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Kein Wimpel des FC Zürich auf dem Mount Everest

causasportnews.com – 48/2025, 25. Mai 2025

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(causasportnews / red. / 25. Mai 2025) Es war ein spektakulärer Weltrekordversuch am Mount Everest, der mit einer speziellen Aktion hätte gekrönt werden sollen: Mit der Platzierung eines Klub-Wimpels des renommierten Fussballklubs FC Zürich auf dem Gipfel des höchsten Berges der Welt. Dieses Vorhaben ist nun gescheitert, bzw. vernünftigerweise nicht weiterverfolgt worden. Der ehemalige Junior des FC Zürich und heutige Extrem-Bergsteiger, Karl Egloff, hatte es sich zum Ziel gesetzt, im Rahmen eines Speed-Wettkampfs als erster Mensch den Mount Everest innerhalb von weniger als 20 Stunden zu besteigen – ohne Atemhilfe und in einem Zug «rauf und runter». Neben dem 44jährigen Schweizer hatte sich der Amerikaner Tyler Andrews dasselbe Ziel gesetzt (vgl. auch causasportnews vom 17. Mai 2025); ohne Wimpel-Platzierung selbstverständlich. Beide Speed-Alpinisten scheiterten jedoch mit dem ehrgeizigen Rekord-Blitzbesteigungs-Unterfangen. Damit wird auch nichts mit der Wimpel-Geste des ehemaligen FC Zürich-Akteurs Karl Egloff, der den Rekordversuch, die Besteigung des höchsten Berges der Welt unter 20 Stunden und vor Tyler Andrews zu realisieren, aufgab.

Der 35jährige Amerikaner trat vor ein paar Tagen an, um den Speed-Rekord am 8’848 Meter hohen Mount Everest zu brechen und den Gipfel in weniger als 20 Stunden zu besteigen. Er scheiterte ebenso wie nun sein Antipode um den Rekord, Karl Egloff, der am 23. Mai 2025 ein letztes, günstiges Zeitfenster in diesem Frühjahr am Everest für den Speed-Rekord nutzen wollte. Die Wetterverhältnisse auf rund 7’000 Höhenmetern führten jedoch dazu, dass sich der Schweizer entschloss, die Blitzbesteigung abzubrechen. Der Extrem-Bergsteiger mit Wohnsitz in der Schweiz ist zwischenzeitlich wohlbehalten wieder am Fusse des Mount Everest angekommen. Die geplante Platzierung eines Wimpels des FC Zürich durch Karl Egloff war selbstverständlich nur ein «Derivat» im Rahmen des Rekordversuchs. Der Stadtklub betrauert die misslungene Speeds-Besteigung mit der Klub-Wimpel-Aktion auf dem Mount Everest jedoch nicht. Gemäss einer Medienmitteilung zollt der Traditions-Klub seinem ehemaligen Fussballer der Junioren-Abteilung Respekt und gibt sich erleichtert, dass der Extremsportler und ehemalige Junioren-Kicker aus den Reihen des FC Zürich den Weltrekord-Versuch vernünftigerweise abgebrochen habe und ihm nichts zugestossen sei.

Geschwindigkeitsrausch und Egoismus in der Todeszone (?)

causasportnews.com – 45/2025, 17. Mai 2025

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(causasportnews / red. / 17. Mai 2025) Wieder einmal geht es im Rahmen dieses Mediums um eine der drei Maximen des Sportes, um das «citius», was bekanntlich übersetzt «schneller» bedeutet (olympische Devise: «citius, altius, fortius» – «schneller, höher, stärker»). Heute muss allgemein alles schneller geschehen, nicht nur im Sport; aber auch. In dieser für den Alpinismus günstigen Frühjahrszeit liefern sich zwei Speed-Athleten einen eigenartigen Wettkampf, oder wie dieses Duell auch sonst bezeichnet werden könnte. Austragungsort ist der Mount Everest, mit 8’848 Metern über Meer die höchste Erhebung der Erde. Diesen Berg der Berge wollen der Schweiz-Ecuadorianer Karl Egloff und der Amerikaner Tyler Andrews unabhängig voneinander besteigen, und zwar, das ist das Herausragende, in einer Zeit von unter 20 Stunden. Dieses Geschwindigkeits-Duell am Dach der Welt, das vom Basislager (5’364 Meter) zum Everest-Gipfel führt, hat bereits begonnen. Der 45jährige Amerikaner scheiterte soeben beim ersten Versuch und wird es demnächst gleich wieder versuchen. Um das Ziel zu erreichen, ist eine Top-Vorbereitung notwendig. Physis und Psyche sind gefordert. Der Versuch ist wohl dann erfolgsversprechend, wenn eine gehörige Portion «Geschwindigkeitsrausch» dazu kommt. Wer steht also, gekleidet in Berg-Speed-Ausrüstung mit entsprechenden Laufschuhen, zuerst und nach weniger als 20 Stunden auf dem Gipfel? Die Prognosen sprechen eher für den knapp zehn Jahre jüngeren Amerikaner, der sich besonders intensiv vorbereitet hat und diesen Geschwindigkeitsrekord mit allen Mitteln anstrebt. Die bisherige, generelle Speed-Rekordmarke am Everest setzte 1988 der Franzose Marc Batard, der für die jetzt von Karl Egloff und Tyler Andrews für den Rekordversuch auserwählte Strecke über die nepalesische Südseite 22 Stunden und 29 Minuten benötigte. Eine Wettbewerbsbedingung mit Blick auf den Speed-Rekord verlangt übrigens, dass beim Abstieg vom höchsten Berg der Welt auch kein Flaschensauerstoff verwendet wird. Deshalb wurde der Versuch des Nepalesen Kazi Sherpa, der 2008 den Aufstieg in 20 Stunden und 24 Minuten bewältigt hatte, nicht gewertet. Dies war allerdings alles auch irrelevant, weil die Marke von 20 Stunden eh nicht unterboten wurde. Jetzt könnte also im Speed-Wettbewerb zwischen Karl Egloff und Tyler Andrews bald eine Entscheidung fallen und die Zeit-Limite von 20 Stunden geknackt werden. Schneller als 20 Stunden auf den Mount Everest! Dies ist zweifelsfrei eine exorbitante, sportliche Leistung, wenn es in diesem Wettbewerb einen Sieger geben soll. Selbstverständlich wird bei einem solchen Speed-Spektakel die Sinnfrage ausgeklammert. Entscheidend wird übrigens sein, welcher Berg-Läufer allenfalls ein besseres Zeitfenster für den Aufstieg nutzen kann. Daneben können andere Faktoren über Sieg und Niederlage am Berg in der Todeszone von Bedeutung sein. Beim gescheiterten Erstversuch am 17. Mai von Tyler Andrews, der sich als Leichtathlet am Berg versteht, haben ihn Probleme mit den Lauf-Schuhen zum vorzeitigen Abbruch des Rekord-Versuchs gezwungen. In den nächsten Tag wird Karl Egloff loslaufen.

Derzeit wird ein anderer Vorgang, der sich im Juli 2023 am K 2, dem zweithöchsten Berg der Erde (8’611) zugetragen hatte, diskutiert. Auf dem Weg zum Gipfel stürzte Muhammad Hassan, der mit einer Seilschaft unterwegs war, ab und blieb kopfüber in den Seilen hängen. Die Bergsteigerin Kristin Harila passierte die Stelle, und von da an gehen die Meinungen darüber auseinander, ob der verunglückte pakistanische Bergträger durch die Bergsteigerin aus Norwegen, welche auf Berg-Rekordjagd unterwegs war, etwas hätte tun können, um den abgestürzten und sterbenden Pakistaner zu retten. Sie entschied sich für das Weitergehen und für den anvisierten Rekord (in neuer Bestzeit alle Achttausender der Erde zu erklimmen). Hat sie egoistisch gehandelt oder lediglich den Gesetzmässigkeiten der Extrem-Bergsteigerei Rechnung getragen? Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» sieht es so: «Kristin Harila hat der K 2 kein Glück gebracht. Über ihrem Rekord liegt ein Schatten. In der Bergsteigerwelt wird bis heute darüber debattiert, ob sie womöglich doch nicht alles getan hatte, um Muhammad Hassan zu retten.».

(Quellen: Tages-Anzeiger, Zürich, 15. Mai 2025; «Der Spiegel», Nr. 20, 10. Mai 2025)

Nahe beim Himmel: Weltliches und allzu Weltliches im Himalaya-Gebirge

causasportnews / Nr. 1149/06/2024, 9. Juni 2024

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(causasportnews / red. / 9. Juni 2024) Je höher ein Bergsteiger steigt, desto näher fühlt er sich beim Himmel. Das gilt natürlich vor allem für die 14 höchsten Berge der Welt über 8000 Meter, von denen sich zehn im Himalaya-Gebirge befinden, u.a. auch der höchste Berg auf dem Planeten, der Mount Everest mit 8848 Metern Höhe. Himalaya bedeutet übrigens «Schneewohnstätte», was allgemein nicht wörtlich zu verstehen ist. Im Moment zeigt sich am Mount Everest der Irrsinn des kommerziellen Höhenbergsteigens, das von Reinhold Messner als dekadenter, kommerzieller Bergsteiger-Tourismus bezeichnet wird. Diese Ausdauer-Disziplin sorgt aktuell für Unverständnis und schockiert allgemein. Chaos und Stau am Prestigeberg – so schlimm war es offenbar noch nie wie jetzt am Mount Everest und auch nicht an den anderen Achttausendern. Vor allem in Gipfelnähe herrscht am Mount Everest ein unsägliches und gefährliches Gedränge. Super-GAU und Super-Stau in der Todeszone (über 8000 Meter Höhe), in der sich Bergsteigerinnen und Bergsteiger nicht allzu lange aufhalten sollten. Im Bereich des Gipfels zum höchsten Berg der Welt bewegt sich an vielen Tagen eine Bergsteiger-Kolonne; es gibt nur eine Route hinauf und eine wieder hinunter. Diverse Alpinistinnen und Alpinisten sollen sich offenbar in dieser letzten Phase der Besteigung immer rücksichtsloser, rüpelhafter und egoistischer benehmen, immer mit dem Ziel vor Augen: Hoch zum Gipfel um jeden Preis. Dabei gehen die Bergsteigerinnen und Bergsteiger, welche teils gegen viel Geld den Gipfelsturm anstreben und auf Dritthilfe (vor allem durch Sherpas) angewiesen sind, auch über Leichen, ja, sie müssen teils über Leichen gehen oder diese übersteigen. Diese sind teils seit Jahren am Berg der Berge festgefroren. Der Kampf um die Besteigung der Achttausender wird immer schlimmer. Es ist ein Abbild der realen Welt; es geht am Mount Everest und auf den anderen Achttausendern zwischenzeitlich sehr weltlich zu und her, was an sich in diesen Höhnlagen, in denen die Alpinistinnen und Alpinisten doch schon recht nahe beim Himmel sind, eher verwundert. Aber die Behörden in den Ländern, in denen sich die Berge über 8000 Meter befinden, wollen nun für Ordnung sorgen und die Exzesse am Mount Everest und an den anderen, höchsten Bergen der Welt eindämmen. Dazu gehört auch, dass möglichst viele Leichen aus der Todeszone geholt werden sollen. Die vielen ungeborgenen Toten, die sich dort teils seit Jahren befinden, sind für den Bergsport nicht gerade image-fördernd; es sollen nun möglichst viele Leichen regelrecht von den Bergen geholt und entsorgt werden. Ein weiteres, ebenfalls weltliches Entsorgungs-Problem wird derzeit intensiv angegangen; es ist angedacht, die Müllhalden rund um die Achttausender zu räumen.

Als ob es in dieser Spitzen-Bergsportszene nicht schon genügend Problem zu lösen gäbe! Nun sind gegen den Himalaja-Superstar Nirmal Purja allzu weltliche Vorwürfe erhoben worden, welche zeigen, dass gewisse Vorkommnisse auch nahe am Himmel durchaus den alltäglichen Gegebenheiten ähneln. Die 35jährige Lotta Hintsa, eine ehemalige «Miss Finnland», welche seit Jahren begeistert in der Alpinismus-Szene aktiv ist, beschuldigt den nepalesischen Bergsteiger, er habe sie in einem Hotel in Kathmandu sexuell bedrängt, sie ausgezogen und sich dann vor ihr selbst befriedigt. Eine amerikanische Ärztin wirft dem 40jährigen Nirmal Purja vor, er habe sie anlässlich einer Expedition zum «K 2» in einem Camp gegen ihren Willen geküsst und sexuell bedrängt. – Der Nepalese bestreitet die Vorwürfe; für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Die Schlüsse aus diesen Vorkommnissen: Auch im Bereich der Todeszone sowie teils darunter ist die Luft in der Bergsport-Szene oft genau so dünn wie sonst überall auf der Welt. Auch wenn alles nahe am Himmel geschieht.

Vor einem Jubiläums-Stau am Mount Everest

causasportnews / Nr. 1020/05/2023, 28. Mai 2023

(causasportnews / red. / 28. Mai 2023) Der Pfingstmontag, 29. Mai 2023, wird, je nach Sichtweise, ein ganz spezielles Datum für den Alpinismus, den Bergsport oder den Berg-Tourismus sein. Vor genau 70 Jahren standen erstmals zwei Menschen auf dem Dach der Welt, auf dem 8849 Meter hohen Gipfel des Mount Everest. Der Neuseeländer Edmund Hillary (verstorben 2008) und der Nepalese Tenzing Norgay (verstorben 1986) sorgten für eine alpinistische Sensation um den höchsten, wenn auch klettermässig nicht schwierigsten Berg der Welt. Seit dieser Erstbesteigung rankten sich in der Folge Mysterien, Mythen und Märchen um die höchste Erhebung der Welt, vor allem bezüglich der sog. «Todeszone» (über 8000 Meter ü. M.). Ein Geheimnis, das nie gelüftet werden dürfte, ist die Kernfrage um die Erstbesteigung an jenem denkwürdigen 29. Mai 1953: Wer von den beiden Pionieren des Alpinismus, die an jenem Freitag im Mai ganz oben auf dem Gipfel des Mount Everest standen, befand sich zuerst auf dem Gipfel? War es der Leader des Zweier-Teams, Sir Edmund Hillary, oder waren es der Neuseeländer und der Nepalese örtlich und zeitlich gemeinsam, welche quasi Hand in Hand ihre Kletterschuhe auf den höchsten Punkt der Erde setzen? Dass es der berühmteste Sherpa der Welt war, der effektiv zuerst oben ankam, gilt als unwahrscheinlichstes Szenario. Für die Südtiroler Bergsteiger-Ikone Reinhold Messner, der 1978 mit dem Österreicher Peter Habeler den Everest erstmals ohne Sauerstoffmaske bestieg, ist das alles nur ein sinnloses «Kaffeesatz-Lesen». Ob 1953 der Neuseeländer oder der Nepalese miteinander oder eine Sekunde nacheinander über die Nepal-Südroute auf dem Gipfel ankamen, sei bergsteigerisch so irrelevant wie die Frage, ob zuerst das Huhn oder das Ei war.

Auch heute, 70 Jahre nach der Erstbesteigung, hat der Berg der Berge, an dem seit 1921 318 Menschen, 231 beim Aufstieg, 87 beim Abstieg, ihr Leben verloren, nichts von seinem Nimbus verloren. Das zeigte im Zeitalter des kommerziellen Alpinismus’ eindrücklich das Bild vom Stau unter dem Everest Gipfel, das «Causa Sport» im Jahr 2019 als Cover verwendete («Causa Sport» 3/2019). Die Zeiten haben sich geändert. Versuchten es nach der Erstbesteigung weitere Alpinistinnen und Alpinisten, den längst verwehten Spuren von Edmund Hillary und Tenzing Norgay zu folgen, prävalierte in den letzten Jahren immer mehr das Geschäft am Berg. Expeditionen zuhauf versuchten, immer mehr auch zahlende Kunden auf das Dach der Welt zu bringen – mit wechselhaften Erfolgen. Immer noch relativ wenige Menschen, weit mehr Männer als Frauen, schaffen es, oben auch anzukommen, auch wenn sich unterhalb des Gipfels immer wieder gigantische Staus am Berg und vor allem am «Hillary Step» auf 8790 Metern Höhe bilden, was für die ganze Welt aufgrund von 2019 entstandenen Aufnahmen eindrücklich dokumentiert wurde. Wer es am Everest bis zur Felsstufe, dem legendären «Hillary Step», die in Würdigung des Erstbesteigers so genannt wurde, schafft, hat gute Chancen, danach auch den Gipfel zu erreichen. Doch auch die dunklen Seiten der Aktivitäten am berühmtesten Berg der Welt können nicht ausgeblendet werden. Im Schnitt sterben acht Menschen jährlich am Mount Everest. Bis auf eine Höhe von 7000 Metern fordern vor allem Lawinenniedergänge Opfer, weiter oben sind Sturzfolgen die Haupt-Todesursache. Oft brechen Besteigerinnen und Besteiger zudem an Erschöpfung zusammen. Der Andrang am Berg, der heuer im Jubiläumsjahr alle Rekorde brechen wird, ist in den letzten Jahren immer intensiver geworden. Reinhold Messner, der als erster Mensch alle 14 Berge der Welt ohne künstlichen Sauerstoff bestiegen hat, schätzt die Phänomene wohl realistisch ein: Am Everest gehe es nicht mehr um Alpinismus, sondern um kommerziellen Tourismus, sagt der bekannt exzentrische, 78jährige Italiener, der auf Schloss Juval im Vinschgau in der Nähe von Meran weitgehend als Selbstversorger lebt. Wie auch immer. Es ist damit zu rechnen, dass im Jubiläumsjahr 2023 die Marke von 1000 Alpinistinnen und Alpinisten, welche das Dach der Welt erreichen, geknackt werden dürfte – so ist auch der Jubiläums-Stau am Everest vorprogrammiert.

War Reinhold Messer 14 mal ganz oben oder nicht?

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(causasportnews / red. / 29. Juli 2022) Fast immer wieder in der «Sauregurkenzeit» eilt den Medien der bald 70jährig Deutsche Eberhard Jurgalski zu Hilfe und hält der journalistischen Sommer-Ebbe entgegen, so wie letztes Jahr um etwa die gleiche Zeit (vgl. causasportnews vom 6. Juni 2021). Der, gemäss Eigenwerbung, führende Chronist zu den 8000ern, wiederholt heuer seine These, dass nicht die in den gängigen Chroniken geführten 44 Bergsteigerinnen und Bergsteiger alle 14 Berge der Welt über 8000 Meter erklommen hätten, sondern lediglich deren drei. Zu diesen Bergsteigern mit dem Erklimmungsmakel gehört auch der berühmteste Bergsteiger der Moderne, der heute 77jährige Südtiroler Reinhold Messner. Die Geschichte ist eigentlich längst abgekocht, aber eben, die «Sauregurkenzeit» macht’s möglich, dass Legenden zumindest in Frage gestellt, wenn nicht sogar zerstört werden. Denn mit der Besteigung der Top-Höhen dieser Welt ist es so eine Sache: Der Mount Everest (8849 m) ist nicht etwa mit dem Matterhorn (4478 m), mit der der Zugspitze (2962 m) oder mit dem Grossglockner (3798) gleichzusetzen; sowohl auf dem Matterhorn (ist nicht der höchste Berg der Schweiz) als auch auf der Zugspitze oder dem Grossglockner sind die höchsten Gipfel-Punkte vor Ort peinlichst genau markiert, gleichsam amtlich vermessen. Wer einen solchen Punkt auf Europas Bergen erreicht hat, wird ob der erzielten Leistung nicht mehr in Frage gestellt. Bei den 8000ern ist das alles nicht so einfach, denn selbstverständlich gibt es in der Regel ganz oben keine Markierung, welche den höchsten Punkt des Berges unverrückbar festhält. So kann es durchaus sein, dass sich ein Bergsteiger oder eine Bergsteigerin auf dem höchsten Punkt des Berges wähnt, jedoch sich effektiv auf einem leicht tiefer gelegenen Vorgipfel oder einem unebenen Grat befindet, allenfalls nur ein paar Meter unterhalb des Gipfels. Das von Eberhard Jurgalski längst ausgewertete Material führt zum Schluss, dass Reinhold Messner, der als erster Mensch auf allen 8000ern dieser Welt gestanden haben soll, sich effektiv «nur» auf 13 Gipfeln und somit nicht als erster Mensch auf allen 14 Gipfeln zuoberst befand. An der Annapurna (8091 m) habe er einige Meter vor dem Gipfel gestoppt, wird ihm entgegengehalten. Kann sein. Die Frage ist allerdings, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit ein 8000er als bestiegen gilt. Machen ein paar Meter Differenz zum effektiv höchsten Punkt eine Gipfelbesteigung also ungültig? Diese Frage wird derzeit in verschiedenen Medien ausführlich diskutiert, so etwa in der im linken Spektrum anzusiedelnden Zürcher Zeitung «Tages – Anzeiger» mit ihrer kontinuierlichen Neid-Berichterstattung. «Grössen wie Reinhold Messner waren gar nie auf allen 8000er-Gipfeln» titelt das Blatt kürzlich (21. Juli 2022) einigermassen genüsslich – und kramte die «olle Kamellen-Geschichte» von Eberhard Jurgalski hervor. Neben dem Südtiroler sollen von 44 Bergsteigern und Bergsteigerinnen 41 effektiv gar nicht, wie in den Chroniken geführt, auf allen Gipfeln über 8000 Metern gestanden haben; durchwegs aus Gründen, die damit zusammenhängen, dass die höchsten Punkte dieser Gipfel nicht einfach zu lokalisieren sind. Die «Sauregurkenzeit» bietet natürlich die ideale Gelegenheit, um ein mediales Pingpong zu starten. Entsprechend fiel die Antwort von Reinhold Messner (selbstverständlich ebenfalls) im «Tages-Anzeiger» vom 25. Juli 2022 aus: «Ich für meinen Teil war oben – und das nimmt mir niemand», erklärt sich der Top-Alpinist auf einer ganzen Zeitungsseite. Lehre aus der aufgewärmten Geschichte: In der Todeszone über 7000 Metern funktioniert Statistik wohl anders als auf dem Matterhorn, auf der Zugspitze oder auf dem Grossglockner…

Stau am Mount Everest und andere Leistungsstörungen

(causasportnews / red. / 4. Juli 2019) Das Bild ging kürzlich um die Welt: Nicht nur im Strassenverkehr sind Staus an der Tagesordnung. Auch der Aufstieg zum Dach der Welt kann zu Stau- und Stress-Situationen führen. Oft enden Everest-Besteigungen tödlich. Ab und zu setzt allerdings die Natur der Expeditionsfreudigkeit der Menschen mit allen Risiken natürliche Grenzen. Nicht immer erreichen Bergsteigerinnen und Bergsteiger ihre Ziele, zumindest einmal im Leben auf dem höchsten Punkt der Erde zu stehen, auf 8848 Meter Höhe. Die Besteigung des Mount Everest ist für viele Menschen nur möglich, falls sie ordentlich in die Tasche greifen und sich organisiert zum 1953 erstmals bezwungenen Gipfel begeben. Und auch dann besteht keine Gewähr, dass der Gipfelsturm gelingt. So erging es vor etwas mehr als vier Jahren einem Alpinisten, der für die Besteigung des höchsten Berges mit einer Expeditions-Organisation eine Vereinbarung schloss und aufgrund dieser Absprache EUR 39 840 sowie überdies USD 11 000 für einen Zusatz-Sherpa bezahlt hatte. Wegen eines Erdbebens und befürchteter Nachbeben beschlossen die Verantwortlichen, die geplante Mount Everest-Besteigung  abzubrechen und aus dem vorgeschobenen Basislager auf 6 400 Meter Höhe nicht weiter aufzusteigen. Mit der Unmöglichkeit der Besteigung des Berges endete, juristisch gesprochen, eine Pauschalreise mit Leistungsstörung. Der vorzeitige Abbruch der Expedition im Frühjahr 2015 erfuhr vor Gericht eine Fortsetzung, weil es zwischen den Vertragsparteien bezüglich der Rückabwicklung des Vertrages Dissonanzen absetzte; konkret konnte bezüglich des durch den Organisator der Expedition zurückzuerstattenden Betrages keine Einigung erzielt werden. Dem Expeditionsteilnehmer wurden schliesslich gerichtlich EUR 2 360 zugesprochen. Dies hat mit Urteil vom 25. April 2019, das seit kurzem vorliegt, der Oberste Gerichtshof Österreichs entschieden (5Ob194/18t). Auf den Grundsatzentscheid wird in der nächsten Ausgabe von „Causa Sport“ eingegangen (www.causasport.org).