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Ein Hauen und Stechen für einmal unter Box-Funktionären

causasportnews / Nr. 1051/08/2023, 23. August 2023

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(causasportnews / red. / 23. August 2023) Der Boxsport ist bekanntlich nichts für zartbesaitete Naturen. In den Ringen dieser Welt wird oft wirksam und nachhaltig zugeschlagen. Dass es in dieser Sparte neben dem sportlichen Geschehen auch unter Funktionären zu heftigen Kontroversen kommen kann, zeigt sich aktuell im Schweizerischen Boxverband (SwissBoxing). Grund für das Hauen und Stechen unter helvetischen Box-Sportfunktionären ist ursprünglich der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Zufälligerweise – oder auch nicht ganz zufällig – wird die International Boxing Association (IBA) mit Sitz in Lausanne (!) von einem Russen und Putin-Freund geführt und von ihm und weiteren Putin-Claqueuren beherrscht. Das Internationale Olympische Komitee (IOK) mit Sitz in…Lausanne (!) hat die IBA wegen des russischen Ukraine-Feldzuges suspendiert, was den Schweizerischen Verband (SwissBoxing, mit Sitz in Bern), bzw. den Verbandsrat dazu bewogen hat, den Austritt aus der IBA anzustreben. Die Delegiertenversammlung des Schweizerischen Verbandes hat nun aber dem Verbandsrat von SwissBoxing einen vereinsrechtlichen KO-Schlag versetzt und den Verbandsrats-Beschluss betreffend Austritt aus der IBA für nicht haltbar erklärt; ebenso wurde für die Weiterführung der Mitgliedschaft von SwissBoxing in der IBA votiert. Der Hintergrund dieser Entwicklung dürfte sein, dass der Weltverband vom IOK nicht weiter alimentiert wird, jedoch der Internationale Verband der Faustkämpfer dennoch im Geld zu schwimmen scheint. Offenbar macht es die Putin-freundliche Bank «Gazprom» möglich; «pecunia non olet» (Geld stinkt nicht), lautet das Motto also (auch) in der IBA – und bei allen, die von diesem Geldsegen profitieren möchten.

Das alles ist nun zuviel geworden für den langjährigen, als sehr gradlinig bekannten Schweizer Verbandspräsidenten Andreas Anderegg, der nach der Delegiertenversammlung von SwissBoxing und in Anbetracht des finalen Bekenntnisses der Schweizer Funktionäre gegenüber der russischen Machtelite in der IBA nicht als Sympathisant und mittelbarer Unterstützer der russischen Kriegsmaschinerie im Ring bleiben wollte. Der 66jährige Thurgauer, vor Jahren selber äusserst erfolgreicher Professional-Boxer und danach Medien-Schaffender, wollte mit seinem Rücktritt vom Amt, das er seit 2006 innehatte, ein «Zeichen» gegen den von den Russen angezettelten Wahnsinn setzen und vom durch Russland verursachten Elend nicht noch profitieren, wie er sagte. Der Respekt ist dem ehemaligen Faustkämpfer mit dieser konsequenten Haltung sicher, der sich über das Präsidentenamt im Schweizer Verband nicht mit der Russen-Clique in der IBA verbandeln wollte. Zusammen mit Andreas Anderegg traten aus demselben Grund weitere Spitzenfunktionäre des Schweizerischen Verbandes zurück, so etwa die nicht immer unbestrittene Box-Funktionärs-Legende Peter Stucki (dieser führte für den Verband z.B. vor bald 30 Jahren den damals Aufsehen erregenden Prozess gegen den Boxer Enrico Scacchia, der trotz gesundheitlicher Bedenken seitens der Lizenzbehörde gerichtlich eine Boxlizenz erstreiten wollte: Urteil des Appellationshofes Bern vom 18. April 1995, 774/III/94). Nur der guten Ordnung halber ist an dieser Stelle nachzutragen, dass das Präsidentenamt im Schweizer Verband nach dem überraschenden Rücktritt von Andreas Anderegg nicht lange verwaist blieb. Auf den Thurgauer folgte umgehend der ehemalige Amateur-Boxer Amir Orfia.