causasportnews / Nr. 1113/02/2024, 22. Februar 2024
(causasportnews / red. / 22. Februar 2024) Da können vor allem die Deutschen Medien, vorab die «Bild»-Zeitung, gegen den zurückgetretenen Tennis-Star Roger Federer wettern und ihn herunterschreiben, wie sie wollen: Er bleibt DER globale Säulenheilige, ein Stylit (aus dem Algrierchischen stylos, Säule)! Nicht nur in der Schweiz wird «King Roger» als Volksheld und Schwiegermutter-Typ verehrt. Auch wenn der 42jährige Baselbieter nicht gerade als grosszügig und freigiebig bekannt ist, mag man ihm die knappe halbe Milliarde Schweizer Franken, die der 2024 vom aktiven Sport Zurückgetretene bis jetzt angespart hat, doch herzlich gönnen. Jetzt finden die Deutschen, die es derzeit in allen Sportarten schwierig haben, ihre Heldenverehrung mit Blick auf Sportlerinnen und Sportler an allen Fronten glaubhaft und pragmatisch zu praktizieren, Stylit Roger Federer sei getrieben von «ungewöhnlicher finanzieller Gier» – und überhaupt ein «Abzocker». Gründe für diese Vorwürfe sind nicht die unzähligen, lukrativen Werbeverträge, von denen der Basler auch nach dem Karrierenende profitiert und böse Zungen in der Auffassung bestärken, der Vorzeige-Schweizer wisse wohl kaum mehr selber, für wen und was er werblich in Erscheinung trete. Dass sich die Werbewirtschaft in einem besonderen Kosmos bewegt, ist hinlänglich bekannt. Etwa in dem Sinne, dass der Werbevertrag zwischen Roger Federer und der Pleite gegangenen Credit Suisse dem besten Tennis-Professional aller Zeiten nach wie vor jährlich angeblich eine Million einbringt. Doch dafür kann Roger Federer natürlich nichts.
So werden auch die Abzock-Vorwürfe am Schweizer abperlen wie Gekochtes sich in einer Teflon-Pfanne absondert. Es geht konkret um die Laufschuhe der Marke «On». Wie Roger Federer in dieses Projekt involviert ist, lässt sich nicht schlüssig sagen. Tatsache scheint jedoch, dass diese Schuhe im Billiglohn-Land Vietnam produziert und in den Absatzmärkten, vorwiegend in Europa, zu Höchstpreisen verkauft werden. Angeblich soll das Verhältnis Produktionskosten zu Absatzpreisen etwa bei 1: 10 liegen. Moniert wird, dass die «On»-Schuhe massive qualitative Mängel aufweisen würden. Wie in der heutigen Zeit üblich, ist dieses Thema geeignet, um die Moralkeule kräftig zu schwingen. Wobei fraglich ist, an welchen ethischen Massstäben und Vorgaben Sportschuhe mit Blick auf die Produktionskosten und die Absatzmöglichkeiten gemessen werden sollen. So ist es wohl auch nachvollziehbar, dass Roger Federer wegen seiner Involvierung ins «On»-Schuhprojekt nicht als Säulenheiliger gestürzt wird.