„Live-Wetten“ und „Nebenwetten“ begünstigen wettbezogene Sportmanipulationen im Fussball in keiner Weise; es sind demnach diesbezüglich auch keine Verbote vorzusehen. Das ist das Fazit einer Studie des Asser-Instituts der Universität Brüssel. Prof. Ben Van Rompuy und sein wissenschaftliches Team haben auf einzelne Wettarten bezogene Wahrscheinlichkeiten von Spielmanipulationen untersucht und insbesondere die beiden Wettarten „Live-Wetten“ und „Nebenwetten“ (vgl. zur Terminologie Urs Scherrer/Remus Muresan, Handbuch zum schweizerischen Lotterie- und Wettrecht, 2014, 225 ff.) mit Blick auf die angeblich erhöhten Sportmanipulationsmöglichkeiten im Zusammenhang mit diesen Wetttypen analysiert. Das Ergebnis der Untersuchung ist eindeutig ausgefallen: „Live-Wetten“ (Wetten, die während eines laufenden sportlichen Ereignisses platziert werden) und „Nebenwetten“ (Wetten auf Unterkategorien oder Unterabschnitte eines sportlichen Wettbewerbs, wie etwa, welcher Spieler eine rote oder gelbe Karte erhält) gefährden die Integrität des sportlichen Wettbewerbs nicht mehr und nicht weniger als andere Wettarten. Der sog. „Online-Wettmarkt“ bedarf mit Blick auf den Integritätsschutz also keiner über das bei Sportwetten übliche Mass hinausgehenden Einschränkungen oder Kontrollen. Nach wie vor gelten (im Fussball) Manipulationen, durch die etwa eine bestimmte Mannschaft nach einer festgelegten (Mindest-)Tordifferenz gewinnt oder verliert, als die am häufigsten vorkommende Art von wettbezogenen Spielmanipulationen; diese ereignen sich am häufigsten in nationalen Fussball-Ligen und weniger im internationalen Fussball. Nach wie vor begünstigt das asiatische System des Buchmacherwesens eine anonyme und unlimitierte Wettabgabe (professionelle Spielmanipulateure platzieren ihre Wetten hauptsächlich bei asiatischen Wettanbietern). Die Erkenntnisse der empirischen Studie des Brüsseler Instituts zum Online-Wettmarkt basieren auf durch eine Sportwetten-Überwachungsfirma sowie einen grossen Sportwettenanbieter erhobenen Daten. Diese Datengrundlagen erscheinen freilich relativ wenig repräsentativ, auch wenn die Ergebnisse der Untersuchung letztlich nachvollziehbar und wohl auch zutreffend sind.
Kein erhöhtes Manipulationsrisiko im Sport bei „Online-Wetten“
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