Mediale Nebelpetarden jetzt auch im Tennis

(causasportnews / err. / 19. Januar 2016) Im Oktober 2015 wartete der „SPIEGEL“ mit der Sensationsstory auf, die Fussball-WM-Endrunde 2006 in Deutschland sei gekauft worden: Mit 10 Millionen Schweizer Franken seien die für den Zuschlag an Deutschland erforderlichen Stimmen von Mitgliedern des Exekutivkomitees der FIFA beschafft worden. Die „wahre Geschichte der WM“ gemäss dem deutschen Nachrichtenmagazin ist zwischenzeitlich zum „Rohrkrepierer“ geworden: Von den drei vom Medium ins Visier genommen Protagonisten Franz Beckenbauer (kann sich an nichts erinnern), Robert Louis-Dreyfus (längst verstorben) und Wolfgang Niersbach (nach unglücklichem Auftritt vor der Presse unter Druck zurückgetreten) ist auch nach Wochen der Mutmassungen, Gerüchte und Verdächtigungen keine Klärung der Behauptung des Magazins zu erwarten. Nachdem sich der mediale Nebel über dem „Sommermärchen“ verzogen hat, steht im Moment einzig ein mickriges Steuervergehen des DFB im Raum. Statt gekaufte Stimmen also das Versagen eines Verbands-Buchhalters.- Für die Medien also höchste Zeit, mit neuen, vernebelten Taten das zahlende Medienpublikum bei Laune zu halten. Perfekt getimt zum Auftakt des „Australian Open“ verkündeten die britische BBC und das amerikanische News-Portal „BuzzFeed“, 16 Top-Tennisspieler seien im Zusammenhang mit Sportwetten in Spielmanipulationen verwickelt. Wie bei solchen „Enthüllungen“ üblich, wurden keine Namen genannt (was nach Bekanntwerden des „Skandals“ etwa der Schweizer Roger Federer zu Recht forderte), sondern die „heisse Kartoffel“ sei der Vereinigung der professionellen Tennisspieler ATP weitergereicht worden – und diese mache nichts bzw. halte die Namen der Fehlbaren unter dem Deckel. ATP bestritt nach Bekanntwerden der „Enthüllungen“ umgehend alle Behauptungen und Verdächtigungen. Mit den Bekanntmachungen von „BBC“ und „BuzzFeed“ ist also eine weitere Nebelpetarde im Dunstkreis des professionellen Sports geworfen worden. Wie im Falle des deutschen „Sommermärchens“ fehlen auch in dem nun lancierten „Tennis-Skandal“ allerdings Beweise. Nicht nur der Medienkonsument darf sich die Frage stellen, ob es Aufgabe der Medien sein kann, für Nebel statt für Klärungen zu sorgen. Ungereimtheiten im organisierten Fussball sind sowenig zu bestreiten wie Sportmanipulationen im Zusammenhang mit Sportwettkämpfen. Medien, die glaubwürdig sein wollen, sollen aber nur Nebelpetarden zünden, die auch Fakten manifest werden lassen, wenn sich der Nebel verzogen hat. So, wie es „BBC“ und „BuzzFeed“ im Tennis machen (und so gleich alle Tennisspieler unter Generalverdacht stellen) und wie es der „SPIEGEL“ im Zusammenhang mit dem „Sommermärchen“ getan hat, wird vor allem der Sport, von dem auch die Medien leben, beschädigt.

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