlichen Gründen kollabiert, ist davon auszugehen, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des FC Biel vor Beginn der Saison 2015/16 nicht ausreichend geprüft worden ist“, meint ein Sportrechtsspezialist, der nicht namentlich genannt werden will. Auf Grund der gesamten, desolaten Verhältnisse im Umfeld des FC Biel rechnet auch niemand mehr ernsthaft damit, dass der vom Klub für heute angekündigte Rekurs gegen den Lizenzentzug eine Erfolgschance hat.
FC Biel wendet den Konkurs ab, verliert aber die Lizenz
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