Nur Blauäugige verharrten im Glauben, Amerika würde es nach den inszenierten und von den amerikanischen Medien orchestrierten Verhaftungen von Fussball-Funktionären im Zürcher Nobel-Hotel „Baur au Lac“ vor fast genau einem halben Jahr bei jener Aktion bewenden lassen (vgl. auch causasportnews.com vom 27. November 2015). Zu durchsichtig ist die Taktik aus Übersee, das Terrain gewaltsam zu ebnen, um den Weltfussballverband der Öffentlichkeit als korrupte Organisation zu präsentieren – mit dem Endziel, an die Honigtöpfe des begüterten Verbandes zu gelangen, wie dies bei den Schweizer Banken bereits bestens funktioniert (hat). Deshalb war nach den spektakulären Verhaftungen im selben Hotel vor dem ordentlichen FIFA-Kongress 2015 davon auszugehen, dass die Amerikaner „nachlegen“ würden. War der Anlass für die Verhaftungen Ende Mai der FIFA-Kongress, war es diesmal die FIFA-Weihnachtsfeier und die vorgängige Sitzung des FIFA-Exekutivkomitees; deshalb hielten sich die diversen Funktionäre in Zürich auf. Wie vor einem halben Jahr wurde die Verhaftung von Fussball-Funktionären von einer amerikanischen Zeitung vor Ort begleitet, und wie vor einem halben Jahr spielte die Schweizer Bundesanwaltschaft, eine Behörde von heterogenem Ruf, mit und leistete den Amerikanern vor Ort die erforderliche Schützenhilfe. Amerikanische Medien berichteten bereits vor dem Vollzug der Verhaftungen in USA über die Aktion in Zürich. Inzwischen stösst das willfährige Vorgehen der Schweizer Bundesanwaltschaft, die vom Bundesamt für Justiz gedeckt wird und sich unbedarft vor den Karren der US-Interessen spannen lässt, in einigen Medien auf Irritation (vgl. etwa „Neue Zürcher Zeitung“ vom 4. Dezember 2015, 3). Ein wichtiges Faktum bei diesem als „FIFA-Skandal“ emporstilisierten Vorgang ist im Umstand zu sehen, dass die im Sommer und jetzt verhafteten Funktionäre allesamt aus Süd- und Zentralamerika stammen, wo etwas andere Massstäbe an ethisches Verhalten gelegt werden als bspw. in Europa; dabei darf selbstverständlich nicht übersehen werden, dass sich gewisse Personen offenbar Dinge erlaubt haben, die nicht angehen – falls die USA gemäss den erhobenen Behauptungen auch die erforderlichen Beweise erbringen können. Können sie das nicht, wäre dies wohl auch das Ende der amerikanischen Begehrlichkeiten gegenüber dem Weltfussball. Sogar die Medien beginnen sich nun zu fragen, weshalb diese Personen, die von ihren Konföderationen ins FIFA-Exekutivkomitee delegiert werden, nur über Europa bzw. die Schweiz nach USA ausgeliefert werden sollen. Auch der Dank der US-Behörden am Tage der zweiten „Verhaftungswelle“ in Zürich an die Adresse der Schweizer Behörden für die erteilte Hilfe mutet einigermassen befremdlich an. Die Schweiz ist jedoch spätestens seit dem „Fall Polanski“ bekannt dafür, vor Forderungen ausländischer Grossmächte relativ rasch zu kapitulieren – eine Folge der doch speziellen Konstellation in der Schweizer Landesregierung, eine Exekutive, die gemeinhin als allgemein schwach und autoritätshörig qualifiziert wird.
Auch wenn in Zürich zwei Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees festgenommen und in Auslieferungshaft gesetzt worden sind, hat sich die FIFA deshalb vom amerikanischen Hauen und Stechen in der Vorweihnachtszeit nicht irritieren lassen und nur wenige Stunden nach den Verhaftungen den Weg für einschneidende Reformen geebnet. Falls diesen Reformen auch der FIFA-Kongress im Februar 2016 zustimmen wird, dürfte der Weltfussballverband die richtigen Weichen in die Zukunft gestellt haben. Die vom FIFA-Exekutivkomitee genehmigte und vom Wirtschaftsmanager Domenico Scala initiierte Reform ist auch in der Öffentlichkeit weitgehend positiv aufgenommen worden und hat den Polizeiaktionen im Morgengrauen im Zürcher Hotel weitgehend die Brisanz genommen. Auch die am Abend desselben Tages abgehaltene FIFA-Weihnachtsfeier des Personals sei stimmungsvoll gewesen, hiess es aus Kreisen des Verbandes. Es überwog die Freude, dass sich die FIFA mit den geplanten Reformen auf Kurs befindet, und es wurde der Wille manifestiert, sich die FIFA von niemandem kaputt machen zu lassen – auch nicht durch Begehrlichkeiten aus Übersee.