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Lewis Hamilton: Lockt nur der Ferrari-Mythos?

causasportnews / Nr. 1106/02/2024, 2. Februar 2024

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(causasportnews / red. / 2. Februar 2024) Fahrerwechsel in der Königsklasse des Automobil-Rennsports gehören zum Sport-Business wie die anfangs Jahr praktizierten Vorstellungen der im Winter überarbeiteten oder neu konstruierten Formel 1-Autos. Doch das, was soeben bekannt gegeben wurde, versetzt nicht nur die Rennsport-Sachverständigen und -Fans ins Staunen: Der britische Rekord-Weltmeister (sieben WM-Titel) Lewis Hamilton verlässt nach elf Jahren «Mercedes» das deutsche Nobel-Team und wechselt im kommenden Jahr zu «Ferrari». Über die entsprechenden Beweggründe des geadelten Rennfahrers wird eifrig spekuliert, zumal sich der Brite mit dem Wechsel persönlich und fahrerisch entwerten wird: Wer im «Ferrari» siegt oder verliert, siegt oder verliert für die Marke; sonst, und in den anderen Rennställen, ist es der Pilot, wohlgemerkt im Rahmen einer Fahrer-Weltmeisterschaft (die Konstrukteuren-Wertung ist in dieser Rennsport-Kategorie grundsätzlich sekundär). Wurde Lewis Hamilton vom «Ferrari»-Mythos gelockt oder stecken andere Beweggründe hinter dieser Entscheidung? Der Wechsel des erfolgreichen Briten vom Stuttgarter Rennstall zum immer noch berühmtesten Motorsport-Team der Welt ist zumindest erklärbar.

Solange Max Verstappen im «Red Bull» wohl weiterhin Titel an Titel reihen wird, dürfte der Wechsel Sinn machen. Lewis Hamilton wird in seinem letzten «Mercedes»-Jahr und danach in den nächsten Jahren im «Ferrari» kaum je nochmals Weltmeister. Letztlich dürfte sich der Rekord-Champion, der also zweifelsfrei nicht aus sportlichen Gründen den Rennstall-Wechsel vornehmen wird, das Hinterherfahren im «Ferrari» ab 2025 einfach noch optimaler vergolden lassen. Es werden gewaltige Summen genannt, die von den Italienern bezahlt werden sollen; sie lassen aufhorchen: Von einer Jahres-Entschädigung von bis zu 70 Millionen Euro wird gesprochen; und das bei einem Fahrer-Kontrakt, der wohl gesamthaft drei Jahre laufen dürfte. Sir Lewis Hamilton wird demnach in Berücksichtigung des bis heute angehäuften Vermögens am Ende seiner Laufbahn mindestens eine halbe Milliarde Euro «schwer» sein. Bei Arbeitsbeginn im «Ferrari» im Frühjahr 2025 wird er das vierzigste Altersjahr bereits beendet haben. Sicher will der Brite dann nicht primär beweisen, dass die Formel 1 eine Plattform für altersgerechten Sport abgibt. Die Formel 1-Autos sind heute so komplexe und technisch hochgezüchtete Sportgeräte, dass sich die Weissagung in der «Causa Lewis Hamilton» bewahrheiten könnte, was schon vor Jahren von einem Formel 1-Teamchef mit Überzeugung in geradezu philosophischer Manier zum Besten gegeben wurde: «In einen modernen Formel 1-Wagen mit der ganzen Technik, Automatik und allen Sensoren könnte man statt eines Piloten auch eine Schimpanse setzen».

Seine Arbeit im «Ferrari» wird Lewis Hamilton also in etwas mehr als einem Jahr aufnehmen. Durch den bereits jetzt bekannt gewordenen Wechsel zum italienischen Traditions-Rennstall hat er wohl auch bereits zumindest konkludent eingestanden, dass der WM-Titel 2024 mit «Mercedes» nicht zu gewinnen sein wird.

Der Unfalltag einer Sport-Ikone jährt sich zum zehnten Mal

causasportnews / Nr. 1095/12/2023, 29. Dezember 2023

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(causasportnews / red. / 29. Dezember 2023) Eine Philosophie von «causasportnews» wird geprägt vom Grundsatz: «Sich an Vergangenes erinnern – aber vor allem vorwärts schauen». In einem Fall muss diese generelle Regelung eine Ausnahme erfahren. Grund dafür ist der Unfalltag eines renommierten Sportlers, ein Tag, der sich am 29. Dezember 2023 zum zehnten Mal jährt. Vor zehn Jahren ging eine Schreckensmeldung um den Globus, als bekannt wurde, dass Michael Schumacher bei einem Skiunfall in Méribel (Frankreich) schwer verletzt worden sei. Der 29. Dezember 2013 war der Tag, an dem die Formel 1-Legende nicht von dieser Welt abtrat, aber ihr seither entrückt ist. Dieser Zustand dauert bis heute an. Über den Gesundheits-Status des siebenfachen Weltmeisters in der Königsklasse des Automobil-Rennsports ist nichts bekannt; es steht aber, keine Zweifel, schlimm um ihn. Es ist gut, dass der Rennfahrer, der 307 Formel 1-Rennen unbeschadet überstanden hatte und bei einem Skiunfall, bei dem die unglücklichsten Umstände zusammentrafen und tragische Folgen zeitigten, von seiner Familie gegenüber der Öffentlichkeit abgeschirmt wird. Am 3. Januar 2024 wird der aus dem Deutschen Kerpen stammende Spitzensportler 55 Jahre alt. Wenn von Michael Schumacher als Sportler gesprochen wird, ist dies untertrieben. Er ist auch nicht nur ein Super-Star, ein Ausnahmekönner, wie ihn die Formel 1 kaum je erlebt hat; der Deutsche hat sich gerechtfertigterweise längst den «Helden»-Status gesichert; er gilt als Sport-«Ikone» mit einer Strahkraft, die alles Zeitliche zu überdauern scheint. So sehen es die Medien, und dem ist nichts beizufügen. Im Formel 1-Rennsport hat Michael Schumacher vieles bewegt, vor allem auch in punkto Sicherheit in dieser Risiko-Sportart, in der er sieben Mal Weltmeister wurde, fünfmal sogar hintereinander. Die Formel 1, auch wenn es um eine Fahrer-Weltmeisterschaft geht, lebt primär von den teilnehmenden Akteuren am Lenkrad. Das gilt jedoch üblicherweise nicht für die Kultmarke «Ferrari» (der Rennstall gehörte bis 2014 zum FIAT-Konzern), bei der eben grundsätzlich nicht der Pilot der «roten Pferde» aus Maranello dem Team den Stempel aufdrückt; es prävaliert das Auto. Wer für die Rennsport-Abteilung gewinnt, siegt für «Ferrari»; wer diese Boliden als Fahrer letztlich zum Erfolg fährt, ist an sich irrelevant. Es sei denn, der Pilot heisst Michael Schumacher … Er hat in seiner «Ferrari»-Zeit zwei markante Ziele erreicht: Zum einen gelang es ihm, das oft labil agierende Team aus Italien regelrecht zum Erfolg zu treiben; zum anderen ist es ihm als Perfektionist dank deutscher Gründlichkeit gelungen, aus der Mannschaft ein konstantes Sieger-Team zu formen. Michael Schumacher personifizierte nicht nur die Formel 1, sondern auch die Marke «Ferrari».

Auf der ganzen Welt, und vor allem auch in Italien, gilt der 29. Dezember 2013 als Schicksals-Tag, ein Schicksals-Tag, an dem der Sport innehielt und seither die ganze Welt das «Prinzip Hoffnung» bemüht, dass die Sport-Legende wieder einmal Teil der Öffentlichkeit würde.

Es ist vielleicht ein Zufall, dass diese Meldung zum tragisch-traurigen Unfall von Michael Schumacher, der sich nun zum zehnten Mal jährt, auch die letzte Meldung von «causasportnews» in diesem Jahr ist. Nicht nur die Sport-Welt verneigt sich zum Jahresende 2023, insbesondere an diesem 29. Dezember, vor einer Sportler-Legende, die dieser Welt nun seit zehn Jahren entrückt ist und dennoch, physisch und als strahlkräftige «Ikone», weiterlebt.

Monza: Die Antwort auf Indianapolis wird 100 Jahre alt

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(causasportnews / red. / 10. September 2022) Der Formel 1-Grand-Prix in Monza ist immer etwas Spezielles, In diesem Jahr ist alles noch spezieller, denn der Hochgeschwindigkeitskurs in einem Aussenbezirk von Monza in der Lombardei wird heuer 100 Jahre alt. Die Strecke, auf der Juan Pablo Montoya mit einem BMW-Motor und 19 000 Umdrehungen 2005 in einem «Williams» mit 372,6 km/h einen immer noch gültigen Top-Speed-Rekord schaffte, war die Antwort Europas vor allem auf die «Nudeltopf»-Strecke von Indianapolis. Ausgedacht hatte sich diese Variante des Strassenkurses mit Steilkurven als Abkehr von den Rennstrecken-Ovals in USA und in England der Architekt Alfredo Rosselli. Der Kurs mit 11 Kurven, welche bekannte Namen wie «Lesmo», «Parabolica» und «Curva Grande» tragen, beträgt heute noch 5,793 Kilometer. Bald bildete sich um Monza Mythen in vielerlei Hinsicht; dies vermehrt, seit ab 1950 der Formel 1-Grand-Prix von Italien auf diesem Kurs ausgetragen wird. Gewinnt Ferrari in Monza, läuten in diversen Kirchen Italiens noch immer die Kirchenglocken. A propos Ferrari: Seit 75 Jahre ist Ferrari als Renommier-Marke im Formel 1-Rennsport dabei. Wenn ein Fahrer mit einem Ferrari-Boliden Weltmeister wird, ist vor allem Ferrari Weltmeister, obwohl der Wettbewerb offiziell «Fahrer-Weltmeister» genannt wird. Es ist die einzige Marke, bei der diese alles zählt, der Fahrer eher weniger. Das war selbst bei Michael Schumacher so, als dieser dem Werk in Maranello von 2000 bis 2004 fünf Weltmeistertitel in Serie bescherte. Es kristallisierte sich das Bonmot heraus, dass selbst ein Schimpanse in einem Ferrari Weltmeister werden könne – Hauptsache, und nur das zählt, er sitzt in einem Ferrari. Derzeit lahmt das springende Pferd aus Maranello (wieder einmal). Unbedeutend ist dabei, dass aktuell kein Fahrer aus Italien in einem Ferrari-Cockpit sitzt. Max Verstappen im «Red Bull» wird auch in diesem Jahr nicht beizukommen sein. Der «Autodromo Nazionale di Monza» hat in seiner 100jährigen Geschichte Sensationen, Dramen und Tragödien erlebt. Aber auch viel Unerwartetes. So ist es durchaus möglich, dass an diesem Renn-Wochenende auf dieser Geschwindigkeitsstrecke, welche mutige Spätbremser klar bevorteilt, trotz der nicht optimalen Ausgangslage ein Ferrari als erster die Ziellinie kreuzen wird. «Niente è impossibile» (nichts ist unmöglich) wird das Prinzip Hoffnung in Monza genannt.