(causasportnews / red. / 24. März 2016) Vor rund einem halben Jahr hat das Deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ verkündet, der Traum vom „Sommermärchen“ 2006 sei geplatzt. Die WM-Endrunde basiere auf Lug und Trug und sei gekauft worden – dies wurde in grosser Aufmachung verkündet und in den kommenden Wochen und Monaten wiederholt. Mit 6,7 Millionen Euro seien die erforderlichen Stimmen für den Vergabebeschluss des FIFA-Exekutivkomitees im Jahr 2000 „gekauft“ worden. Als Bösewichte wurden insbesondere Franz Beckenbauer, der zwischenzeitlich zurückgetretene DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sowie der 2009 verstorbene Wirtschaftsmanager Robert Louis-Dreyfus ausgemacht. Der Grund für die ominöse Zahlung ist bis heute unbekannt. Der vom „Spiegel“ erhobene Vorwurf wurde trotz permanenter Wiederholung nicht wahrer. Auch eine im Auftrag des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) mit der Abklärung beauftragte Anwaltskanzlei konnte den Vorgang nicht klären (vgl. auch causasportnews vom 7. März 2016). Nun versucht die FIFA-Ethikkommission zu erhellen, für was damals 6,7 Millionen Euro bezahlt worden sind. Als erhärtet erscheint inzwischen, dass die Zahlung aus Deutschland auf ein Konto, das indirekt dem ehemaligen FIFA-Top-Funktionär Mohamed Bin Hammam zugeordnet wird, geflossen ist. Mohamed Bin Hammam wurde von der FIFA-Ethikkommission aus dem Kandidaten-Rennen genommen, als er 2011 gegen den erneut als FIFA-Präsident kandidierenden Joseph Blatter antreten wollte. Allerdings scheint nun der Grund für die fragliche Zahlung tendenziell in eine andere Richtung als für einen Stimmenkauf bezüglich der WM-Vergabe 2006 zu gehen; die Medien spekulieren, dass es sich bei der Bezahlung der 6,7 Millionen Euro um einen Stimmenkauf für die Wahl von Joseph Blatter gehandelt haben könnte (so etwa die „NZZ“ vom 23. März 2016). Nun ermittelt die untersuchende Kammer der FIFA-Ethikommission gegen Franz Beckenbauer, Wolfgang Niersbach, den kürzlich zurückgetretenen DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock, den ehemaligen stellvertretenden DFB-Generalsekretär Stefan Hans, den früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger sowie den WM-Organisationsmanager Horst Schmidt. Einstweilen und wohl bis auf Weiteres darf in Deutschland (noch immer) an das „Sommermärchen“ geglaubt werden.
FIFA-Ethikkommission untersucht „Sommermärchen“-Zahlung
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