(causasportnews / red. / 1. September 2016) Seit rund einem Jahr schwelt die „Sommermärchen-Affäre“ – und die Welt ist auch jetzt nicht klüger als zuvor. Im Herbst 2015 hat das deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ die (angeblich wahre) Geschichte vom „zerstörten Sommermärchen“ verbreitet und immer wieder nachgelegt. Doch die Faktenlage ist seither in etwa dieselbe geblieben: Wenig Substantielles, magere Fakten, jedoch Mutmassungen zuhauf. Ob das „Sommermärchen“ zerstört ist und allenfalls weshalb, ist auch nach einem Jahr Gegenstand von diversesten Abklärungen. Letztlich geht es um eine ominöse Zahlung von 6,7 Millionen Euro, die von einem Konto der deutschen Fussball-Ikone Franz Beckenbauer ausgegangen sein soll. Für was wurden 2002 6,7 Millionen Euro bezahlt? Ist die WM 2006 in Deutschland damit gekauft worden, wie es „Der Spiegel“ vor einem Jahr der Welt kund tat? Die Frage, die bisher weder von Wirtschaftsprüfern noch von einem Heer von (auch vom DFB beauftragten und teuer bezahlten) Anwälten und unzähligen Ermittlungsbeamten beantwortet werden konnte, beschäftigt aufs Neue, seit bestätigt worden ist, dass gegen damalige Mitglieder des deutschen WM-Organisationskomitees Ermittlungen laufen und in diesem Zusammenhang Hausdurchsuchungen vorgenommen worden sind. Aufschluss wird von vier Protagonisten des WM-Organisationskomitees 2006 erwartet, neben Franz Beckenbauer sind dies die ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie der ehemalige DFB-Generalsekretär Horst Schmidt. Am ehesten wäre wohl der frühere Adidas-Manager Robert Louis-Dreyfus in der Lage gewesen, den Grund der vieldiskutierten Zahlungen zu erörtern. Doch der Franzose mit damaligem Wohnsitz in der Schweiz starb 2009 im Alter von 63 Jahren. Obwohl gegen Franz Beckenbauer, Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst Schmidt Ermittlungen der Schweizerischen Bundesanwaltschaft wegen unerklärlicher Zahlungsströme laufen und in Österreich und in der Schweiz Hausdurchsuchungen vorgenommen sind, wie nun seitens der Bundesanwaltschaft bestätigt worden ist, liegt immer noch ein Schleier über der ominösen Zahlung – und damit über dem deutschen „Sommermärchen 2006“. Dass dieser Schleier in absehbarer Zeit gelüftet werden könnte, scheint fraglich zu sein. Ein unabhängiger Experte einer weltweit tätigen Treuhandunternehmung sagte denn auch zu „causasportnews“: „Es ist wohl ein Scherz, dass nicht eruierbar sein soll, für was diese Zahlung geleistet worden sein soll.“. – Ein Scherz? Vielleicht auch nur ein Märchen. Aber wohl keines, das die Mär von der gekauften WM beweisen könnte. Eine Fussball-WM für 6,7 Millionen Euro zu kaufen – das wäre denn auch damals für die „Schnäppchen-verliebten“ Deutschen geradezu ein „Super-Schnäppchen“ gewesen.
„Jahrzeit“ in der „Sommermärchen-Affäre“
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