„Klassenkampf“-Mentalität vor der Zürcher Hardturm-Abstimmung

Wird es im dritten Anlauf klappen mit einem „richtigen“ Fussballstadion für Zürich?

(causasportnews / red. / 23. November 2018) Zum dritten Mal innerhalb von rund 20 Jahren wird gegenwärtig der Versuch unternommen, auf dem Hardturm ein „richtiges“ und zeitgemässes Fussballstadion zu realisieren. Eine der grössten Hürden dabei stellt die Abstimmung vom kommenden Wochenende dar: Die Zürcher Stimmbürgerinnen und Stimmbürger sind zwar nicht aufgerufen, sich zum Projekt an sich zu äussern, sondern vielmehr zu gewissen finanztechnischen Fragen. Ohne eine Zustimmung zu diesen ist das Stadionprojekt jedoch nicht realisierbar.

Wie im Sport – und im Fussball ganz besonders – üblich, gehen die Emotionen im Vorfeld der Entscheidung hoch. Das Stadion – das privat finanziert werden, 18000 Zuschauer fassen soll und architektonisch insgesamt etwas an eine Tortenschachtel erinnert – bildet das Herzstück eines Konglomerats, das durch zwei je knapp 140 Meter hohe Hochhäuser mit 600 Wohnungen sowie Büroräumen und eine Genossenschaftssiedlung mit 174 Wohnungen im Ostteil des Hardturmareals komplettiert wird. Überwiegend wird das Projekt als vernünftige, zeitgemässe Lösung qualifiziert und als die letzte Chance, ein „echtes“ Stadion für FCZ und GC zu realisieren. Die meisten Parteien empfehlen denn auch eine Zustimmung oder haben Stimmfreigabe beschlossen. Nicht jedoch SP und Grüne, die bekanntlich in Zürich die Polit-Szene dominieren. Weshalb gerade die Linken gegen das Projekt – das mit der geplanten Genossenschaftssiedlung ein erhebliches „linksaffines“ Element enthält – sind, erhellt sich nicht. „Offiziell“ kritisieren SP und Grüne vor allem das Finanzierungsmodell sowie die Quartier- und Grünraumplanung. Zudem halten sie die angestrebte Rendite auf den Wohnungen in den Hochhäusern für zu hoch.

Als Alternative präferiert die SP ein steuerfinanziertes Fussballstadion ohne Wohntürme und ohne Genossenschaftssiedlung. Das entspricht zwar einem klassischen sozialistischen Ansatz (staatliche Finanzierung von Einrichtungen, die der breiten Öffentlichkeit zugute kommen), ist in Anbetracht dessen, dass die Zürcher Stimmbürgerinnen und Stimmbürger ein entsprechendes Konzept bereits früher an der Urne abgelehnt haben, einigermassen blauäugig. Die wirklichen Gründe für die ablehnende Haltung der SP zum aktuellen Hardturm-Konzept dürften woanders liegen und eher diffuser Natur sein. So wird die Abstimmung vom kommenden Sonntag einmal mehr zu einer Kraftprobe von SP und Grünen in der Stadt Zürich – übrigens auch mit ihren eigenen Stadträten, welche die Vorlage befürworten. Je nachdem schlägt in so mancher Stimmbürger-Brust nicht nur ein „linkes“, sondern auch ein Fussballherz, und dessen Einfluss ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Wie dieser inner Kampf letztlich ausgehen wird, werden die so selbstbewussten Zürcher Linken am Sonntag erfahren.

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