(causasportnews / red. / 17. April 2016) Austragungsorte für Olympische Spiele zu finden, wird immer schwieriger, und früher oder später werden diese Grossveranstaltungen wohl nur noch an fixen Standorten (Sommer- und Winterspiele) ausgetragen werden. Die Sportmacht Deutschland versucht seit 1972 (München), wieder Olympische Spiele nach ins Land zu holen – vergeblich. Ende des letzten Jahres hat die Hamburger Bevölkerung den Bestrebungen, 2024 die Sommerspiele in Hamburg und Kiel auszutragen, eine Abfuhr erteilt. Aber auch Projekte für Olympische Winterspiele etwa in München und Garmisch-Partenkirchen sind am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Sogar die Kandidatur Berlin 2000 hat trotz der damaligen Wiedervereinigungseuphorie in Deutschland kläglich Schiffbruch erlitten (siehe zum Ganzen auch den Bericht über das 12. Stuttgarter Sportgespräch zum Thema „Deutschland ohne Olympisches Feuer?!“, Causa Sport 1/2016, 92). Wenn es Deutschland nicht schafft – wer denn? Das fragt sich die Welt – und es scheint, dass die Spiele nur noch in Ländern ausgetragen werden (können bzw. sollen), die als wenig „salonfähig“ gelten (Russland, Brasilien, Korea). Obwohl auch in der Schweiz nicht die geringsten Chancen bestehen, Olympia-Projekte zu realisieren und die Volksmeinung klar contra Olympia gerichtet ist, werden immer wieder Versuche unternommen, Kandidaturen für Olympische (Winter-)Spiele in der Schweiz zu lancieren. Neuerdings sind entsprechende Pläne aus dem Kanton Graubünden bekannt geworden. Olympische Spiele im Jahr 2026 sind jedenfalls in Vorbereitung. Selbstverständlich könnte eine derartige Mega-Veranstaltung nur mit Hilfe öffentlicher Mittel realisiert werden. Aus Graubünden sind die Fühler deshalb bereits in Richtung der Wirtschaftsmetropole Zürich ausgestreckt worden, und just an dem Tage, als die Zürcher Regierung ein Mammut-Sparprogramm für den Kanton Zürich verkündete, verlautete aus denselben Kreisen, dass die Bündner Kandidatur mit einem Rückhalt aus Zürich rechnen könne – den Infrastrukturen des Zürcher Hallenstadions und des Eisstadions in Zürich-Kloten könnten diesbezüglich Bedeutung zukommen. Jedermann weiss selbstverständlich, dass es nie zu Olympischen Winterspielen 2026 in der Schweiz kommen wird und ein zusätzlicher Support aus Zürich (nebst den Millionen des Finanzausgleichs, die jedes Jahr ohnehin von Zürich ins Bündnerland gelangen) unrealistisch ist. Generell würde ein solcher Anlass die räumlichen und finanziellen Möglichkeiten des kleinen Landes Schweiz bzw. der Regionen, die für die Austragung von derartigen Spielen noch am ehesten in Frage kämen, sprengen. Die Promotoren derartiger Pläne setzen auf die Nachhaltigkeit solcher Projekte, obwohl bekannt ist, dass grosse Sportveranstaltungen alles andere als nachhaltig sind. Dieses Argument wird jeweils vorgeschoben. Es ist geradezu notorisch, dass grosse Sportveranstaltung einem Land oder einer Region letztlich wenig bis nichts bringen. Unter Kostenaspekten mutet es deshalb geradezu absurd an, dass die Zürcher Regierung solchen Plänen nicht gleich ehrlich-realistisch negativ entgegen tritt. Sie hilft mit derartigen Äusserungen nur mit, olympische Luftschlösser zu bauen. Zu vermuten ist allerdings, dass die Politiker hoffen, sich mit einem solchen Projekt wenigstens temporär in der Öffentlichkeit profilieren zu können – auch wenn am Ende die Realität für Remedur sorgen wird.
Olympische Luftschlösser
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